Kripo knackt organisierten Drogenhandel

Von Manfred Scherer
Die Polizei stellte Ecstasy-Tabletten sicher. Foto: Polizei Foto: red

Ein neuer, spektakulärer Fall von Drogenkriminalität legt nahe: Aus dem Bürgerkriegsland Syrien könnte der Rauschgifthandel mit außergewöhnlich starkem Haschisch gesteuert werden. Im Raum Bamberg ließ die Polizei zwei Dealergruppen auffliegen, die ihr Hasch via Fernbus transportierte. Insgesamt sind 27 Verdächtige in Haft, zehn Kilo Hasch wurden beschlagnahmt. Die Verdächtigen sind überwiegend Flüchtlinge.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Polizeisprecher Alexander Czech bestätigte auf Anfrage, dass die beschlagnahmten Haschischplatten eine besondere Prägung aufweisen: "Berlin" und "Beling". Das Hasch mit der "Beling"-Prägung hatte in zwei Fällen eine Rolle gespielt, die in Kulmbach und in Bayreuth aufgedeckt worden waren. In Bayreuth soll eine dreiköpfige Gruppe syrischer Dealer mit über 20 Kilo des Haschisch gehandelt haben. In Kulmbach dealte ein junger Mann in der Oberen Stadt ebenfalls mit Hasch, das den "Beling"-Aufdruck hatte. Der Kulmbacher Dealer wurde erst jüngst vom Bayreuther Jugendschöffengericht zu einer Haftstrafe verurteilt. In seinem Prozess gab es die Zeugenaussage eines Bayreuther Kriminalbeamten, dass ein Verbrecher-Clan in Syrien den Haschischhandel steuere. Im Bayreuther und im Kulmbacher Fall wurde das Haschisch von Verdächtigen transportiert, die mit Fernbussen unterwegs waren, um das Rauschgift in Berlin abzuholen und es in die Region zu bringen.

So lief es auch im Bamberger Fall: Die Ermittler der Kriminalpolizei für Zentralaufgaben (KPI/Z) waren durch Erkenntnisse aus anderen Strafverfahren auf die Drogengeschäfte der Männer im Raum Bamberg aufmerksam geworden. Die Verdächtigen wurden observiert und ihre Telefone abgehört. Den verdeckt ermittelnden Beamten gelang es nach und nach in die Organisationsstruktur der Verdächtigen einzudringen.

Festnahme im Reisebus

Als sich für die KPI/Z-Fahnder Anfang April 2017 die größere Beschaffungsfahrt eines heute 30 Jahre alten Syrers aus dem Landkreis Bamberg nach Berlin abzeichnete, hefteten sie sich ihm in Zusammenarbeit mit ihren Berliner Kollegen an die Fersen. Auf der Rückfahrt in einem Fernreisebus klickten die Handschellen: der Verdächtige Syrer und ein 22-jährige Landsmann wurden am Parkplatz Rotmaintal auf der Autobahn A70 im Landkreis Kulmbach festgenommen. Das Duo hatte rund 1,5 Kilo Haschisch bei sich. Wie sich herausstellte, fungierte der 30-Jährige als Großdealer im Raum Bamberg. Die dabei gewonnenen Anhaltspunkte zu den Abnehmern des Rauschgifts führten bereits kurze Zeit später zur Festnahme eines 21 Jahre alten Drogenkuriers aus dem Landkreis Bamberg und eines 19-jährigen Bamberger Kleindealers.

Bei einer weiteren Kontrolle von vier Syrern im Alter von 16 bis 30 Jahren Ende Mai 2017 an einer Haltestelle für einen Fernreisebus im Bamberger Stadtgebiet entdeckten Zivilbeamte der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt bei einem der Reisenden rund zwei Kilo Haschisch im Gepäck des Mannes. Gegen alle vier tatverdächtigen Männer und einen weiteren Komplizen aus Bamberg ergingen daraufhin auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bamberg ebenfalls Untersuchungshaftbefehle.

Lieferant in Berlin gefasst

Die bei der Festnahme erlangten Erkenntnisse brachten für die Beamten weiteres Licht in die offensichtlich bandenmäßig strukturierten Machenschaften der vorwiegend syrischen Staatsangehörigen. Gleichzeitig konnten die Drogenfahnder die Herkunft des Rauschgifts klären und in Zusammenarbeit mit der Berliner Polizei den Lieferanten in der Bundeshauptstadt ausfindig machen. Auch er sitzt inzwischen in einer Justizvollzugsanstalt ein. Im Rahmen der weiteren von der Staatsanwaltschaft Bamberg angeordneten strafprozessualen Maßnahmen gelang es den Beamten bei Durchsuchungsaktionen, auch umfangreiches Beweismaterial und offensichtliche Drogengelder in Höhe von mehreren tausend Euro sicherzustellen.

Parallel zu diesem Fall gelang es den Ermittlern der KPI/Z auch Erkenntnisse zu einer weiteren bandenmäßig organisierten Tätergruppe im Raum Bamberg zu erlangen, die ebenfalls im großen Stil mit Betäubungsmitteln handeln soll. Nachdem sich der Tatverdacht gegen diese Gruppe erhärtet hatte, suchten die Kriminalbeamten mit Durchsuchungsbeschlüssen in der Tasche die fünf syrischen Tatverdächtigen im Alter von 18 bis 23 Jahren Anfang Mai 2017 zu Hause auf und stellten dabei Beweismittel, darunter auch einige Gramm Haschisch, sicher. Gegen zwei in Bamberg und einen in Lichtenfels wohnhaften Tatverdächtigen ergingen am Folgetag Untersuchungshaftbefehle. Die nun folgenden kriminalpolizeilichen Maßnahmen lieferten den Ermittlern erneut wichtige Erkenntnisse zu weiteren Komplizen des eng vernetzten Dealer-Rings, wodurch sie die Bande nach und nach aufdecken konnten.

Festnahme auf der Autobahn

So führte eine heiße Spur Anfang Mai 2017 zur Festnahme eines 37-jährigen Syrers und eines 35 Jahre alten italienischen Staatsangehörigen. Beide Männer waren gemeinsam in einem Auto auf der A9 in Richtung Süden unterwegs, als die Drogenfahnder sie auf der Rastanlage Frankenwald im Landkreis Hof festnahmen. In ihrem Auto hatten die Verdächtigen drei Kilogramm Haschisch, das sie frisch in Berlin beschafft hatten. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bamberg erging gegen die Männer Untersuchungshaftbefehl. Dass die Ermittler auf der richtigen Spur waren, bestätigte sich wiederum, als ihnen knapp drei Wochen später erneut zwei syrische Drogenkuriere ins Netz gingen, die diesmal mit dem Zug nach Bamberg reisten und rund zwei Kilogramm Haschisch im Gepäck hatten.

Haschisch im Fladenbrot

Die beiden 22 Jahre alten in Berlin wohnenden Männer kamen ebenfalls in U-Haft. Eine Woche später erfolgte die Festnahme zweier Syrern im Alter von 22 und 28 Jahren, die ebenfalls mit dem Zug etwa 500 Gramm Haschisch nach Bamberg liefern wollten. Die Reisenden hatten die fünf Haschischplatten unauffällig in einem mehrlagigen, gut verpackten Fladenbrot versteckt. Ihren 37-jährigen syrischen Auftraggeber konnten die Polizisten danach im Bamberger Stadtgebiet festnehmen.

Wie unauffällig die verdeckten Ermittler ihre Arbeit verrichteten, zeigte sich, dass die noch auf freien Fuß befindlichen Täter der Bande, trotz der bereits zahlreich erfolgten Festnahmen, ihre Drogendeals fortsetzten. So kamen die Ermittler Anfang Juni auf die Spur eines 31-jährigem Syrers, der über 1,3 Kilo Hasch von Lieferanten in Stuttgart besorgte. Noch auf der Rückfahrt nahmen Zivilbeamte den in Nürnberg wohnenden Mann in einem Zug fest, er sitzt inzwischen ebenfalls in einer Justizvollzugsanstalt ein. Die drei Stuttgarter Drahtzieher wurden von den württembergischen Drogenfahndern ermittelt und festgenommen.

Razzia im Landkreis Bamberg

Die inzwischen umfangreichen Erkenntnisse der Kriminalbeamten zu den Drogendealern zeigten den Ermittlern, wie weit das Netzwerk der Bande verzweigt war. Nachdem sich ein ausreichender Tatverdacht gegen weitere Abnehmer und Komplizen innerhalb der Organisation ergeben hatte, erwirkte die Staatsanwaltschaft Bamberg auch Haftbefehle gegen diese dringend tatverdächtigten Personen. Polizeibeamte vollzogen Mitte Juni 2017 die jeweiligen richterlichen Beschlüsse in einer konzertierten Festnahme- und Durchsuchungsaktion und nahmen bei drei Objekten im Landkreis Bamberg und zwei Anwesen im Stadtgebiet insgesamt fünf weitere syrische Staatsangehörige im Alter von 21 bis 36 Jahren fest. Zusätzlich stellten die Polizisten in deren Wohnungen kleinere Mengen an Rauschgift, Bargeld und Beweismittel sicher. Bei der Festnahme eines der Tatverdächtigen erlitt ein Beamter leichte Verletzungen, als der Festgenommene Widerstand leistete und dem Polizisten ins Bein biss.

Syrer in unterschiedlichen Jusitzvollzugsanstalten

Mitte Juli 2017 folgte schließlich auf Antrag der Staatsanwaltschaft der Erlass weiterer drei Haftbefehle gegen zwei 19 und 22 Jahre alte Männer aus Coburg und einem 18-Jährigen aus dem Landkreis Bamberg, gegen die sich der Tatverdacht im Rahmen der akribischen Ermittlungsarbeit der Kriminalbeamten ebenfalls erhärtet hatte. Alle drei Syrer wurden in unterschiedliche Justizvollzugsanstalten eingeliefert.

Bereits Anfang Oktober 2017 sollen die ersten Gerichtsprozesse in den umfangreichen Ermittlungsverfahren beginnen. Darüber hinaus dauern die Ermittlungen der Drogenfahnder zu weiteren möglichen Beteiligten der Tatkomplexe noch an.

Bilder