Story aus Bamberg um Verrat und späte Rache Bamberger Krimi-Autorin liest in Bayreuth

Von Norbert Heimbeck
Karin Dengler-Schreiber hat unter dem Pseudonym Anna Degen bereits ihren zweiten Bamberg-Krimi veröffentlicht. Die Historikerin verknüpft darin tatsächliche Geschehnisse mit erfundenen Mord-Geschichten.Foto: red Foto: red

„Mir tun meine Mörder leid. Ich habe Probleme damit, böse Menschen zu schildern.“ Trotzdem hat Anna Degen ihren zweiten Kriminalroman veröffentlicht. Die Bamberger Autorin Anna Degen stellt am Freitag ihren neuen Krimi „Bamberger Verrat“im Bayreuther Hugendubel vor.

 
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Anna Degen ist der Künstlername von Karin Dengler-Schreiber. Sie ist Historikerin, war über 26 Jahre lang Heimatpflegerin in Bamberg und verantwortete bis 2011 das Welterbemanagement Bambergs. Sie hat mehr als ein Dutzend Sachbücher zur Geschichte und Denkmalpflege geschrieben. „Bamberger Verrat“ ist nach „Das Haus am Nonnengraben“ ihr zweiter Kriminalroman.

Es gibt ja eine wahre Flut von Regionalkrimis aus allen Ecken des Landes. Sie haben jetzt auch schon Ihren zweiten veröffentlicht?

Karin Dengler-Schreiber: Es war durchaus eine Überlegung, ob es noch einen Franken-Krimi braucht. Alleine in Bamberg gibt’s acht Autoren, die Regionalkrimis schreiben.

In den Büchern wird fleißig gemordet. Besteht nicht die Gefahr, dass Franken irgendwann entvölkert ist?

Dengler-Schreiber: (lacht)

Es geht in Ihrem Roman um Verrat. Gemordet wird aus Rache. Weshalb haben Sie sich gerade dieses Thema ausgesucht?

Dengler-Schreiber: Franz Novak, eine zentrale Figur des Romans, hat ein historisches Vorbild: einen DDR-Offizier, der 1960 hingerichtet wurde. Der Verräter stand in Bamberg vor Gericht. Für eine möglichst wirklichkeitsnahe Darstellung der damaligen Lebens- und Denkstrukturen habe ich die Geschichte des Offiziers in den Akten der Stasi-Behörde umfassend recherchiert.

Also ist die Story nicht komplett erfunden?

Dengler-Schreiber: Eine Szene im Sitzungssaal des Landgerichts Bamberg, als die Tochter dem Mann Erste Hilfe leistete, der durch sein Handeln das Leben ihrer Familie zerstörte, hat wirklich stattgefunden. Diese Szene hat mich ungeheuer berührt. Sie war für mich Anlass, dieses Buch zu schreiben.

Im November jährt sich der Fall der Mauer zum 25. Mal. Sie entwickeln rund 250 Seiten um die späten Folgen einer Flucht aus der DDR. Wollen Sie damit das historische Thema unters Volk bringen?

Dengler-Schreiber: Leider ist das ein Thema, das bei jungen Leuten nicht mehr wahrgenommen wird. Schreckliche Dinge sind damals geschehen. Ich bin ja von Haus aus Historikerin und sehe das tatsächlich als Chance.

Wie kommt das Thema bei Ihren Lesern an? Verkauft sich das Buch?

Dengler-Schreiber: Vertriebsleiter und Verlag sind zufrieden. Erstaunlich ist allerdings, dass ich keinerlei Rückmeldung aus dem Osten habe. Schließlich geht es doch um ein zentrales Thema der DDR-Geschichte.

Sachbuch oder Roman – was liegt Ihnen mehr?

Dengler-Schreiber: Ich habe bisher 16 Bücher geschrieben. Sachbücher kann ich, fiktionale Stoffe sind fundamental anders. Ein Krimi ist gar nicht so einfach zu schreiben. Ich bemühe mich, eine Parallelwelt zu schaffen, in der alle Fakten stimmen, die Beziehungen der Personen untereinander passen und die Abläufe logisch sind. Jede meiner Figuren hat einen Stammbaum; ich stelle sogar Zeitpläne für jedes Thema auf.

Durch den engen regionalen Bezug können die Leser natürlich prüfen, ob alle Details im Buch stimmen?

Dengler-Schreiber: Der Erfolg der Regionalkrimis passt zu der seit etwa 20 Jahren zu beobachtenden Regionalisierung. Es ist eine Frage der Identifikation. Die Leser erkennen zum Beispiel Straßen und Gebäude aus meinen Geschichten wieder; sie fragen sich, welche Figur im Roman wohl einer echten Person entspricht. Aber ich versichere Ihnen: Ich erfinde alle meine Figuren neu.

Was erwartet die Bayreuther bei der Lesung am Freitag?

Dengler-Schreiber: Ich mache gerne Lesungen. Ich verzichte dabei auf sogenannte Events oder Inszenierungen. Allerdings: Ich werde wohl im Rollstuhl anrollen, weil ich mich am Fuß verletzt habe.

Info: Die Lesung beginnt am Freitag, 19. September, um 17 Uhr in der Buchhandlung Hugendubel. Eintritt frei.

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