Seit 1970 hat sich die Zahl der Neuerkrankungen in Deutschland fast verdoppelt. 2013 erkrankten etwa 482 500 Menschen an bösartigen Tumoren, knapp 223 000 Menschen starben an den Folgen von Krebs. Allerdings leben Krebspatienten länger als früher.
Immer mehr Menschen in Deutschland erkranken an Krebs, aber die Erkrankten leben länger als früher. Dieses Ergebnis des erstmals vorgestellten „Berichts zum Krebsgeschehen in Deutschland“ deckt sich mit den Erfahrungen im Klinikum Bayreuth. Allerdings gibt es auch eine regionale Besonderheit.
Seit 1970 hat sich die Zahl der Neuerkrankungen in Deutschland fast verdoppelt. 2013 erkrankten etwa 482 500 Menschen an bösartigen Tumoren, knapp 223 000 Menschen starben an den Folgen von Krebs. Allerdings leben Krebspatienten länger als früher.
Grund für die Zunahme der Erkrankungen ist dem Bericht zufolge die älter werdende Gesellschaft. Bei vielen Krebsarten steigt das Erkrankungsrisiko mit dem Alter. Rechne man den Altersaspekt heraus, sei bei einigen Krebsarten in den vergangenen Jahren eine Trendwende zu beobachten, heißt es. Der Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) stützt sich auf Daten aus den Krebsregistern der Bundesländer.
Das Klinikum Bayreuth hat auf die Zunahme der Krebserkrankungen reagiert. Seit 2013 gibt es dort das Onkologische Zentrum. Nach Auskunft von dessen Leiter, Prof. Dr. Alexander Kiani, arbeiten in dem Zentrum Mediziner unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen und entwickeln in Tumorkonferenzen gemeinsam die individuell am besten passende Behandlungsmethode. Patienten bekämen darüber hinaus unter anderem spezielle pflegerische, psychoonkologische und sozialdienstliche Unterstützung. Im Zuge des Aufbaus des Onkologischen Zentrums seien etwa zehn neue Stellen entstanden. Die Zahl der neu diagnostizierten Krebserkrankungen stieg am Klinikum seit Gründung des Zentrums 2013 von 1146 auf 1215 im vergangenen Jahr.
Verbesserte Behandlung habe am Klinikum Bayreuth dazu geführt, dass sich über alle Krebsarten hinweg die sogenannte Fünf-Jahres-Überlebensquote verbessert habe. Allerdings gebe es deutliche Unterschiede. So überlebten gut zwei Drittel der Darmkrebspatienten und rund 90 Prozent der Brustkrebspatientinnen ihre Erkrankung. Bei schwer behandelbaren Krebsarten wie Bauspeicheldrüsenkrebs oder bestimmten Hirntumoren seien die Überlebensquoten bei weitem nicht auf solche Werte gestiegen.
Bundesweit hat die Neuerkrankungsrate bei Lungenkrebs unter Männern seit 1970 um ein Viertel abgenommen, sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, bei Vorstellung des Berichts in Berlin. Bei Frauen liege die Erkrankungsrate heutzutage allerdings höher als noch 1970. Rückgänge gab es zudem bei Magen- und Darmkrebs. Das gilt für Frauen und für Männer. Hier allerdings fällt Nordostbayern aus dem Rahmen. Bei den Männern liegt die Zahl der Neuerkrankungen bei Darm- und Lungenkrebs nach Auskunft von Alexander Kiani über dem bayernweiten Durchschnitt. Das habe wahrscheinlich lebenstilbedingte Gründe: Rauchen, Ernährung, Bewegungsmangel. Alkohol und fettreiche Ernährung seien anerkannte Risikofaktoren für bestimmte Krebserkrankungen. Dass höhere Strahlenbelastung durch Radon im Fichtelgebirge eine Rolle spiele, sei möglich, „allerdings gibt es dafür keinen stichhaltigen Beweis“.
Dem Bericht zufolge wären weltweit 30 Prozent der Krebsfälle vermeidbar. Beim Essen beobachten die Fachleute, dass die Deutschen zu wenig Obst und Gemüse essen, aber zu viel rotes Fleisch. Vorbeugen lasse sich zudem mit Schutzimpfungen gegen Humane Papillomviren (HPV) und Hepatitis B. „Derzeit haben nur Untersuchungen zur Früherkennung von Darm- und Gebärmutterhalskrebs das Potenzial, das Risiko einer Krebserkrankung deutlich zu verringern“, schreiben die Experten. Es sei geplant, dass Versicherte in Zukunft persönlich zur Früherkennung dieser beiden Krebsarten eingeladen werden, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). ⋌⋌Mit Material von dpa
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