Konrad Löhr wäre heute 100 Jahre

Von Richard Reinl
Der ehemalige Pegnitzer Bürgermeister und Landrat, Konrad Löhr, wurde vom damaligen Landrat Josef Kohut ausgezeichnet. Foto: red Foto: red

Der ehemalige Bürgermeister der Stadt und der letzte Landrat des 1972 aufgelösten Landkreises Pegnitz, Konrad Löhr, könnte m Mittwoch seinen 100. Geburtstag feiern. Grund genug, an seine Leistungen zu erinnern, hat er doch nach der Gebietsreform für das Mittelzentrum mit Millionenhilfen aus München wichtige Weichen gestellt. Sein plötzlicher Tod im Jahr 1982 kurz nach seinem 65. Geburtstag hat deshalb die Stadt wie einen Keulenschlag getroffen.

 
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Seinen 60. Geburtstag vor 40 Jahren nahm nicht nur die FWG als seine politische Heimat, sondern auch die CSU zum Anlass für eine Feierstunde im Rathaus, bei der der Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, Simon Nüssel, die Verdienste des Kommunalpolitikers würdigte. In Stichpunkten schilderte Nüssel den Werdegang des damaligen Pegnitzer Bürgermeisters. Fast 20 Jahre lang habe Konrad Löhr zunächst als Gemeindereferent im Landratsamt Pegnitz gearbeitet, ehe er zwei Jahre lang das Amt des Landrats inne hatte. 1972 zum Bürgermeister gewählt, habe er zudem als Kreisrat, als stellvertretender Landrat im neuen Kreis Bayreuth sowie als Mitglied des Planungsausschusses Oberfranken-Ost und des Städteverbandes gewirkt.

Kommunalpolitische Erfahrung

Die ehrenamtliche Tätigkeit als Sozialrichter, den Vorsitz im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, die Arbeit im Verwaltungsrat der Sparkasse sowie im Verein „Hilfe für das behinderte Kind“ sowie im Krankenhaus führte Nüssel ebenfalls an. Zahlreiche Initiativen seien von Konrad Löhr entwickelt worden. Die Stadt Pegnitz sowie die Landkreise Pegnitz und Bayreuth hätten viel von seiner kommunalpolitischen Erfahrung und seiner hervorragenden Sachkunde, aber auch von seiner Menschlichkeit profitiert. Engagement, Überzeugungskraft, Standfestigkeit und Heimatliebe hätten den Jubilar stets ausgezeichnet, ebenso wie die Treue zu festgefügten inneren Werten, sein soziales Verständnis oder sein mitmenschliches Einfühlungsvermögen, Tugenden, die mitunter rar geworden seien.

Es gebe eine Palette weitreichender Maßnahmen für die Allgemeinheit, die die Handschrift von Konrad Löhr tragen, so zum Beispiel die Verwendung des ehemaligen Landratsamtes Pegnitz als Fortbildungsstätte der Justiz, die Erweiterung des Gymnasiums Pegnitz samt dem Bau einer 400-Meter-Bahn, die Zusammenfuhrung der Landkreisverwaltung, die Errichtung einer Berufsfachschule für Hauswirtschaft und Kinderpflege, die Einführung einer Blockbeschulung für Kellner und Köche sowie für Former und Gießer, die Sparkassenfusion und nicht zuletzt den Näturpark, wo ihm insbesondere auch die Realisierung der Waldschänke zu verdanken sei.

Gut eingeleitete Gebietsreform

Weiter stellte Simon Nüssel die maßgeblichen Leistungen für die Stadt Pegnitz heraus, etwa die gut eingeleitete Gebietsform oder den Neubau der nach seinem Vorgänger benannten Christian-Sammet-Verbandsschule sowie die Errichtung von Freibad und Kunsteisbahn im Freizeitzentrum, das später nach ihm benannt worden ist.

Eine große Hilfe war ihm dabei sein weitgespanntes Netzwerk, nicht nur zu übergeordneten Behörden, sondern auch zur US-Army, wobei Letzteres ausgerechnet durch ein tragisches Unglück gefestigt worden ist, war doch Löhr beim Absturz des US-Hubschraubers einer der ersten Augenzeugen auf der Fischelhöhe. Das würdige Gedenken der Stadt an die 37 Toten haben die Amerikaner mit tatkräftiger Mithilfe bei zahlreichen Sportplatzbauten gedankt.

Ehrenmedaille verliehen

Wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag hatte Löhr aus der Hand des Bayreuther Landrats Dr. Josef Kohut schon die Ehrenmedaille für besondere Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung überreicht bekommen. Löhr fasste diese Würdigung als Zeichen des Dankes für seine Mitarbeiter auf. Kohut, der die Auszeichnung im Auftrag des Regierungspräsidenten von Oberfranken vorgenommen hat, hob besonders die Verdienste Löhrs bei der Zusammenführung der beiden Landkreise Pegnitz und Bayreuth hervor.

Insgesamt wirkte Konrad Löhr zehn Jahre lang als Bürgermeister von Pegnitz, ehe er im Juli 1982 im Alter von nur 65 Jahren starb. Sein plötzlicher Tod war ein regelrechter Schock für die Stadt, hatte er doch kurz vorher bei seinem Geburtstag noch versprochen, über das Rentenalter hinaus die gesamte Wahlperiode weiterzumachen, um in Ruhe einen Nachfolger aufzubauen. Dazu hatte er keine Möglichkeit mehr, mit der Arbeit von Manfred Thümmler wäre er aber sicher zufrieden gewesen.

Verdienste gewürdigt

Bei der Trauerfeier in der völlig überfüllten St. Bartholomäuskirche, in der Löhr auch getauft, konfirmiert und getraut worden war, würdigten zahlreiche Redner seine Verdienste. Pfarrer Grell charakterisierte den Verstorbenen als impulsiven, aber auch sensiblen Menschen, der nach der Gebietsreform viele wichtige Dinge angestoßen habe, die Pegnitz noch lange prägen würden. Dekan Johannes Hiller erinnerte sich, dass Löhr oft mit Zorn reagiert habe, wenn Eigeninteressen durchgesetzt und so wichtige Entscheidungen für die Stadt behindert werden sollten. Der katholische Dekan Dr. Franz Vogl berichtete, dass nach Bekanntwerden der Todesnachricht in allen Kirchen spontan für Löhr gebetet worden sei.

Zweiter Bürgermeister Sepp Vogl attestierte dem Stadtoberhaupt, dass er Pegnitz in seiner zehnjährigen Amtszeit mit unermüdlichem Arbeitswillen schöner, lebens- und liebenswerter gemacht habe. Ihm sei es gelungen, die Verluste durch die Gebietsreform durch neue Projekte wettzumachen. Er habe noch viele weitreichende Pläne gehabt, konnte diese aber nicht mehr umsetzen.

Für die Heimat gelebt

Landrat Klaus-Günter Dietel fasste zusammen: „Konrad Löhr hat seine Aufgaben voller Verantwortungsbewusstsein und Hingabe erfüllt und gelöst. Die Belange der Allgemeinheit hat er zu seinen persönlichen gemacht. Er hat in, mit und für seine Heimat gelebt.“

Nach der kirchlichen Feier, bei der die Feuerwehr die Ehrenwache am Sarg hielt, bewegte sich ein Kilometer langer Trauerzug zum neuen Friedhof, wo die Bevölkerung mit dem Lied „Alte Kameraden“ und drei Böllerschüssen Abschied nahm von ihrem Bürgermeister.