"König von Deutschland": Wie im Film

Der Angeklagte Peter F.. Foto: dpa Foto: red

Ist alles Show - oder glaubt er wirklich, was er sagt? Der selbst ernannte "König von Deutschland", ein mutmaßlicher Betrüger, legt im Gericht einen hollywoodreifen Auftritt hin. Die Behörden halten ihn aber für eine mögliche Gefahr

 
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Wie im Film: Unter Tränen, angeschmachtet von seiner jungen Lebenspartnerin mit Modelmaßen, weist der selbst ernannte „König von Deutschland“ Peter F. im voll besetzten Gerichtssaal in Halle alle Anklagen von sich. Schwere Untreue in 28 Fällen und Verstoß gegen das Kreditwesengesetz wirft ihm Oberstaatsanwältin Heike Geyer am Donnerstag zum Prozessauftakt vor. Es geht um 1,7 Millionen Euro, die Fitzek von Menschen angenommen und ihnen eine krisensichere Anlage in Sachwerten versprochen haben soll. Davon habe er sich satte 1,3 Millionen Euro in die eigene Tasche gesteckt.

Die Sicherheitsbehörden rechnen F. den "Reichsbürgern" zu. Diese Bewegung leugnet die Existenz der Bundesrepublik und deren Gesetze. Er weist das vehement von sich. Am Mittwoch hatte ein "Reichsbürger" in Georgensgmünd bei Nürnberg auf Polizisten geschossen. Ein 32 Jahre alter SEK-Beamter erlag später seinen Verletzungen.

F., gelernter Koch, gibt sich bei der Frage nach seien Personalien als „Staatsangehöriger des Königreichs Deutschland“ aus. „Ich bin ein treuer Diener von Gott, ich gebe nur mein Bestes, bis heute. Ich bin eine Handlanger vom Schöpfer. Wenn er ruft, muss ich handeln“, sagt der 51-Jährige aus Wittenberg.

Das Geld sei ihm „aufgenötigt“ worden. „Ich kann meine Unschuld umfänglich beweisen“, ergänzt der Angeklagte und bricht immer wieder in Tränen aus. Er engagiere sich allein für das Gemeinwohl, er bereichere sich nicht auf Kosten anderer, er lebe „nur etwas besser“ als ein Hartz-IV-Empfänger. Doch für die Staatsanwaltschaft steht fest: Die 1,3 Millionen Euro sind verschwunden.

„Für die Anleger besteht die Gefahr des Totalverlusts“, betont die Oberstaatsanwältin. Dennoch hatten sich einige Sympathisanten im Gerichtssaal eingefunden, verfolgten mit Ansteckern des selbst gewählten Königreich-Logos den Prozess, der von einem Medienspektakel und zugleich strengsten Sicherheitskontrollen begleitet ist.

„Den Ablauf der Verhandlung bestimme ich“, mahnt die Vorsitzende Richterin der Wirtschaftsstrafkammer, Ursula Mertens, gleich zu Beginn. Da tritt der Angeklagte - trotz Fußfesseln - auf wie ein Herrscher, Richter, Staatsanwalt, Gutachter und Anwalt in einem.

In einer Verhandlungspause verspricht F. seiner Lebenspartnerin: „Hab Vertrauen, mein Schatz, wir stehen das durch.“ Dann beschreibt die selbstständige Coacherin „im Bereich Fitness“ mit langen schwarzen Haaren und körperbetontem Outfit der Richterin den Angeklagten. „Ich kenne niemanden, der sich so für andere Menschen einsetzt und so sehr an sich selber spart. Die Gelder sind immer ins Allgemeinwohl geflossen“, beteuert die 33-Jährige.

dpa

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