Die Sozialdemokraten finden für Frühschoppen keinen Redner - Premiere: CSU springt ein Kreuzer Kerwa: SPD muss passen

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Winke, winke! Die SPD hat es nicht geschafft, einen Redner für den politischen Frühschoppen zu organisieren. Diesmal spricht die CSU. Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

Die Kreuzer Kerwa ist eine Traditionsveranstaltung. Eine der letzten Bayreuther Stadtteil-Kerwas. Am Freitag geht der Zeltbetrieb los. Festumzug ist um 17 Uhr "kreuz und quer durchs Kreuz", wie der Vorsitzende des SC Kreuz, Frank Becker sagt. Tradition ist auch der Weißbier-Frühschoppen am Sonntag. Mit einem Redner der SPD als feste Größe. Bislang zumindest. Denn in diesem Jahr spricht Hans-Peter Friedrich (CSU). Die SPD hat keinen Redner gefunden.

 
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Frank Becker, der Vorsitzende des SC Kreuz, will zu dem Thema an sich gar nichts sagen. "Dass diesmal jemand von der CSU spricht, hat seine Gründe", sagt Becker. "Wir sind als Verein politisch neutral. Uns ist egal, ob jemand spricht, der rot, grün oder schwarz ist. Uns ist wichtig, dass am Sonntagvormittag ein Programm geboten ist, das die Leute interessiert und das das Zelt füllt", sagt Becker am Donnerstag auf Anfrage unserer Zeitung. Der politische Weißbierfrühschoppen gehöre seit mehr als zehn Jahren zum festen Programm der Kerwa, ist stets Publikumsbringer. Bringt Besucher, die auch nach dem Frühschoppen im Zelt bleiben, dort auch zu Mittag essen. "Wir liefern den Rahmen dazu", sagt Becker. "Bislang hat die SPD diesen Vormittag abgedeckt."

Halil Tasdelen, seit Anfang Juli der Vorsitzende des SPD-Stadtverbands, gibt sich im Gespräch mit unserer Zeitung zerknirscht. "Das war Sache des Unterbezirks. Und der Unterbezirk hat es nicht auf die Reihe bekommen, einen Redner zu organisieren. Obwohl die Kreuzer Kerwa ja nicht von heute auf morgen kommt", sagt Tasdelen. Es sei allerdings nicht so, dass die SPD sich nicht bemüht hätte, einen Redner zu bekommen, der genug Zugkraft hat, um das Zelt im Kreuz zu füllen: "Es wurden 13 Redner angefragt, wir haben von allen 13 Absagen bekommen", sagt der Stadtverbandsvorsitzende.

Das ist es, was ihn wütend macht: "Das ist beschämend. Die Mandatsträger sollen nicht nur da sein, wenn Wahlen anstehen. Nach der Wahl ist vor der Wahl." Einstimmig hätten sich die Gremien der Bayreuther SPD in der Folge allerdings dagegen entschieden, ein Alternativprogramm mit lokalen Politikern auf die Beine zu stellen. So sei ihm wenige Wochen vor Beginn der Kreuzer Kerwa nur die Chance geblieben, bei Frank Becker telefonisch die Reißleine zu ziehen, sagt Tasdelen. Dass die CSU jetzt den Platz am Sonntagvormittag füllt, wurmt ihn, auch wenn er sagt: "Wir sind ein demokratisches Land. Wenn es jetzt die CSU macht, dann ist das halt so." Nächstes Jahr, sagt Tasdelen, wolle die SPD wieder am Ball sein. "Darum wollen wir uns auf jeden Fall bemühen. Das waren ja gute Veranstaltungen. Auch für den SC Kreuz."

Die Bayreuther CSU, sagt Bürgermeister Thomas Ebersberger, der mit der Kreuzer Kerwa eng verbunden ist, sei "gern eingesprungen", als die Anfrage des Vereins gekommen sei. "Recht kurzfristig" sei das zwar gewesen, aber man habe innerhalb kurzer Zeit mit dem ehemaligen Innenminister Hans-Peter Friedrich einen Redner finden können, der "etwas zur aktuellen innenpolitischen Lage sagen kann". Die Kreuzer Kerwa sieht Ebersberger als wichtige Veranstaltung an. Nicht allein wegen des Sonntags, aus politischem Blickwinkel - "ich war auch regelmäßig im Zelt, als Politiker der SPD gesprochen haben" -, sondern: "Ich freue mich, dass ein Stadtteil heute noch in der Lage ist, so etwas auf die Beine zu stellen. Man muss dankbar sein, dass eine solche Struktur noch vorhanden ist." Die CSU werde "nicht auf Konfrontation gehen", sagt Ebersberger. Aber: Man wolle sich auch fürs nächste Jahr positionieren. "Wir können uns vorstellen, da aktiv zu werden. Vielleicht auch mit einem Minister." Wenn genug Vorlauf da sei.  

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