Kühe werden per Handy überwacht

Von Klaus Trenz
„Geht es den Tieren gut, geht es auch uns gut“: Johanna, Matina, Friedrich, Johannes (mit Töchterchen Ella) und Evelyn Köhler gönnen ihren rund 60 Milchkühen viel Auslauf. Hofhund Eddie passt gut auf.⋌Foto: Klaus Trenz Foto: red

„Wachse oder weiche“: Dieser Spruch wurde schon in den 1950er Jahren geprägt im Zusammenhang mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft. Die Familie Köhler in Betzenstein tut weder das eine noch das andere. Der Familienbetrieb hat sich einem Programm angeschlossen, das zwei Generationen auf dem Hof ein Einkommen sichert.

 
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Matina und Friedrich Köhler sowie Sohn Johannes und seine Frau Evelyn bewirtschaften den Hof gemeinsam und Tochter Johanna ist als mitarbeitendes Familienmitglied angestellt. Die Regionalmarke eines großen Discounters „Ein gutes Stück Bayern“ auf der Grundlage staatlich oder vom Lebensmittelverband vergebener Gütesiegel bringt der Familie die wichtigen Mehreinnahmen, beispielsweise bei der Milch fünf Cent pro Liter.

Futter ohne Gentechnik

Das geht nicht einfach so. Für die Teilnahme an diesem Programm gibt es eine Reihe von Anforderungen und auch Investitionen, die die Betriebe erfüllen müssen. Tierwohl und gentechnikfreie Futtermittel spielen dabei eine große Rolle. Naturschutz und der freiwillige Verzicht auf das in Verruf geratene Pflanzenschutzmittel Glyphosat kommen hinzu.

Moderne Technik ist eingezogen in den Bauernhof. So läuft beispielsweise das Herdenmanagementprogramm für die bis zu 70 Milchkühe übers Handy, worauf jeder Mitarbeiter zugreifen kann. Er kann die tägliche Tierbeobachtung dokumentieren, was einerseits der Qualitätssicherung dient und andererseits der Überwachung der Gesundheit der Tiere. „Wenn du das nicht machst, hast du keine Kontrolle“, sagt der Johannes Köhler. Ein weiterer Punkt, den Vater Friedrich als wichtig einstuft, ist das Reduzieren des Antibiotikaeinsatzes aufgrund von konkreten Untersuchungen durch den Tiergesundheitsdienst. In sehr guter Zusammenarbeit mit dem Hoftierarzt werden diese Maßnahmen umgesetzt.

Mehr Kontrolle und Dokumentation

Die Familie empfindet das Mehr an Kontrolle und Dokumentation, an Zertifizierung und Mehraufwand für das Tierwohl und den Naturschutz schon oft als Belastung, aber auch als Chance. „Dadurch, dass man die Herde kontrolliert, kann man auch an eventuellen Schwachpunkten arbeiten“, sagt Johannes Köhler: „Man hat die Möglichkeit sich selber zu kontrollieren.“

Außerdem entspreche das aufwendige Programm auch der Grundeinstellung der ganzen Familie. Das umfasst beispielsweise auch, dass die Milchkühe nicht nur Platz und Heu im Stall haben und einen Auslauf, sondern auch im Frühjahr und Sommer auf die Weide können. „Die Kuh soll der Natur nahe kommen“, sagt Johannes. Was jetzt an und für sich nichts Neues für die Köhlers ist. Nur eingezäunt muss der Hof jetzt werden, weil es eine Auflage des Programms ist. „Geht es den Tieren gut, geht es uns auch gut“, sagt Friedrich Köhler.

Ökologische Ausgleichsflächen

Auch Naturschutzmaßnahmen, wie beispielsweise Bienenweiden oder ökologische Ausgleichsflächen zu schaffen, ist der Familie nicht zu viel, weil viel Bewusstsein dafür da ist, dass gerade die Landwirte eine besondere Verantwortung gegenüber der Natur und ihrem Schutz haben sollten. Der Tierschutzbund ist im Übrigen auch mit im Boot und hat den Betrieb zertifiziert.

Viel Unterstützung bekommt der Köhler’sche Betrieb von der Privatmolkerei Bechtel aus Schwarzenfeld, die am regionalen Label teilnimmt. Sie sorgt sich zum Beispiel dafür, dass die Teilnehmer gentechnikfreies Futter bekommen und erspart somit auch der Familie Köhler die Beprobung von Futtermitteln.

Wettbewerbsfähige Landwirtschaft

„Ich finde gut, was hinter dem Programm steckt. Und es hat Hand und Fuß“, sagt Matina Köhler. Ein Programm, das nicht nur die Zukunft der Landwirte sichern, sondern die regionale Landwirtschaft insgesamt wettbewerbsfähig erhalten soll. Und es der Familie ermöglicht, ihren Hof so zu lassen, wie er gerade ist. Für Johanna Köhler ist er „eigentlich ein kleiner Betrieb ist: „Der Mehrwert unterstützt uns, dass wir nicht vergrößern müssen.“ Und wenn es nötig ist, doch zu wachsen, dann will das Matina Köhler, dass dies überschaubar und langsam vonstatten geht. „Ich will nicht auf einmal 150 Kühe melken müssen“, sagt Matina Köhler.

Technik einsetzen

„Man muss mit der Zeit gehen, es wandelt sich alles“, so Johannes Köhler: „Immer weiter denken, immer wieder investieren, Technik einsetzen, wo es sinnvoll ist und langsam und gesund wachsen, für die nächste Generation.“ Man hofft auf den Verbraucher, der für regionale Marken im Laden etwas mehr auf den Tisch legen muss. Johannes Köhler: „Der Verbraucher investiert in ein Produkt, das die Bauern fördert und man tut zudem noch etwas für den Umweltschutz.“