Krippenkinder müssen in den Container

Von Heike Hampl

Neue Pläne in Eckersdorf: Nicht die Hortkinder bekommen einen Container, sondern die Krippenkinder. Einige Gemeinderäte sind deswegen sauer auf Bürgermeisterin Sybille Pichl.

 
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Das Problem: Schon jetzt stehen in Eckersdorf 15 Kinder auf der Warteliste für einen Krippenplatz. Diese Kinder bräuchten teilweise schon ab Januar eine Betreuung. Die Eltern haben darauf einen Rechtsansspruch. Die Gemeinde hat aber keinen Platz für eine weitere Gruppe. "Der aktuell stark steigende Bedarf an Krippenplätzen macht eine sofortige Reaktion der Kommune notwendig", sagt Herbert Retzer, stellvertretender Sprecher des Bayreuther Landratsamtes.

Die ursprüngliche Lösung: Der Hort, der momentan im Donndorfer Kindergarten untergebracht ist, sollte in einen Container umziehen. Dieser Container hätte an der Eckersdorfer Schule stehen sollen. Im Kindergarten wäre dann Platz entstanden für die weitere Krippengruppe. Eine kurzfristige Lösung, die der Gemeinderat gut fand. Deswegen hat der Rat die Verwaltung beauftragt, die Lösung zu prüfen.

Darum klappt es doch nicht: Der Kindergarten in Donndorf kann nicht so umgebaut werden, dass er für eine weitere Krippengruppe taugt. Das zuständige Kreisjugendamt sagt: Diese Lösung wäre teuer und aufwendig. Das hat Pichl am Donnerstagabend bei der Sitzung des Familienausschusses bekanntgegeben. Als Schlafraum müsste ein Nebenraum reichen, der dann aber einen eigenen Fluchtweg braucht. Die Gemeinde müsste das Fenster zu einer Tür umbauen und eine Treppe anbringen. Auch der Gruppenraum bräuchte einen neuen Fluchtweg, zusammen beliefen sich die Kosten dafür auf 7000 Euro. Allerdings steht für diesen Plan ein Heizkörper im Weg. Außerdem bräuchte der Kindergarten eine neue Küchenzeile, die Spielburg ist nicht geeignet und der Waschraum müsste umgebaut werden.

Das ist die neue Lösung: Der Hort bleibt, wo er ist. Stattdessen ziehen die Krippenkinder in einen Container. „Es ist nicht vermittelbar, dass wir Kleinkinder in Container unterbringen“, hatte Bürgermeisterin Sybille Pichl noch im August gesagt. Der Container für die Krippenkinder muss größer ausfallen als der ursprünglich geplante, weil sich die Vorschriften unterscheiden. Der Krippen-Container ist teurer, wird 83.000 Euro kosten. Und es dauert drei Monate, bis er geliefert wird. Jetzt muss die Gemeinde einen passenden Standort für den Container finden. Der Standort an der Schule kommt für Kleinkinder nicht infrage.

Hier könnte der Krippen-Container stehen: Gemeinderat Claus-Dieter Vogel (CSU/Offene Liste) schlägt ein Grundstück an der Alten Schulstraße als Standort vor. Der Grund gehört dem Bauverein. Er befindet sich in der Nähe zum Kindergarten in Donndorf. Das Kreisjugendamt, sagt Pichl, plädiere ohnehin für einen Standort in der Nähe des Kindergartens, weil die Leiterin Marianne Schmidt auch die Leitung der neuen Krippengruppe übernehmen soll. Sollte dieser Standort nicht klappen, könnte der Container auch zwischen Rathaus und Seniorenheim stehen. Von diesem Standort hält Gemeinderat Vogel nichts. "Ein Container passt in unser denkmalgeschütztes Ensemble nicht rein."

Das sagt die Bürgermeisterin: "Ich musste bei der Besichtigung feststellen, dass der Kindergarten Donndorf an der Grenze seiner Belastbarkeit ist." Ursprünglich sei Pichl von der alten Lösung überzeugt gewesen, aber sie habe ihre Meinung ändern müssen. Nachdem es in den vergangenen Jahren einen Wasserschaden gab und der Kindergarten umgebaut werden musste, sei Pichl zu der Überzeugung gekommen: "Es muss endlich mal Ruhe einkehren in dieser Einrichtung." Die Container-Lösung als Übergang sei gut. Mittelfristig, sagt sie, muss die Gemeinde eine bessere Lösung finden.

Das sagt der Gemeinderat: "Ich bin entsetzt", sagt Claus-Dieter Vogel. Der Gemeinderat habe einen Beschluss gefasst, weil die Bürgermeisterin signalisiert habe, eine gute Lösung zu haben. "Sie verkauft sich als die Königin der Verwaltungsvorschriften, und dabei hat sie noch gar nichts abgeklärt", wirft er Pichl vor. Die lässt diese Kritik nicht gelten. "Bevor ich prüfen kann, brauche ich einen Beschluss vom Gemeinderat. Ich würde sehen wollen, was passiert, wenn ich ohne Beschluss aktiv werde." Auch Katja Meixner von der SPD zeigt sich enttäuscht von Pichl. "Sie kennt die Situation und hätte von Anfang an wissen können, dass unser Plan nichts wird." Vogel kritisiert das gesamte Verhalten von Bürgermeisterin und Verwaltung: "Wir werden erst aktiv, wenn wir das Problem vor der Nase haben. Wir müssen uns endlich dauerhaft gut aufstellen in Sachen Kinderbetreuung."

Vor diesem Problem steht die Gemeinde weiterhin: Die Container-Lösung kann nur eine kurzfristige sein. Die Erfahrung zeige, so Verwaltungsleiter Bernhard Brosig, dass Krippenkinder später auch in den Hort kommen. Die Gemeinde hat zu wenig Platz. Auf der anderen Seite lassen sich Krippenplätze nur sehr schwer kalkulieren. "Wir haben vor zwei Jahren den Bedarf geprüft, diese Erhebung ist jetzt schon veraltet", sagt Brosig. Eine neue Einrichtung für Kinder ist teuer. Die Frage, ob sie langfristig gebraucht wird, ist nur sehr schwer zu beantworten. Trotzdem sagt Pichl mittlerweile: "Ich meine, am Bau einer kompletten neuen Einrichtung führt kein Weg vorbei." Im Gemeinderat findet sie Zustimmung. Und Ideen. Florian Pausch (FWG) schlägt vor: "Wir spielen ja mit dem Gedanken, eine Mehrzweckhalle zu bauen. Vielleicht lassen sich diese Vorhaben verbinden."