Kulmbach rockt die Kandidatenlisten

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Gleich vier Kandidaten haben es für die Landtags- und Bezirkstagswahlen auf vorderste Plätze der Listen für Oberfranken geschafft. So prominent war der Landkreis Kulmbach nie vertreten.

 
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Noch nie war der Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach über die Parteien hinweg auf den Oberfrankenlisten für den Landtag wie auch für den Bezirkstag so prominent besetzt.

Für die SPD führt Inge Aures wieder die Landtagsliste der Region an. Ludwig von Lerchenfeld steht auf der Liste der CSU hinter Gesundheitsministerin Melanie Huml erneut auf Platz zwei. Für den Bezirkstag gibt es sogar zwei Listenführer, die in Kulmbach zu Hause sind: Henry Schramm geht bei seiner dritten Bezirkstagswahl erstmals vom Spitzenplatz ins Rennen. Thomas Nagel (FDP) will es für seine Partei von der Pole-Position aus in den Bezirkstag schaffen.

Die Freien Wähler stellen ihre Oberfrankenliste erst am 21. April auf. Dem Kulmbacher Direktkandidat Rainer Ludwig werden  dabei gute Aussichten bescheinigt, hinter dem amtierenden Forchheimer Landtagsabgeordneten Thorsten Glauber auf Platz zwei in die Wahl zu gehen.

 

Inge Aures

Für Inge Aures ist es in ihrer dritten Landtagswahl das zweite Mal, dass sie an der Spitze der Oberfrankenliste der SPD platziert wurde. Das Vertrauen der Genossen in Aures ist im ganzen Regierungsbezirk groß. 90 von 94 Delegierten wollten sie ganz vorne sehen. Ihr erneuter Einzug in den Landtag gilt damit als sicher, auch wenn die SPD in jüngsten Umfragen bayernweit nochmals Verluste hinnehmen muss. „Wir kämpfen um jede Stimme“, verspricht Aures. Ihr Ziel: „Wir wollen die absolute Mehrheit der CSU verhindern.“

 

Ludwig von Lerchenfeld

Ludwig von Lerchenfeld bleibt das Zittern um seinen erneuten Einzug in den Landtag trotz Platz zwei auf der Oberfrankenliste der CSU auch diesmal nicht erspart. Damit Lerchenfeld, der nicht als Direktkandidat antritt, über die Liste in den Landtag kommt, müsste die CSU bayernweit auf 46 bis 48 Prozent kommen.

Davon ist die Partei aber derzeit noch weit entfernt. 41 Prozent sagen Umfragen aktuell voraus. Zudem muss der Baron aus dem Oberland auch noch mit dem ehemaligen Bayreuther Oberbürgermeister Michael Hohl rechnen. Auch er will über die Liste ins Parlament. Mit ihm wird zu rechnen sein. Lerchenfeld hat mit seinem Listenplatz vor Michael Hohl aber einen Vorteil: In Bamberg, einer CSU-Hochburg, rückt der  Heinersreuther Schlossherr auf Platz eins der Liste, weil Gesundheitsministerin Melanie Huml in Bamberg um das Direktmandat kämpft.

 

Thomas Nagel

Thomas Nagel, Stadt- und Kreisrat der FDP in Kulmbach und Bezirksvorsitzender seiner Partei, hat es diesmal auf Platz eins der Bezirkstagsliste geschafft. 2013 war Nagel von Platz zwei in die Wahl gegangen. Der Kulmbacher übertraf dabei zwar das Ergebnis des auf Platz eins gesetzten amtierenden Bezirksrats Wilhelm Habermann aus Bamberg. Für ein Mandat hatte es aber nicht gereicht, die FDP flog vor fünf Jahren ganz aus dem Gremium. Jetzt will es der Kulmbacher wissen. Das Vertrauen der oberfränkischen Liberalen hat er. Nagel hatte für die Spitzenposition auf der Liste eine Gegenkandidatin, konnte sich aber mit 21 zu 9 Stimmen  durchsetzen.

 

Henry Schramm

Der Kulmbacher OB selbst hält sich mit Prognosen zurück: „Der Bezirkstag wählt seinen Präsidenten aus der Mitte der gewählten Kandidaten. Heute darüber zu spekulieren, wie das ausgehen wird, ist Stochern im Nebel.“ Schramm sagt, er gehe davon aus, dass die CSU wieder mit einer starken Gruppe im Bezirkstag vertreten sein wird. Er kündigt an, um das Vertrauen der Wähler werben zu wollen. Eine Aussage, welches Wahlergebnis er erwartet und ob er gegebenenfalls als Bezirkstagspräsident kandidieren wird, ließ sich Schramm nicht entlocken.

Trotzdem spricht viel dafür, dass Kulmbachs Stadtoberhaupt nach der Wahl am 14. Oktober an der Spitze des Bezirkstags stehen wird. Dass Schramm auch beim dritten Mal infolge das Direktmandat im Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach holt, gilt als sicher. Ebenso sicher: Es wird einen Nachfolger Günther Denzlers geben müssen. In den Reihen der CSU-Bezirksräte gibt es diesmal so viel Bewegung wie selten zuvor. Von den bisher acht CSU-Bezirksräten scheiden fünf aus, nur drei, darunter auch Schramm, treten nochmals an.

Die CSU ist seit langer Zeit stärkste Fraktion im Bezirkstag. Sie hat das Vorschlagsrecht für das Präsidentenamt. Es wäre unwahrscheinlich, wenn der Spitzenkandidat auf der Liste nicht auch derjenige wäre, der sich um die Präsidentschaft bewirbt, zumal er zuvor bereits die Stellvertreterposition inne hatte. Vorausgesetzt die CSU bleibt die stärkste Gruppierung im Bezirk.

Würde  Schramm  Bezirkstagspräsident, wäre er der erste Kulmbacher in diesem Amt.  In der Nachkriegszeit war Hans Rollwagen(SPD) aus Bayreuth von 1954 bis 1961 an der Spitze des Bezirkstags.

Danach war dieses Amt bis heute fest in der Hand der  CSU. Anton Hergenröder war von 1961 bis 1982 Chef im Bezirk, ihm folgte von 1982 bis 2003 der ebenfalls aus dem Kreis Bamberg stammende Edgar Sitzmann.

Seit 2003 sitzt mit Günther Denzler erneut ein Bamberger an der Spitze des Bezirkstags. Zu dessen Aufgaben  zählen vor allem soziale Belange wie die Hilfe für Menschen mit Behinderung und seelischen Erkrankungen oder die Hilfe für alte Menschen, die  Pflege nicht allein bezahlen können.

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