Kulmbach: Streit um geplante Neubauten

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Im Kulmbacher Stadtteil Weiher sorgen zwei geplante Neubauten für Diskussionen. Die Gegner halten sie für zu wuchtig. Der Bauherr findet, sie fügen sich in die Umgebung ein. Jetzt entscheidet der Stadtrat. Symbolfoto: Archiv/Arne Dedert/dpa Foto: red

Sie sind noch gar nicht gebaut. Denn der Stadtrat muss dem Bauantrag erst zustimmen. Doch allein die Pläne einer Himmelkroner Immobilenservice UG für zwei Neubauten und 27 Stellflächen im Kulmbacher Stadtteil Weiher regen einen Teil der Nachbarn auf.

 
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Darum geht’s: Auf einem Grundstück in der Friedrich-Schönauer-Straße 45 sollen zwei moderne Wohngebäude entstehen. In jedem Wohnhaus könnten neun Parteien wohnen. Dazu sind 18 Garagen und neun weitere Parkplätze geplant. Die Fläche wurde früher landwirtschaftlich genutzt. Für das Gelände in Alt-Weiher gibt es keinen Bebauungsplan, für das benachbarte Gebiet „Zum Weiherbach“ allerdings schon.

Das sagen die Nachbarn: In einem Brief an die SPD-Fraktion im Stadtrat schildert Anlieger Bernd Rosemann seine Bedenken. Der Bauentwurf sei „maximal profitorientiert gestaltet“ und nehme auf „nachbarschaftliche und städtische Belange keinerlei Rücksicht“. Die Dimension der Wohnanlage sei gewaltig und erschreckend. Die Gestaltung der Außenanlagen führe zu einer erheblichen Flächenversiegelung. Dabei wirke die Höhe eines jeden der viergeschossigen Gebäude äußerst wuchtig und entspreche nicht der umgebenden Bebauung.

Rosemann sieht vielerlei Probleme auf die Nachbarn zukommen: Steigende Quadratmeterpreise, mehr Verkehr, zu wenig Parkflächen, ein überlastetes Kanalsystem und weniger Lebensqualität. Er halte das Bauvorhaben für nichtgenehmigungsfähig, so Rosemann weiter. „Schlüssig wäre in diesem Kontext eine kleingliedrige Bebauung entgegen der vorgelegten Planung beispielsweise mit Doppelhaushälten.“ Nach einem Ortstermin wollen die SPD-Vertreter im Stadtrat die kritischen Nachbarn unterstützen. „So wie sie aktuell geplant sind, sind die Neubauten klar abzulehnen“, sagt Fraktionsvorsitzender Ingo Lehmann.

Das sagt der Bauherr: Wolfgang Aßmann, der Geschäftsführer der Immobilienservice UG, bedauert, dass aus den Neubauplänen „ein Politikum“ gemacht werde. „Ich verfüge über eine 40-jährige Bauerfahrung“, sagt Aßmann auf Kurier-Anfrage. „Daher kann ich beurteilen, ob sich ein Baukörper in eine Landschaft einfügt oder nicht.“ Die Häuser befänden sich in Südhanglage und würden in zeitgemäßer Form und energieeffizient gebaut. In Kulmbach würden dringend Wohnungen gebraucht. „Da ist es doch vernünftig, seiner sozialen Verantwortung nachzukommen.“

Zwar sollen in Weiher Eigentumswohnungen entstehen, diese könnten jedoch jederzeit vermietet werden. Ein Investor wäre sogar bereit, eines der Häuser zu übernehmen. Wie das Musterhaus in Himmelkron habe das Gebäude nur zwei Stockwerke - neben Keller und Dachgeschoss. Genau jener Nachbar, der sich jetzt beschwere, habe selbst Ausnahmen vom Bebauungsplan zugestanden bekommen. „Ich bin kompromissbereit und will mich kooperativ verhalten“, stellt Aßmann zugleich klar. Über die Gestaltung lasse er mit sich reden. „Im Übrigen gibt es auch Nachbarn, die unterschrieben haben.“ Nur fünf Anlieger seien dagegen.

Dass er mit 1,5 Parkplätzen pro Wohnung auf dem 3280 Quadratmeter Grundstück kalkuliert, hält er für angemessen. Seit vier Monaten warte er jetzt auf eine Zusage aus dem Rathaus. Inzwischen habe er ein Hochwassergutachten eingebracht, dass das Bauvorhaben als unbedenklich einstuft. „Wenn jemand meint, das Grundstück müsse unbebaut bleiben, dann hätte er es kaufen sollen.“ Als Eigentümer wolle er ungern den Rechtsweg beschreiten. Aber er frage sich: „Muss ich denn wirklich so bauen, wie es die anderen wollen?“

Das sagt die Stadt: Simon Ries, Büroleiter des Oberbürgermeisters Henry Schramm (CSU), teilte auf Nachfrage mit, dieser sehe die Pläne ebenfalls kritisch. In der nächsten Woche soll sich am Dienstag der Bauausschuss damit befassen und danach der Stadtrat. „Herr Aßmann wird sich wohl bewegen müssen.“ Die Bauten müssten in Art und Größe in einem passenden Verhältnis zur Umgebung stehen. „Sie sollte n sich so gestalten, dass sie sich einfügen.“ Derzeit prüften die Stadtwerke Kulmbach, ob die Kanalisation durch die Bebauung beeinträchtigt werde. Vermutlich werde im Stadtrat ohne eine explizite Empfehlung abgestimmt, so Ries.

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