"Das ist krank"
Ein mit der Familie Lindner befreundeter Metzger betrachtet das abgeschlachtete Kalb. „Das ist krank“, sagt er. Eine Sache sei, ein Tier mit einem Schnitt durch die Kehle zu schlachten. „Aber wer da Fleisch rausschneidet, der ist pervers“, so der Metzger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er erklärt, dass die Täter zuerst die Haut an der Keule entfernt haben und danach „einfach reingeschnitten“ haben. Der Fachmann meint, dass man dieses Fleisch nicht essen kann. „Das kannst du höchstens an einen Hund verfüttern“, sagt er.
Landwirt Gerhard Lindner ist entsetzt über das Vorgehen der Tierschänder. „Das ist an Brutalität nicht zu überbieten“, so der 44-Jährige. Hier handle es sich um Täter, die bis ans Äußerste gingen. „Das ist einfach kriminell. Das ist ein Eingriff in das Privatleben, in die Intimsphäre. Momentan ist so viel verletzt“, so Gerhard Lindner. Die Tat sei unbegreiflich und bestialisch. „Jeder stinknormale Mensch hat Achtung vor Lebewesen.“
Doch nicht nur der emotionale Verlust des Kalbs wiegt schwer. Denn da ist noch der finanzielle Aspekt: Ein Kalb dieses Alters ist fast 1000 Euro wert, so der Metzger. Insgesamt haben die Lindners 150 Tiere. Nicole Lindner meint, dass sich die Täter ausgekannt haben müssen. Sie wussten, wo die Kälber untergebracht sind und schnitten genau dort die Plane auf. „Die müssen das ausspioniert haben“, sagt die 35-Jährige.
Die Polizeiinspektion Auerbach hat bisher nicht viele Erkenntnisse, sagt Leiter Karlheinz Escher auf Nachfrage. Zurzeit werde in alle Richtungen ermittelt. Deshalb wird auch nicht ausgeschlossen, dass es sich um ortsfremde Täter handeln könnte.
Ein weißer oder silberner Wagen
Gestern Nachmittag teilte die Polizei mit, dass einem Autofahrer in der Tatnacht gegen 4 Uhr ein weißer oder silberner Kastenwagen oder VW-Bus älteren Baujahres aufgefallen ist, der vom Stall der Lindners wegfuhr. Die Inspektion Auerbach bittet nun, dass sich Personen, denen, eventuell auch in der Vergangenheit, ein solches Fahrzeug aufgefallen ist, unter Telefon 0 96 43/9 20 40 melden, wenn sie dazu irgendwelche Angaben machen können. Escher erklärt, dass sich die Täter strafbar gemacht haben wegen eines Vergehens nach dem Tierschutzgesetz, Sachbeschädigung und versuchten Großviehdiebstahls.
Der Dienststellenchef erinnert sich an einen Fall, der vor über zehn Jahren die Polizei beschäftigt hat. Damals wurden Pferde verletzt, man tippte auf Tierschänder. Laut Escher stellte sich schließlich jedoch heraus, dass sich die Pferde die Verletzungen selbst zugefügt hatten. Ob das etwa acht Monate alte Kalb des Ehepaars Lindner getötet wurde, bevor ihm das Fleisch aus dem Körper geschnitten wurde, oder ob es an der Wunde starb, kann Escher nicht sagen.
Die Familie Lindner will ihren Stall in Welluck nun vor Kriminellen besser schützen. Nicole Lindner denkt da an Kameras. Denn erst vor einigen Wochen wurde auf dem Grundstück eingebrochen und unter anderem ein Hochdruckreiniger geklaut. „Jeder hat Angst“, sagt Nicole Lindner.