750.000 Euro Schaden im Kindergarten Nach Feuer in Kulmbacher Kindergarten: Polizei schließt Brandstiftung nicht aus

Von Sonny Adam

Der Paul-Gerhardt-Kindergarten in Kulmbach ist in der Nacht zum Freitag in Flammen aufgegangen. Dabei entstand nach Angaben der Polizei Sachschaden von 750.000 Euro. Die Polizei schließt Brandstiftung nicht aus, die Ermittlungen laufen. Zeugenaussagen führen die Kripo bereits auf eine Spur.

 
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Um 1.55 Uhr gab die Integrierte Leitstelle Feueralarm. „Ich habe das Blaulicht vor der Haustür gesehen, viele Feuerwehrfahrzeuge und Rettungskräfte“, schilderte gestern Heinz Ohnemüller, der direkt gegenüber seine Metzgerei mit Gastwirtschaft betreibt. Ohnemüller hatte sein Handy gezückt und drückte auf Filmaufnahme: Denn so etwas, wie es sich direkt vor seiner Haustür abspielte, hat er noch nie gesehen. Und so wie er schauten noch viele andere Nachbarn.

An allen Ecken und Enden Flammen

Das 40 Jahre alte Kindergartengebäude brannte lichterloh. „Es war eine richtige Feuermauer, die unheimlich hoch emporgeschossen ist“, schildern andere Anwohner. Und alle sind sich einig, dass sich die Flammen ungewöhnlich ausdehnten. Der Kindergarten habe an allen Ecken und Enden gleichzeitig meterhoch gebrannt, sagten die Anwohner fassungslos.

Die herbeigeeilten Feuerwehrleute aus Kulmbach, Mainleus, Neudrossenfeld, Melkendorf, Lösau, Oberdornlach, Katschenreuth, Windischenhaig, Höferänger, Leuchau geben ihr Bestes. Es galt mit allen Mitteln zu verhindern, dass das Feuer auf die angrenzenden Reihenhäuser übergreift.

Holzständerbauweise

Doch für das Kindergartengebäude, die Fahrzeugunterstellhalle, das Spielgelände und den Anbau kommt jede Hilfe zu spät. Die Wehren können es nur noch „kontrolliert“ abbrennen lassen. Das Gebäude war in Holzständerbauweise errichtet worden.

Ob es sich um Brandstiftung handelt, darüber möchte gegenwärtig noch niemand spekulieren. Seltsam allerdings scheint es den Nachbarn, dass im vergangenen Herbst vor demselben Kindergarten eine Mülltonne in Brand gesetzt worden ist. Sie stand unter einem Holzdach und hätte das gleiche Inferno schon früher auslösen können. Doch damals im vergangenen Herbst wurde der Brand rechtzeitig bemerkt.

Junge Männer kurz vorher auf der Straße

Nach ersten Erkenntnissen kommt auch den Brandfahndern der Kripo Bayreuth der Brand „seltsam“ vor. Denn obwohl das Wetter trocken war, obwohl das Holz ausgetrocknet war, ist es doch ungewöhnlich, dass das komplette Gebäude in Flammen gestanden hat. Anwohner wollen einige junge Männer nachts auf der Straße gehört haben. Jetzt bittet die Polizei, diese Männer, sich zu melden. Vielleicht haben sie etwas Verdächtiges bemerkt.

„Uns tut es leid, dass auch die angrenzenden Häuser in Mitleidenschaft gezogen worden sind“, sagt Karl-Heinz Kuch, Geschäftsführer der Geschwister-Gummi-Stiftung. Aber ihm macht keiner Vorwürfe, angesichts der Brandruine, die vom Kindergarten geblieben ist.

Fassungslose Mütter vor der Brandruine

Gestern Morgen kamen die Eltern mit ihren Kindern und wollten ihre Schützlinge wie gewohnt abgeben. Alle waren fassungslos. Denn von dem Kindergarten ist nur ein furchteinflößendes Skelett geblieben. Die Feuerwehr löschte immer noch einzelne Glutnester. Fassungslos ist auch Monika Hoffmann, die Kindergartenleiterin. Für die 106 Kinder in fünf Gruppen muss sie eine andere Unterbringung organisieren. „Wie kann so etwas passieren? Das war doch mitten in der Nacht – da war doch keiner da?“, fragt ein kleines Mädchen in rosa T-Shirt und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. „Auch die Ritterburg ist verbrannt“, bedauert ein kleiner Junge.

Für den sechs Jahre alten Maximilian wäre diese Woche die letzte Kindergartenwoche seines Lebens gewesen. Letzte Woche war er beim großen Übernachtungsfest dabei, hat sogar im Kindergarten geschlafen. „Wenn da so etwas passiert wäre, man darf gar nicht daran denken“, sagt seine Mutter. Gummistiefel, Sportkleidung und Matschkleidung waren noch im Haus.

106 Kinder vorübergehend ins Gemeindehaus

Obwohl das Feuer noch nicht ganz gelöscht ist, laufen schon die Gespräche für den Wiederaufbau. Das bestätigt Christina Flauder vom Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde. „Wir haben gleich ein Krisengespräch organisiert“, sagt sie. „Wir müssen jetzt alles tun, dass wir bis zum 2. September eine Möglichkeit finden, die 106 Kinder unterzubringen. Wir müssen das in engem Schulterschluss mit der Stadt machen“, sagt Flauder. Die Betreuung der Kinder ist in der nächsten Woche gesichert. Die Kinder kommen bis zum 7. August im Gemeindehaus Kreuzkirche unter.

Wem ist in der Nacht zum Freitag, bis 1.40 Uhr, etwas Verdächtiges in der Friedrich-Schönauer-Straße im Bereich des Kindergartens aufgefallen, fragt die Kriminalpolizei. 
Wer kann Hinweise auf die jungen Männer geben, die auf der Straße entlang rannten und sich vor dem Kindergarten lautstark unterhielten?
Wer kann sonst Angaben machen, die im Zusammenhang mit dem Feuer stehen könnten? Zeugen, die sachdienliche Hinweise zu dem Brand geben wollen sowie die jungen Männer, die in der Kurt-Schumacher-Straße unterwegs waren, werden gebeten, sich bei der Kripo, Rufnummer 09 21/50 60 zu melden.

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