Wie Cornelius Sturm ein Kulturprogramm für die Landesgartenschau aufstellen soll Landesgartenschau: Kultur für das Großereignis

Von Michael Weiser
Ein Kulturprogramm für die Landesgartenschau: André Riedel, Ronny Schuster und Cornelius Sturm sollen den Rahmen für das Großereignis bestimmen. Foto: Harbach Foto: red

Das Relief des Geländes lässt sich schon gut erkennen, das Programm steht noch in den Sternen: Der Anwalt Cornelius Sturm soll sich um die kulturelle Begleitung der Landesgartenschau 2016 in Bayreuth kümmern. Nun hat er die Kulturschaffenden eingeladen - sie sollen Ideen liefern.

 
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Was? An dem Abend kommt der Josef Hader? Jungs, ihr müsst auf mich verzichten“. Sagt Cornelius Sturm und lacht. Ein kleiner Spaß, natürlich wird er an diesem 16. Oktober dabei sein, genau genommen muss er eigentlich sogar dabei sein – wenn am die erste Runde mit den Kulturschaffenden in Bayreuth ansteht. Denn er ist schließlich der Kulturbeauftragte für die Landesgartenschau und sollte hören, was die Kreativen in der Aussprache im Bechersaal an Ideen zum Bayreuther Großereignis des Jahres 2016 beizusteuern haben. Also, nix ist’s mit Hader.

Wie das so ist in Bayreuth: Es finden mal wieder mehrere verlockende Ereignisse gleichzeitig statt. Eine Erfahrung, die auch Sturm schon gemacht haben wird, die er aber 2016 so weit wie nur irgendwie möglich vermeiden will. Man wolle den Veranstaltungen in der Stadt keine Konkurrenz machen, „wir wollen ein alternatives Programm“, betont er.

Cornelius Sturm sitzt im Gelände der Landesgartenschau an einer Bierbank auf einem geschotterten Weg, vor sich eine Erdrampe. Zu seiner Linken wühlt ein Bagger den Hang um, immer wieder dröhnt ein Lastwagen heran, der dunkle Erde von der Ladefläche kippt. Kaum vorstellbar, dass sich das künstlich modellierte Gelände in nicht mal 570 Tagen in eine Idylle am Rande Bayreuths verwandelt haben soll.

Bühne am See

Im Rücken des Rechtsanwalts ist das Ufer des Auensees, dort soll die Hauptbühne der Landesgartenschau aufgebaut werden, darüber das Landesgartenschauzelt, das derzeit noch in Deggendorf steht. Und mit Sturms Konzept verhält es sich vorerst noch wie mit dem Gelände der Gartenschau: noch im Werden. „Wir warten jetzt erst einmal die Gesprächsrunden ab“, sagt er. Man mache keine Vorgaben, erwarte keine schriftlichen Anträge, es gebe auch keine strenge Tagesordnung. Nein, jeder, der Ideen habe, könne die auch beisteuern, verspricht Sturm: „Wir sind absolut offen.“ Zweck des Ganzen: „Wir wollen die Kulturschaffenden früh einladen mit uns nachzudenken, was aus der Region an Programm für die Landesgartenschau kommen könnte.“

Bis Ende Oktober sind vier Gesprächsrunden zu vier verschiedenen Bereichen geplant. Danach will Sturm zusammen mit seinen Mitstreitern André Riedel und Ronny Schuster so etwas wie einen leeren Spielplan aufstellen, vorerst noch ohne genaue Termine. „Die füllen wir dann auf“, sagt Sturm. Spätestens Ende 2015 soll dann das Programm druckfertig sein.

Man muss sich mal vorstellen, was 2016 alles in Bayreuth stattfinden wird. Haus Wahnfried wird dann wohl wieder eröffnet sein, Jonathan Meese wird im Festspielhaus den „Parsifal“ inszenieren. Und die Landesgartenschau wird die Menschen aus Nah und Fern anziehen, Zehntausende, Hunderttausende. Über 700 000 waren es bis kurz vor Torschluss in Deggendorf. Das Kulturprogramm wird für diese Besucher ein Bonus sein, ein Zuckerl, „aber im Mittelpunkt steht schon die Landesgartenschau“, sagt Sturm.

André Riedl wird sportliche Elemente beisteuern, vom Beachvolleyball bis hin zu neuen Trendsportarten wie dem Stand-up-Paddeln. Ronny Schuster ist fürs Kinder- und Jugendprogramm zuständig. Koordiniert wird das Angebot von Sturm, der das gesamte Gelände bespielt haben will, mit Gauklern und Straßenmusikern, aber auch mit Bühnenprogrammen am See. Theater, Musik von Rock über Jazz bis hin zur Klassik, vielleicht sogar Diskussionsrunden sieht er dort, auch die Kirchen sollen eingeladen werden – um die Bühne für Gottesdienste zu nutzen.

Es wird jeden Tag etwas stattfinden, zumindest dürfte das so sein, wenn man sich das Programm anderer Landesgartenschauen mit Hunderten und Aberhunderten Veranstaltungen anschaut, von der kommerziellen Vorführung eines Handwerkers bis hin zum hochklassigen Konzert. „Es wird aber mit Sicherheit nicht jeden Tag ein Highlight geben“, sagt Sturm, ein Großereignis, das den Etat belasten würde. Man müsse dann vor allem nach extra Geldgebern suchen. „Das hat in Deggendorf und Bamberg auch geklappt“, sagt der Kulturverantwortliche, „warum soll das hier nicht funktionieren.“

Festspielnacht am See

Geträumt wird vorerst noch viel im wüsten Land am Roten Main, eineinhalb Jahre, bevor die Saat langer Vorbereitung dann aufgeht. Ein Traum von Sturm persönlich: ein Ableger vom Grünen Hügel bei der Landesgartenschau. „Klar, mit der Wahnsinnsqualität wie bei der Siemens-Festspielnacht können wir uns das wohl nicht leisten“, sagt er. „Aber warum nicht Übertragungen in einem kleineren Maßstab, oder Aufzeichnungen klassischer Inszenierungen?“

Weniger Platz werden er und seine Mitarbeiter wohl dem Fußball gönnen. 2016 ist Europameisterschaft, Deutschland ist Favorit, aber wohl nicht im Bayreuther Auenland. „Wir machen ein Alternativprogramm, wie gesagt“, betont Sturm. „Da wird in Bayreuth selbst genügend stattfinden.“

INFO: Brainstorming für die Landesgartenschau – an folgenden Terminen: Schwerpunkt „Musik“ (außer Volksmusik): Donnerstag, 16. Oktober. „Heimat, Brauchtum, Tanz und Volksmusik“: Montag 20. Oktober; „Theater, Wort, Literatur und Film“: Montag 27. Oktober, „Kinder, Jugend und Familie“: Mittwoch 29. Oktober.

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