Krüge erzählen von der Vielfalt

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Kürge, nichts als Krüge: Harald Riedl, Leiter der Maisel's Biererlebniswelt, und der ehemalige Stadtheimatpfleger Franz-Simon Meyer (rechts) vor einem kleinen Teil der Krug-Schenkung Meyers in Biermuseum. Foto: Eric Waha Foto: red

Das Gefäß ist ja eigentlich nur Mittel zum Zweck. Ein Gebrauchsgegenstand, um den Durst zu löschen. Um in geselliger Runde ein Bier zu genießen. Entsprechend wenig beachtet ist er oft: der Bierkrug. Der ehemalige Stadtheimatpfleger Franz-Simon Meyer jedoch hat den Bierkrug über Jahre als wichtige Brücke wahrgenommen: als Bindeglied zur Biervielfalt in Oberfranken. Seine Sammlung ist in der Biererlebniswelt der Brauerei Maisel zu sehen.

 
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Franz-Simon Meyer räumt auf. Dinge, die sich in seinen 80 Lebensjahren angesammelt, die er gezielt gesammelt hat, bekommen jetzt die, die sie für die Zukunft bewahren sollen. Zum wiederholten Mal hat er jetzt Bierkrüge an den Ort weitergereicht, an dem sie einen Platz haben - an die Biererlebniswelt der Brauerei Gebrüder Maisel. "Eine schöne Zusammenstellung von allem, was mit dem Thema Bier zu tun hat, findet man hier in diesem Museum", sagt Meyer im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die Meyer-Wand mit mehr als 200 Krügen

Eine Meyer-Wand, wenn man sie so nennen mag, gibt es schon: In einem der Räume, in denen fast ausschließlich Bierkrüge und -gläser zu sehen sind, füllt die Meyer-Sammlung die Stirnwand. "Mehr als 200 Krüge aus der region, die Franz-Simon Meyer gesammelt hat", sagt Harald riedl, Leiter der Maisel's Biererlebniswelt. "So können die Leute es besser greifen: Jeder dieser Krüge hier steht für eine oberfränkische Brauerei. Und wenn jede dieser Brauereien fünf bis zehn Sorten brauen würde, bräuchte man drei Jahre, um jeden Tag ein anderes Bier zu trinken."

Affinität zum Bier von klein auf

Die Krüge, sagt Meyer, seien "nicht übermäßig wertvoll". Die meisten von ihnen habe er auf einem der Flohmärkte in Oberfranken gekauft, oder auch direkt in einer der Brauereien. "Mir war immer daran gelegen, die Brauereivielfalt zu zeigen. Deshalb habe ich die Krüge gesammelt." Die Affinität zum Bier stammt aus Meyers Kindheit. "Wir haben damals in St. Georgen gewohnt. Im ersten Stock über dem Vorgänger der Brauerei Götschel, bei Fritz Meier." Meyer erinnert sich noch gut an die Lagerkeller der Brauerei in der Kellerstraße. An die Stoßkarren, mit denen die Fässer in die Wirtschaft gefahren wurden. An den Geruch, der in der Luft hing, wenn im Hof der Brauerei die Fässer gewaschen und gefüllt wurden.

Eichmaß und andere Eichungen

Vor wenigen Wochen hat Meyer nun eine weitere Ladung Bierkrüge bei Harald Riedl angeliefert. Etwa 40 Krüge, die tiefer in die Geschichte einsteigen, die älter sind als die meisten anderen in der Meyer-Wand. Riedl hat einen Teil der Krüge in einer Vitrine in der Mitte des Raumes ausgestellt. "Man kann an den Krügen sehr schön erkennen, wann sie zum Einsatz kamen", sagt Meyer. Als Bayreuth Markgrafschaft war, "gab es in jeder Stadt ein anderes Eichmaß. Erst 1810, als wir zu Bayern kamen, gab es eine Einheit. Um 1870 herum wurde der Liter eingeführt."

Normale Krüge stehen für das normale Leben

So sieht man es auf den Krügen: "Ein großes L an der Stirnseite steht für einen vor dem ersten Weltkrieg geeichten Krug." Ein großes L seitlich steht vor 1933, und ein kleines l steht für die Eichung nach 1933. Und noch etwas erzählen die Krüge, egal ob Steinzeug, Zinn oder Glas mit Deckel: "Man kann zeigen, was die einfacheren Leute, die Gaststätten genutzt haben im Ausschank. Es gab ja nicht nur die bekannten Fayencen aus der Fayencen-Fabrik in St. Georgen oder die Creußener Krüge", sagt Meyer. Die teuren Krüge, "die selbst in New York im Museum stehen", spiegelten das normale Leben nicht wider. Die Bierkrüge schon.

5500 Krüge sind ausgestellt, noch einmal so viele im Depot

In der Maisel's Biererlebniswelt sind allein rund 5500 Bierkrüge und -gläser ausgestellt, fast noch einmal so viel steht im Depot. "Wir haben sicher eine der umfangreichsten Sammlungen", sagt Riedl. Damit - unter anderem - wolle man den Besuchern zeigen, welche "Bedeutung diese Vielfalt hat und warum sie erhaltenswert ist. Für die Oberfranken ist das halt so, weil sie es kennen. Die Besucher von außerhalb sind beeindruckt." Und: Das Thema Bier und Kulinarik, mit dem Oberfranken intensiv werbe, dringe immer tiefer durch. "Es ist jetzt nicht mehr nur Wagner, warum die Besucher nach Bayreuth und nach Oberfranken kommen", sagt Eva Ploß, Pressesprecherin der Brauerei Maisel.

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