Koschyk: Mehr Bildungschancen für Sinti

Von Peter Rauscher
Das Thema Minderheiten und Heimat lässt Hartmut Koschyk nicht los. Foto: Archiv/Ulrike Sommerer Foto: red

Das Thema Heimat und Minderheiten lässt ihn nicht los: Der ehemalige Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und frühere Bayreuther CSU-Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk wird am Montag, 19. Februar, in Bayreuth sein Buch „Heimat, Identität, Glaube. Vertriebene – Aussiedler – Minderheiten im Spannungsfeld von Zeitgeschichte und Politik “ vorstellen. 

 
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Bei Ihrer ersten Buchvorstellung in Berlin am 29. Januar hat Zoltan Balog, ungarischer Minister für Humanressourcen, eine Rede gehalten. Ist Ungarn, das sich rigoros gegen Flüchtlinge abschottet, ein gutes Beispiel für den richtigen Umgang mit Minderheiten ?

Hartmut Koschyk:  Ungarn hat eine vorbildliche Minderheitenpolitik. Zoltan Balog ist reformierter Pfarrer und hat sich auf dem Sektor der Minderheitenpolitik sehr für die Roma engagiert. Zweiter Redner war am 29. Januar Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates der Sinti und Roma. Denn mein Buch beschäftigt sich nicht nur mit Minderheiten allgemein und den deutschen Minderheiten in Europa, sondern auch mit den autochthonen, also einheimischen Minderheiten in Deutschland. Dazu gehören die Sinti und Roma.

Welche Minderheiten in Deutschland werden benachteiligt?

Koschyk: Wir müssen zunächst unterscheiden zwischen anerkannten Minderheiten in Deutschland und sonstigen Zuwanderungsgruppen. Anerkannte Minderheiten sind zum Beispiel Sorben , Dänen, Friesen, Sinti und Roma. Ich habe mich in meiner Zeit als Minderheitenbeauftragter besonders für die Belange von Sinti und Roma und von Friesen eingesetzt. Die Dänen werden sehr stark von Dänemark unterstützt, die Sorben sind durch einen Staatsvertrag zwischen Bund, Sachsen und Brandenburg in einer sehr herausgehobenen Funktion. Die anderen beiden Gruppen lagen mir deshalb immer besonders am Herzen.

 

Woran fehlt es in Deutschland im Umgang mit Sinti und Roma vor allem?

Koschyk Vor allem hakt es bei der Bildung. Sinti und Roma haben schlechte Bildungschancen. Deshalb habe ich mich sehr bemüht, auch in Bayreuth ein Projekt in Gang zu bringen, das jungen Sinti mehr Bildungschancen eröffnen soll. Das Projekt will an ein Modellvorhaben in Straubing anknüpfen, wo junge Sinti und Roma mit Begleitung eines Sozialarbeiters und eines Handwerksmeisters eine Ausbildung erhalten und in Beschäftigung vermittelt wurden. In Bayreuth fanden auf meine Initiative mehrere Gesprächsrunden mit Stadt, Arbeitsagentur, Bayerischem Sozialministerium und Vertretern der Sinti und Roma statt. Es muss jetzt noch ein Träger gefunden werden, der die entsprechenden Förderanträge stellt und die Maßnahme durchführt! 

 

Zuwanderer und Flüchtlinge sind unfreiwillig fern ihrer Heimat, oft nach traumatischen Erlebnissen. Was kann Deutschland aus seiner eigenen Geschichte mit Flucht und Vertreibung für den Umgang mit den Geflüchteten heute lernen?

Koschyk: Bei der Integration der Vertriebenen und Aussiedler haben wir immer gemerkt, dass es natürlich um Arbeitsplätze, wirtschaftliche Teilhabe und um soziale Integration geht. Es geht aber immer auch um menschliche Integration. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Er hat auch kulturelle und religiöse Bedürfnisse. Das muss man im Blick haben, wenn man Menschen auf Dauer integrieren will. Wobei Integration nie heißt Assimilation. Wer auf Dauer bei uns lebt, muss unsere Werte respektieren, aber er muss seine kulturellen Wurzeln nicht aufgeben.

 

Was bedeutet Ihnen persönlich Heimat?

Koschyk: Ich bin in Oberfranken geboren und aufgewachsen, aber die oberschlesische Heimat meiner Eltern ist für mich auch Teil meiner Identität.


Info: Die öffentliche Buchvorstellung  findet am Montag, 19. Februar, um 19 Uhr in der Grundschule Schloss Thiergarten statt.

 

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