Schluss mit lustig: Niemand will den Vorsitz übernehmen Kulmbacher Faschings-Komitee löst sich auf

Von Sonny Adam
Der Narrennachwuchs wird sein Training fortsetzen. Im Bild die Kulmbacher Stopselgarde. Foto: Sonny Adam Foto: red

Fasching ade. Jetzt ist Schluss mit lustig: Trotz aller Bemühungen fand sich kein neuer Vorsitzender für das Kulmbacher Faschings-Komitee. Der Verein löst sich zum Ende des Jahres auf. Prunksitzungen wird es in der Bierstadt dann nicht mehr geben. Traurige Zeiten stehen an, auch wenn es niemand fassen kann.

 
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Das Kulmbacher Faschings-Komitee (KFK) hat ein halbes Jahrhundert den Fasching in der Bierstadt angeführt: Es gab einen Rathaussturm mit großem Tamtam und eine Prunksitzung. „Schön war auch immer der Behinderten- und Seniorennachmittag“, blickt Birgit Obermaier, die Sitzungspräsidentin zurück. Doch sie kann nicht viel mehr sagen als „Es war einmal...“

„Unser Verein hat zur Zeit einen kommissarischen Vorstand und ist in einer Übergangsphase“, steht kurz und knapp auf der Homepage im Internet. Stefan Ennen, der bisherige Vorsitzende, hat sein Amt niedergelegt. Seit 2014 hatte er den Vorsitz inne. Als zweiter Vorsitzender blieb Thorsten Wallsteiner. Und Thorsten Wallsteiner hat jetzt die missliche Aufgabe, den Verein abzuwickeln. Denn am 31. Dezember ist Schluss. Dann ist der KFK Geschichte – aus, fertig, vorbei. In einer außerordentlichen Versammlung haben die Mitglieder das beschlossen.

Es wird nichts übrig bleiben

„Ja, es stimmt. Wir finden einfach keinen Vorstand mehr. Es ist niemand bereit und es ist auch keiner in Sicht. Wir können nicht anders, als einen Schlussstrich zu ziehen“, sagt Thorsten Wallsteiner. Noch wenige Monate ist der Verein in der Übergangsphase, dann ist Schluss. Das Vermögen wird null auf null aufgehen. „Es wird nichts bleiben“, sagt der Stellvertreter.

Wallsteiner ist seit 1998 beim Kulmbacher Faschings-Komitee. Im letzten Jahr tanzte er als Helene Fischer über die Bühne und sorgte mit der Gruppe „Das Chaos“ für so manchen Lacher. Damals war auch der Vorsitzende Stefan Ennen noch mit dabei. Doch die Zeiten der Fröhlichkeit sind in Kulmbach vorbei. „Es ist schwer, einen Fasching in einer solchen Dimension auf die Bühne zu bringen. Die Menschen sind immer schwerer zu begeistern. Und außerdem sind auch alle beruflich stark engagiert und in der Pflicht. „Ich könnte auch keinen Vorsitzenden machen. Das geht einfach nicht“, sagt Wallsteiner.

Die Präsidentin trauert

„Wir haben jetzt alle Kulmbacher Vereine informiert“, sagt Sitzungspräsidentin Birgit Obermaier und will gar nicht mehr Worte machen. Weil die Situation einfach zu traurig ist.

Was aus dem Rathaussturm wird, ist unklar. Möglicherweise besteht noch ein Hoffnungsschimmer, dass der Rathaussturm weitergeht. Denn bislang war die Erste Kulmbacher Showtanzgarde immer mit im Boot. Doch ob es 2015 einen Rathaussturm geben wird, wie der aussehen wird, wird sich erst später entscheiden. Weder die Showtanzgarde noch die Stadt Kulmbach können und möchten derzeit dazu Stellung nehmen. Denn jeder ist über die Entwicklung geschockt.

Faschingsverdrossenheit im Kulmbacher Land?

„Aber immerhin trainieren all unsere Gruppen woanders. Die haben nicht aufgehört. Man kann die Gruppen auch noch buchen“, sagt Wallsteiner. Was der Grund für die Faschingsverdrossenheit war, wollen die Mitglieder nicht kommentieren. Doch in der Vergangenheit wurde die Zahl der engagierten Faschingstreibenden in Kulmbach immer geringer. Immer mehr Arbeit blieb auf wenigen Schultern verteilt. Und dazu kamen vereinsinterne Streitereien. Die einen wollten, dass alle Gruppen auftreten konnten. „Bei uns sollte jeder, der Lust auf Fasching hatte, mitmachen können“, sagt Birgit Obermaier. Andere Strömungen im Verein waren für eine Attraktivierung und Professionalisierung des Programmes – um für das Publikum attraktiver zu werden.

Hoffen auf etwas Neues

Jetzt ist erst einmal Schluss. „Man muss jetzt abwarten. Alles muss jetzt erst einmal reifen. Vielleicht ergibt sich ja in einigen Jahren etwas Neues – Fasching in kleinerem Rahmen oder so“, hofft der zweite Vorsitzende Thorsten Wallsteiner schweren Herzens.

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