KT im Wahlkampf: Wie kommt das an?

Von und Moritz Kircher
Er will die CSU bei Großkundgebungen im Bundestagswahlkampf als Redner unterstützen: Der ehemalige CSU-Politiker Karl Theodor zu Guttenberg als Referent bei eine Konferenz über die Zukunft Deutschlands im Herbst in Berlin. Foto: Maurizio Gambarini/dpa Foto: red

KT macht wieder Wahlkampf für die CSU: Der frühere Politikstar der CSU, Karl-Theodor zu Guttenberg, hat zugesagt, bei einigen Kundgebungen im Bundestagswahlkampf aufzutreten. Finden Sie das gut? Das haben wir einige Politiker aus der Region gefragt.

 
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Gudrun Brendel-Fischer, stellvertretende CSU-Bezirksvorsitzende und Landtagsabgeordnete, ist der Ansicht: „Es steht außer Zweifel, dass Karl-Theodor ein Kenner der transatlantischen Beziehungen ist. Nicht zuletzt aufgrund des Führungswechsels in den USA kann seine Einschätzung der neuen politischen Herausforderungen für Deutschland und Europa sehr wertvoll sein.“ Die Entwicklung innerhalb der CSU habe er seit Jahren aus der Ferne beobachtet. Guttenberg sei Generalsekretär, Bundestagsabgeordneter und Bundesminister gewesen, so Gudrun Brendel-Fischer. „Es ist interessant zu erfahren, wie er heute aus einem gewissen Abstand heraus seine CSU wahrnimmt.“

Jörg Kunstmann (CSU), stellvertretender Landrat von Kulmbach: „Ich habe so lange und erfolgreich mit ihm zusammengearbeitet, dass es mich freut, wenn er ins Rampenlicht zurückkehrt“, sagt der ehemalige Bundeswahlkreisleiter. Karl-Theodor zu Guttenberg sei eine „außergewöhnliche politische Persönlichkeit“. Der Bundestagswahlkampf stelle alle Parteien vor große Herausforderungen, nicht zuletzt, wegen des inzwischen sehr heterogenen Parteiensystems. „Da ist es wichtig, alle zur Verfügung stehenden Kräfte und Kompetenzen zu bündeln“, sagt Kunstmann und betont: „Wir brauchen eine starke CSU, um die bayerischen Interessen zu unterstreichen.“ Guttenberg habe politische Erfahrung und Strahlkraft. Wenn er die CSU im Wahlkampf unterstützen wolle, sei er willkommen. „Der Zusammenhalt in der CSU reicht über Landes- und Ozeangrenzen. Unsere Stärke war schon immer diese Gemeinsamkeit.“

Gut, wenn man einen Joker hat

Gerhard Schneider (CSU), Himmelkroner Bürgermeister und Vorsitzender der CSU-Kreistagsfraktion, hält Guttenbergs Vorhaben für begrüßenswert. Schneider ist der Ansicht, dass sich die Basis durchaus darüber freue. „Aber, dass er Mandat anstrebt, das glaube ich nicht. „Da hätte er früher seinen Anspruch anmelden müssen“, meint Schneider. Die Listen mit den Nominierten seien bereits allerorten verabschiedet worden. „Dass er als Externer, womöglich als Minister, zurückkehren wird, halte ich auch für unwahrscheinlich.“ Guttenberg, der ewige Joker? Schneider hat nichts dagegen: „Ist doch gut, wenn man als Partei einen hat.“

Henry Schramm, Oberbürgermeister von Kulmbach, ehemaliger Landtagsabgeordneter und CSU-Kreisverbandsvorsitzender, sagt über den angekündigten Wahlkampfeinsatz von Guttenberg: „KT hat nach wie vor eine große Anhängerschaft.“ Im Kreisverband Kulmbach erfahre er immer noch große Zustimmung. Auf die Frage, ob es richtig war, auf ein Mandat zu verzichten, antwortet Schramm: „Es ist seine Entscheidung, er wird es sich überlegt haben.“

Innerparteiliche Konkurrenz

„Das ist der innerparteilichen Konkurrenz geschuldet“, sagt der Bayreuther SPD-Landtagsabgeordnete Christoph Rabenstein über die Rückkehr von Karl-Theodor zu Guttenberg auf die CSU-Wahlkampfbühne. Im Hintergrund gehe es um eine interne Auseinandersetzung zwischen Ministerpräsident Seehofer und Finanzminister Söder. Seehofer versuche, Guttenberg als Gegenpol zu Söder zu etablieren. Persönlich, sagt Rabenstein, habe er kein Problem mit Guttenberg. „Wir sind immer fair miteinander umgegangen, wenn es um Oberfranken ging“, sagt er. Aber: „Der Makel mit seiner abgeschriebenen Doktorarbeit bleibt.“ Wenn Guttenberg nur als Berater im Wahlkampf auftrete, „dann ist das nicht dramatisch“. Er sei „sehr beliebt in der Bevölkerung“. Anders wäre es aus Rabensteins Sicht, wenn der CSU-Mann ein politisches Mandat anstreben würde. Dass es gar langfristig um eine Nachfolge für Seehofer gehen könnte, glaubt Rabenstein nicht. „Das würde zur Zerreißprobe für die CSU werden.“

Bekannte Gesichter statt Themen?

Markus Tutsch, Grünen-Direktkandidat im früheren Guttenberg-Wahlkreis, ist „nicht überrascht“ über zu Guttenbergs Rückkehr. „Die CSU ist von Angst getrieben und greift nach jedem Strohhalm.“ Thematisch sei die Partei immer weiter Richtung AfD gerückt, um Wähler von dort zurückzuholen. „Das war nicht von Erfolg gekrönt.“ Dann doch lieber zu Guttenberg. „Ich achte ihn menschlich“, sagt Tutsch. Und er sei jemand, „der die Menschen anzieht“. Gegen eine CSU mit zu Guttenberg sei es „sicher schwerer, Wahlkampf zu machen“. Aber Tutsch ist sich sicher: „Wir sind gut gerüstet und haben die richtigen Themen.“ Er selbst rechnet sich dem wirtschaftsnahen Flügel der Partei zu und will vor allem mit dem Thema erneuerbare Energien in den Wahlkampf ziehen, während es die CSU eben weniger über Themen als über bekannte Gesichter versuche.

Der oberfränkische FDP-Vorsitzende Thomas Nagel hat Karl-Theodor zu Guttenberg nach eigener Aussage bei verschiedenen Anlässen kennengelernt. „Es ist ein toller Rhetoriker, der begeistern kann“, sagt Nagel. Guttenbergs Rückkehr als Wahlkämpfer sei „ein großer Gewinn für die CSU“. Aber gut reden zu können, sei nicht alles. „Man muss schon auch Inhalte liefern“, sagt Nagel. Wenngleich es politisch unterschiedliche Ansichten gebe, so schätze er den Menschen Karl-Theodor zu Guttenberg doch sehr. Ob nach dessen Plagiatsaffäre eine Rückkehr auf die politische Bühne angeraten sei, will Nagel nicht bewerten. „Wenn die CSU der Meinung ist, dass man mit ihm wieder punkten kann, dann ist es ihre Entscheidung.“ Guttenbergs Fehler damals sei gewesen, dass er alles nur scheibchenweise zugegeben habe. Hätte er von Anfang an seinen Fehler eingestanden, „dann wäre das schon lange wieder vorbei“.

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