Kulmbachs neue Gastro-Meile

Von Stefan Linß
Rocco Zaccaro rückt das Schild mit den Angeboten zurecht. Am Standort zwischen Einkaufszentrum „Fritz“, künftigem Grünem Zentrum und Uni-Campus lebt die Gastronomie auf. Foto: Stefan Linß Foto: red

Auf dem Areal zwischen Spinnerei und Güterbahnhof wird sich in Zukunft alles rund ums Thema Lebensmittel und gesunde Ernährung drehen. Studenten sowie Mitarbeiter der Universität und des Grünen Zentrums prägen den Ort. Die Profis für Essen und Trinken sollen sich nicht nur in der neuen Mensa verköstigen, sondern auch auf das Angebot in der Nachbarschaft zugreifen. Gastronomen haben die Zeichen der Zeit erkannt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ein gründerfreundlicher Geist werde nach Kulmbach schwappen, hofft die Universität Bayreuth. Die siebte Fakultät könnte Büros und Labore mit neuen Geschäftsideen bringen. Gleich daneben, in der Nähe des Bahnhofs, entsteht das Grüne Zentrum, ein Zusammenschluss von Behörden, Einrichtungen und Organisationen aus dem Bereich Land- und Forstwirtschaft. Unter demselben Dach werden das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, das Kompetenzzentrum für Ernährung und die bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen angesiedelt, teilt die Staatsregierung mit. Etwa 1000 Studenten und die vielen hoch qualifizierten Arbeitskräfte sind potenzielle Umsatzbringer für Geschäfte und Restaurants.

Die Gastronomie kehrt den Negativtrend um

Den Einzelhandel zieht es bislang trotzdem immer weiter in die Peripherie. Viele Unternehmen siedelten sich in den vergangenen Jahren vor den Toren der Stadt an, hauptsächlich am Kreuzstein und in der Lichtenfelser Straße sowie in der Albert-Ruckdeschel-Straße. Ein schwerer Schlag für die Innenstadt ist die Entscheidung des Modemarktes Adler. Das Bekleidungshaus wird als einer der Ankermieter Ende August das Einkaufszentrum „Fritz“ verlassen.

Im Bereich Gastronomie könnte sich nun ein umgekehrter Trend abzeichnen. Der erste neue Bewirtungsbetrieb kommt ins „Fritz“, um die Lücke zu füllen, die vor wenigen Wochen ein Einzelhändler hinterlassen hat. Wie das Einkaufszentrum im Gespräch mit dem Kurier mitteilt, wird der Laden im Eingangsbereich, in dem die Buchhandlung Hübscher zu finden war, von September an wieder vermietet. Um welchen Gastronomen es sich handelt, wurde noch nicht verraten.

Neuer Gastrobetrieb im ehemaligen Hübscher-Laden

Das „Fritz“ wird sein Gesicht verändern, wenn die Pläne der Uni in der Nachbarschaft voranschreiten. Sicher bleiben will der Asia-Imbiss „Dr. Wok“. Irrtümlich hatte unsere Zeitung gemeldet, dass für den gesamten Bereich an der Rolltreppe im Erdgeschoss ein Nachmieter gesucht wird. Wie das Centermanagement erklärt, sei der vietnamesische Familienbetrieb glücklich im „Fritz“ und er werde gut von den Besuchern des Einkaufszentrums angenommen. Lediglich eine kleine Ladenfläche neben dem Imbiss sei derzeit nicht vermietet und auf einem Immobilienportal ausgeschrieben.

Neben „Dr. Wok“ gehört das Restaurant und Eiscafé „La Lista“ zum bestehenden gastronomischen Angebot im „Fritz“. Außerdem sind drei Bäckereien unter dem Dach des Centers zu finden. Mit dem neuen Gastronomiebetrieb im ehemaligen Hübscher-Laden ist der Bereich Essen und Trinken bei insgesamt gut 20 Geschäften vergleichsweise stark repräsentiert. Roccos Pizza- und Pastabude steht mittendrin zwischen Einkaufszentrum, Grünem Zentrum und Uni-Campus. Inhaber Rocco Zaccaro blickt optimistisch in die Zukunft. Seinem Standort ist er schon fast zehn Jahre treu. Zu den Stammkunden zählen Schüler. „Ein Stück Pizza geht immer“, sagt Zaccaro. Er hat nichts dagegen, wenn bald auch Studenten kommen.

Dehoga erhofft Impulse durch die Uni

Ins sanierte Pförtnerhäuschen der Spinnerei ist im Jahr 2011 Maurizio Malandrino eingezogen. Die Mauri-Pizza hat sich dort einen Namen gemacht und ist heute fest etabliert. Wenige Meter weiter in der Fritz-Hornschuch-Straße wurde Gerhard Bär mit seinem Bratwurststand heimisch. Die Rückkehr an den Zentralparkplatz schließt er aus. Das ehemalige Turbinenhaus der Spinnerei in der Nähe des Busbahnhofs wird im Zuge der Uni-Ansiedlung umgebaut. Es könnte mit seinem Kulturangebot künftig den Abschluss der Kulmbacher Gastro-Meile bilden.

Auch der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) erhofft sich Impulse von der Universität. „Das junge Publikum wird eine Bereicherung für uns und es wird die Szene beleben“, sagte Kreisvorsitzender Stephan Ertl erst kürzlich im Gespräch mit dem Kurier. Für den Innenstadtbereich stehen die Chancen gut, dass die Branche den Aufwind spürt.

Die Peripherie bricht weg

Dafür bricht die Gastronomie in den Kulmbacher Randgebieten mehr und mehr weg. Das Kneipen- und Restaurantsterben hat auch vor dem Traditionswirtshaus „Einkehr zur Schmiede“ in der Blaich nicht Halt gemacht.

Gegenüber wartet das Mönchshof-Bräuhaus seit Wochen auf einen neuen Pächter. In Petzmannsberg sind der Weberhof und die Pizzeria Enzo geschlossen. Trotzdem überwiegt bei Stephan Ertl die Hoffnung, dass die gesamte Kulmbacher Gastroszene profitiert.

Bilder