Ein Gerippe steigt eben erst aus der Grube, während die anderen Knochenmänner sich oben schon im Tanze drehen und einer gar einen Luftsprung wagt. Links steht ein Skelett, das auf einer Schalmei zu diesem makabren Reigen aufspielt. Michael Wolgemut, Lehrer Albrecht Dürers, schnitt seinen „Tanz der Gerippe“ 1493 ins Holz, als typisches Kunstwerk für eine Zeit, die von Unsicherheit und Umwälzungen geprägt war, in der Krankheiten, Kriege und Hunger die Menschen mehr oder weniger regelmäßig heimsuchten. „Totentänze“ bildeten das einzige ab, was sicher war: das Ende. Kaiser, Edelmänner, Priester, schöne Frauen, Bettler, Kaufleute, Soldaten, alle Menschen, gleich, wie herrlich oder elend sie zu Lebzeiten sind, werden Beute des Todes. Und: Den Zeitpunkt kannte niemand, sei deiner nie zu gewiss. In Zeiten, in denen Bilder Mangelware waren, können diese Bilder ihre Wirkung nicht verfehlt haben. Mit Schaudern, aber auch fasziniert werden die Menschen jener Zeit diese Bilder betrachtet haben.