In der Kirwa-Zeit braucht man das traditionelle Schmalzgebäck Küchla selbstgemacht? Ein Versuch

Von Kerstin Goetzke
Küchlein selber machen ist ganz schön schwer - zu schwer? Eine Kurier-Mitarbeiterin macht den Selbstversuch. Foto: Goetzke Foto: red

Was haben Dorffeste, Hochzeiten und Taufen gemeinsam? Zu fast allen gibt es in der Region überwiegend frische, selbst gebackene runde oder eckige Küchla. Küchla selbermachen ist gar nicht so einfach. Vielleicht gab es deswegen in den vergangenen Jahren zur Plecher Kirchweih kein Schmalzgebäck. Drei Kirwamadla – darunter unsere Mitarbeiterin Kerstin Goetzke – wagen sich an den Selbstversuch.

 
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Es hat gefühlte 40 Grad, der Fettdunst steht in der Küche und lässt die Augen der drei Plecher Küchla-Bäckerinnen tränen. Ein Fenster kann nicht geöffnet werden, weil sonst der Hefeteig einen Zug erwischen könnte und nicht aufgehen würde. Also heißt es: weiter schwitzen. Begonnen hat die Arbeit an den Küchla mit dem Ansetzen des „Dämpferlas“: Die Hefe muss in ihrem Mehlbett quellen, nachdem sie mit warmer Milch übergossen und mit etwas Zucker und einer Prise Salz berieselt wurde.

Danach muss der Teig zusammen mit den anderen Zutaten – Eier, weiche Butter, Arrak, und dem restlichen Zucker – glatt geknetet werden. Die Rührmaschine tut sich schwer, deswegen müssen die Hobbybäckerinnen mit ihrer Muskelkraft ran. Mindestens eine halbe Stunde kneten sie, damit viel Luft in den Teig kommt und das Endprodukt weich und luftig wird. Da ist abwechselndes Arbeiten angesagt. Umso mehr freuen sich die drei Küchlabegeisterten, wenn der Teig die ersten Blasen wirft. Wichtig ist, dass die Masse weder an den Händen noch an der Schüssel beziehungsweise der Arbeitsfläche haftenbleibt. Deshalb nehmen Anja Hasler – die Neue in der Runde –, Anne Vogl und Kerstin Goetzke noch etwas Mehl hinzu – aber nicht zu viel, damit der Teig nicht zu schwer wird.

Danach formen sie aus dem Teig mehrere 100-Gramm-Kugeln und legen sie auf ein Backblech. Ein sauberes Küchentuch schützt diese vor äußeren Einflüssen und so können sie im offenen Backofen „gehen“. „Runde Teiglinge für eckige, evangelische Küchla?“, wundert sich vielleicht der ein oder andere Leser. „Wir machen die katholischen, also die runde Version. Die schmecken uns einfach besser, weil sie mehr Masse haben“, erklären die Kirwamadla.

Nach 30 Minuten in der „Teigling-Sauna“ geht es an’s Ausziehen. Das Wichtigste dabei ist, schnell zu arbeiten, damit der Teig nicht zu platt gedrückt wird. In ihrer dreijährigen Backerfahrung, die sie sich überwiegend selbst angeeignet haben, stellten die Plecherinnen fest, dass das Ausziehen am leichtesten ist, wenn man gegen das Licht arbeitet. So kann man überprüfen, ob das „Fenster“ in der Teigmitte dünn genug ist – man muss ja fast durchschauen können. „Das ist ganz wichtig, damit es danach gut schmeckt“, sagt Goetzke und fügt hinzu: „Wenn alles klappt, geht das Fenster gleich in die Höhe, wenn man das rohe Küchla in das heiße Fett legt. Das hat in den beiden Vorjahren nicht geklappt, weil wir den falschen Tipp bekommen hatten, dass der Teigling mit Öl bestrichen werden muss.“

Die Erfahrung hat den drei Bäckerinnen gezeigt, dass es für sie leichter ist, die Küchla auf die Schaumkelle zu legen und dann in das Fett zu befördern. So erhält das Schmalzgebäck kreisförmige Abdrücke. „Andere Bäcker lassen teuere Stempel oder Tüten für ihre Produkte anfertigen, wir kennzeichnen unsere Werke so“, scherzen die Drei beim Backen. Die Frage nach dem richtigen „Topf“ klärte sich bereits beim ersten Backversuch 2012: Weder Wok noch großer Bräter konnten mit Omas Küchlastopf mithalten. Nach einigen Minuten im heißen Butterschmalz werden die fertigen Küchla zum Auskühlen auf ein Kuchengitter gelegt. Wenn dann beim Rausnehmen noch der weiße Rand in der Mitte der „Knieküchla“ zu sehen ist, freuen sich die Drei besonders.

„Wir sind sehr zufrieden mit unserer Arbeit. Dieses Mal haben wir unser geheimes Rezept nochmals verfeinert. Und auch die runde Form mit dem dünnen Fenster wird jedes Jahr besser“, sagen die drei Kirwamadla stolz. „Übung macht halt doch den Meister.“

Jetzt liegen die Backwerke in einer Gefriertruhe und warten auf die Kirchweih. „In der Kirwawoche haben wir leider keine Zeit, um zu backen. Da stehen so viele andere Arbeiten auf dem Plan. Aufgetaut und mit etwas Puderzucker schmecken die Küchla ja auch gut“, sind sich die Drei einig. Der Vorsitzende des Kirchweihvereins, Nils Schiemann, ist froh darüber, dass die jungen Frauen dieser Tradition folgen und sie weiterleben lassen. „Auch wenn ich eher zu Konfirmationen das Schmalzgebäck esse“, sagt er. Ihm schmecken die Küchla seiner Großmutter „natürlich“ am besten, aber die seiner Kirwamadla findet er auch „sehr gut“.


Info: Die Kirwa in Plech steigt am Wochenende vom Freitag, 29. August, bis Sonntag, 31. August. 
Die Gasthäuser bieten den Kirwaausklang am Montag, 1. September. Verkauft werden die Küchla am Samstag ab 14 Uhr beim Baumaufstellen an der Mehrzweckhalle und am Sonntag ab 14 Uhr im Festzelt auf dem Marktplatz.