Kronzeuge bringt sich hinter Gitter

Der Angeklagte und zwei Kumpane hatten Ende des Jahres 2015 mehr als ein halbes Kilo Crystal-Speed aus Tschechien nach Deutschland geschmuggelt und damit vorwiegend einen Dealer in Bamberg und einen Dealer in Hollfeld beliefert. Für das in Tschechien für 20 Euro eingekaufte Crystal zahlten die Abnehmer 50 Euro. Der 42-jährige Bamberger war eine Art menschliche Tauschbörse: Hinter ihm stand ein Dealer, der über Haschisch verfügte und das gegen Crystal tauschte. Der 36-jährige Dealer aus einem Hollfelder Ortsteil verkaufte die Droge vorwiegend im Raum Kulmbach weiter.

Der Verdächtige aus Hollfeld war für die Drogenfahnder der Kripo Bayreuth Anfang des Jahres 2016 der „Einstieg“ in diesen Fall. Die Beamten bekamen zunächst den Tipp, dass der Hollfelder Drogen im Raum Kulmbach verkaufe. Wie in solchen Fällen üblich, überwachte die Polizei den Mann. Nach einer Kontrolle des 36-Jährigen beschlagnahmte die Polizei bei ihm zwei Haschischplatten – und sein Smartphone. In dem Smartphone war ein Chat gespeichert, mit dem die Kripo einen bis dahin in dieser Geschichte unbekannten Mann identifizierte: den nun angeklagten 23-Jährigen. Der erwies sich als Goldgrube. Er benannte die Abnehmer aus Bamberg und Hollfeld und zwei Mittäter, die zusammen mit ihm über ein halbes Kilo Crystal in Tschechien besorgt hatten. Einer hatte die „Connection“ zu dem Bamberger Dealer. Das dritte Bandenmitglied kam an Bord, weil man sich kannte und weil dieser Mann nach einer Drogentherapie „die Schnauze voll“ hatte und nun „richtig groß ins Geschäft einsteigen“ wollte. 

Die drei teilten sich die Aufgaben: Der eine hatte die Verbindungen zu den Abnehmern, der Zweite kannte die Verkäufer auf tschechischen Märkten und der nun als letzter Angeklagte kannte als gebürtiger Oberpfälzer die Schleich- und Feldwege über die „grüne Grenze“ im Raum Waldsassen.

Im Lauf des Jahres wurden die Mittäter verurteilt: Sie bekamen zwischen vier Jahren und zehn Monaten und sechseinhalb Jahren Haft.

Gegen den Kronzeugen, der im Prozess seine Aussagen wiederholte und sich damit selbst belastete, beantragte Staatsanwalt Matthias Eichelsdörfer insgesamt vier Jahre Haft. Verteidiger Hilmar Lampert fand das zu hoch und beantragte „nicht mehr“ als zwei Jahre und neun Monate.

Das Problem in diesem Fall: Die Mindeststrafe für einen bandenmäßigen Einfuhrschmuggel großer Mengen liegt bei fünf Jahren. Nur mit dem durch die Kronzeugenregelung auf zwei Jahre herabgemilderten Strafrahmen war bei insgesamt sieben Fällen keinesfalls eine bewährungsfähige Strafe zu erreichen – die liegt nämlich bei zwei Jahren. Der Gerichtsvorsitzende Michael Eckstein sagte zum Angeklagten: „Eine Bewährung zu erwarten – so blauäugig werden Sie nicht gewesen sein.“