BMTG zeigt bei Midnight-Shopping zwei Tiere in der Fußgängerzone - Veterinäramt kontrolliert Kritik an Rentieren als Einkaufs-Magnet

Von Susanne Will

Tierquälerei oder ein interessanter Hingucker beim Bayreuther Midnight-Shopping am ersten Dezember-Samstag? „Bayreuth rentier-t“ sich, lautet der Slogan, den sich die BMTG einfallen ließ. Deshalb werden zwei Rentiere in der Fußgängerzone präsentiert. Tierschützer schäumen in den sozialen Netzwerken.

 
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„Die Tiere sollten auf keinen Fall für so eine sinnlose Aktion benutzt werden. Es ist erschreckend, dass in der heutigen Zeit die Bespaßung mit Tieren vom Tourismusverband immer noch als Publikumsmagnet angesehen wird“, heißt es in einem Kommentar auf der Facebook-Seite der Main-Welle. Das Lokalradio schreibt dort auch, dass Klaus Völkel, der Vorsitzende der Marktleute, den Rentier-Plan der Bayreuther Tourismusgesellschaft von vorneherein abgelehnt hätte.

Becher überrascht von Kritik

Das ist Dr. Manuel Becher, Geschäftsführer der BMTG, neu. „Das überrascht mich. Ich weiß, dass er Bedenken hatte. Aber eher hinsichtlich der Ausscheidung der Tiere in der Fußgängerzone“, sagt Becher. Der Marktbeschicker-Chef sei nicht aus Tierschutzgedanken auf das Innenstadtmanagement zugekommen, sondern er hätte Sorge gehabt, dass die Tiere riechen könnten. Deshalb informierten sich Mitarbeiter des Innenstadtmanagements noch extra bei der Besitzerin der Tiere, wie hoch deren Geruchsbelästigung sei. Völkel war bis zum Abend nicht erreichbar.

Beim Feuerwerk sind die Tiere nicht da

Manuel Becher: „Wir wollten ein weihnachtliches Flair darstellen, da bieten sich die Rentiere an.“ An jenem 3. Dezember werden die Geschäfte bis Mitternacht geöffnet haben, den Abschluss bildet ein Feuerwerk. „Da sind die Tiere natürlich wieder weg.“

Veterinäramt kontrolliert

Die beiden Rentiere werden nicht durch die Fußgängerzone geführt. Sie stehen am Ende des Weihnachtsmarktes, auf Höhe des Reichshofes, in einem sieben mal vier Meter großen Gatter. Dann wird auch das Bayreuther Veterinäramt die Anlage kontrollieren.

Temporäre Foto-Aktionen

Dr. Katharina Dörfler ist die Vize-Leiterin des Bayreuther Veterinäramtes. „Die Besitzerin hat im Vorfeld bereits alle notwendigen Papiere eingereicht, es hatte alles seine Richtigkeit. Das Gatter kann mit einem Pavillon vor Regen geschützt werden. Es soll vier Foto-Aktion von jeweils einer halben Stunde geben, bei der die Tiere am Halfter gehalten werden. Danach können sie sich wieder frei bewegen.“ Ein Mitarbeiter werde die Haltung der Tiere vor Ort überprüfen.

Snowy und Knut kommen

Die Tiere gehören zu einer Herde aus Wulften im Harz. Zwei von ihnen – Snowy und Knut – werden 322 Kilometer weit nach Bayreuth transportiert. Nach Aussagen von Barbara Küppers, der Besitzerin der Tiere, sei das kein Stress für die Tiere. „Sie kennen das und sind daran gewohnt.“ Bei ihren Rentieren handele es sich um die domestizierte Form der Art, die im Heimatland wie Schafe gehalten würden. „Unsere Tiere haben elf Monate ein freies Leben auf der Koppel und können im Haustierpark besucht werden.“

"Wir halten sie nicht stundenlang am Strick"

Vor Weihnachten beginnt die Arbeit der Tiere, sie sind auf etlichen Weihnachtsmärkten vor allem für Kinder eine Attraktion. „Allerdings verfahren wir nach der nicht-anfassen-Politik“, sagt Barbara Küppers. „Wir halten sie nicht stundenlang am Strick, dass sie immer gestreichelt und fotografiert werden können.“ Die oben beschriebenen Zeiten sind die Ausnahmen. Bewege sich das Tier aber freiwillig an den Gatter-Zaun, sei das etwas anderes, so Küppers.

"Die Tiere sind gesund"

Dass sich Tierschützer über diese Form der Tierhaltung erregen, kann sie nicht nachvollziehen. „Unsere Tiere kriegen bestes Futter, sind gesund und können sich ihrer Art entsprechend verhalten. Die Tierschützer sollten lieber ein Augenmerk darauf richten, woher die Bratwürste kommen, die auf den Weihnachtsmärkten verkauft werden.“

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