5,4 Millionen Euro bleiben unterm Strich – Kleinaktionäre rufen nach höherer Dividende Kulmbacher: Gewinn fast verdoppelt

Von Roland Töpfer
Hauptversammlung der Kulmbacher Brauerei AG. Foto: red Foto: red

Die Kulmbacher Brauerei-Gruppe hat 2015 bei einem nahezu unveränderten Getränkeabsatz von 3,19 (3,18) Millionen Hektoliter ihren Gewinn fast verdoppelt: 5,4 Millionen Euro wurden nach Steuern verdient. Im Vorjahr waren es noch 2,8 Millionen Euro gewesen.

 
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Ireks-Chef Hans Albert Ruckdeschel, mit über 25 Prozent Anteil Großaktionär der Kulmbacher und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, sieht auch nach diesem Gewinnsprung noch Luft nach oben. „Das ist alles noch verbesserungsfähig“, sagte er auf Kurier-Nachfrage am Rande der Hauptversammlung in der Kulmbacher Stadthalle. Man müsse sehen, von welchem Niveau man komme.

Stärkung des Eigenkapitals

Vom handelsrechtlichen Bilanzgewinn in Höhe von 4,3 Millionen Euro werden gut 739.000 Euro als Dividende ausgezahlt, die mit 22 Cent je Aktie doppelt so hoch wie im Vorjahr (elf Cent) ist. 3,5 Millionen wandern zur weiteren Stärkung des Eigenkapitals in die Rücklagen. Mit dieser Dividendenpolitik zeigten sich einige Vertreter der Kleinaktionäre nicht einverstanden. Einer von ihnen verwies auf die bei einem aktuellen Kurs von 38,88 Euro niedrige Dividendenrendite von 0,5 Prozent. „Mit 0,22 Euro pro Aktie bin ich in keiner Weise einverstanden.“ Die Eigenkapitalausstattung des Unternehmens sei sehr gut. Es gebe keinen Grund, so viel Geld in die Rücklagen einzustellen.

Vorstandssprecher Markus Stodden argumentierte, das Unternehmen brauche eine solide Finanzbasis mit einer Eigenkapitalquote von mindestens 40 (aktuell 39,2) Prozent. Wenn dies erreicht sei, könne auch die Dividende weiter steigen. Man sehe ja schon in diesem Jahr, in welche Richtung es geht.

Weniger Beschäftigte

Ein Aktionär verwies auf die Konkurrenten Paulaner und Erdinger, die sich besser als die Kulmbacher entwickeln würden. Wachstum und Umsatzrenditen der Konkurrenz seien höher, das Personal dort würde aufgestockt. Bei der Kulmbacher sank die Beschäftigtenzahl von 903 (2011) auf 886 im vergangenen Jahr.

Erfolg in der Nische

Stodden will mit weiteren Nischen- und Spezialbieren die Kulmbacher auf Wachstumskurs halten. 250.000 Hektoliter entfielen im vergangenen Jahr auf Produkte, die nicht älter als drei Jahre waren. Mönchshof und Sternla legten am meisten zu. Mönchshof ist deutscher Marktführer bei naturtrübem Kellerbier. Vom „Natur Radler“ wurden erstmals mehr als 100.000 Hektoliter verkauft.

Kulmbacher büßte im preisaggressiven Pilsmarkt Absatz ein. Stodden: „Der Preiskampf im Handel setzte sich unvermindert fort. Mittlerweile werden mehr als 75 Prozent der Absatzmenge der nationalen Pils-Fernsehbiere in Aktionszeiträumen verkauft.“ In der Gastronomie wurden wegen des veränderten Konsum- und Ausgehverhaltens 3,2 Prozent weniger verkauft. „Insbesondere der ländliche Raum ist hiervon betroffen.“

Probleme in China: Export eingebrochen

Der Export brach um 18,8 Prozent ein, vor allem wegen des Absatzrückgangs in China, wo deutsche No-Name-Biere zu Billigpreisen der Kulmbacher das Leben schwer machen. Das Russlandgeschäft litt weiter unter den allgemeinen Handelsrestriktionen. Der weitaus größte Bereich Handel legte um 2,5 Prozent zu. Vom gesamten Getränkeabsatz entfielen 970.000 (944.000) Hektoliter auf alkoholfreie Getränke. Der Umsatz stieg um 1,2 Prozent auf 220 Millionen Euro, nur 4,5 Prozent davon kamen aus dem Ausland.

Gewinn soll stabil bleiben

Stodden rechnet für die kommenden Jahre mit einem rückläufigen Bierkonsum, andauernden Preiskämpfen und einem höheren Aufwand für die Individualisierung der Mehrweggebinde. Mit neuen Biersorten der Mönchshof und kleineren Gebinden will Stodden Zuwächse schaffen und Rückgänge im traditionellen Bereich kompensieren. Ob das für einen erneuten Gewinnzuwachs reichen wird, ließ er offen. „Für das laufende Geschäftsjahr streben wir eine nachhaltige Ergebnisentwicklung an.“ Der Umsatz soll steigen. Beim operativen Ergebnis (Ebit), das auf 8,3 (4,9) Millionen Euro gestiegen ist, „erwarten wir eine leicht rückläufige bis stabile Tendenz“.

Betriebsratschef Prehmus verabschiedet

Verabschiedet wurde Johann-Georg Prehmus, langjähriger Betriebsratsvorsitzender und einer von zwei Arbeitnehmervertretern im sechsköpfigen Aufsichtsrat. Prehmus war fast 50 Jahre lang für die Kulmbacher Gruppe tätig. 1967 begann er seine Lehre zum Brauer und Mälzer bei der damaligen Reichelbräu. 32 Jahre lang saß er im Aufsichtsrat. Den oft schwierigen Spagat zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern habe er immer gut hingekriegt, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Roland Tobias, Chef des Mehrheitsaktionärs Brau Holding International (BHI). Irgendwann sei eben ein Ende in Sicht, meinte Prehmus. „Nach 32 Jahren sage ich tschüss und auf wiedersehen.“ Nachfolgerin an der Betriebsratsspitze und im Aufsichtsrat ist Martina Weber.

Kulmbacher in Zahlen

Die Kulmbacher Gruppe konnte 2015 den Getränkeabsatz nur leicht auf 3,19 (3,18) Millionen Hektoliter steigern, den Gewinn unterm Strich aber mit 5,4 Millionen Euro fast verdoppeln. Auch die Dividende verdoppelt sich auf 22 Cent je Aktie, was jedoch gemessen am aktuellen Kurs nur eine geringe Rendite für den Aktionär von 0,5 Prozent ergibt. Die Zahl der Beschäftigten sank um zwei auf 886. Der Umsatz stieg um 1,2 Prozent auf 220 Millionen Euro.

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