Uni-Präsident und Fimt-Leiter geteilter Meinung Streit um Uni-Standort: Kommt Thurnau bei der Ausstattung zu kurz?

Von Michael Weiser

Der eine sagt, er bekommt zu wenig, der andere sagt, es fehlt an Initiative: Im Streit über die Ausstattung des Forschungsinstituts für Musikwissenschaft gibt Uni-Präsident Leible Institutsleiter Mungen scharfe Gegenworte.

 
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Der letzte Isolden-Ton der Sopranistin Kristin Ebner (wir berichteten) im Ahnensaal des Schlosses in Thurnau war kaum verhallt, da brach lauter Beifall los. Anno Mungen, Chef des Forschungsinstituts für Musiktheater (fimt) und damit der Hausherr, wirkte dennoch eher nachdenklich denn zufrieden. Das sei wohl das letzte Konzert gewesen, sagte Mungen hinterher, „wir werden keines mehr machen“. Seine Begründung: Das Institut sei knapp bei Kasse, auch könne es keine Mitarbeiter für weitere organisatorische Aufgaben entbehren.

Das Aus – oder vielleicht auch nur die Pause für die Konzerte im Fimt in Thurnau sind das Ergebnis von Spannungen zwischen Zentrale und Filiale. Anno Mungen fühlt sich im entfernten Thurnau von Bayreuth zu eng an die Leine genommen. Die Uni-Leitung hingegen vermisst Initiative.

Konkret ist da zunächst mal ein Aderlass. Für das Fimt fallen zwei halbe Stellen weg, darunter eine halbe Stelle für eine Sekretärin. Stefan Leible, Präsident der Uni Bayreuth, entgegnet, dass die beiden abgezogenen halben Stellen dazu genutzt würden, um den mit dem Fimt thematisch verbundenen Lehrstühlen Musik- und Theaterwissenschaften „eine arbeitsfähige Ausstattung zur Verfügung stellen zu können und so den Themenbereich insgesamt zu stärken“. Und setzt eine Spitze: „Die Hochschulleitung hofft, dass sich das Fimt in Zukunft noch stärker als bisher um die Einwerbung von Drittmitteln bemüht.“

Es kommen, wie’s scheint, mehrere Probleme zusammen. Am Campus könne man stärker von einer universitären Infrastruktur profitieren, in Thurnau hingegen sei man stärker auf sich selbst gestellt, sagt Mungen und verweist darauf, dass sein Institut in einem historischen Bau untergebracht sei. „So ein Schloss ist schön“, sagt er, „macht aber auch viel Arbeit.“

Was dem einen Idylle ist, ist dem andern einfach nur weit weg von allem. Kann ein Uni-Institut weit weg von der Stadt wirklich genau so gut funktionieren wie ein Institut auf dem Campus? Das ist die Frage, die Mungen für sich schon beantwortet hat. „Wir wandern an den Rand“, sagt er. Damit meint er aber auch nicht nur die gut 20 Kilometer Entfernung zwischen Thurnau und Bayreuth, sondern auch die Aufmerksamkeit der Universität. In der Tat ist Bayreuth nicht zuletzt für seine vielen Betriebswirtschaftler und Juristen bekannt. Eine Übergewichtung will Präsident Leible darin aber nicht erkennen: „Dieser Eindruck ist uns rätselhaft und lässt sich allenfalls aufgrund der Studierendenzahlen erklären, bei denen die Fakultät III in den vergangenen Jahren in der Tat den größten Zuwachs zu verzeichnen hatte.“ Fakultät III – das sind die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften.

Das fimt ist so etwas wie die Schnittstelle zwischen Musikwissenschaft, Theaterwissenschaft und Medienwissenschaft. An seinem Institut selbst wird Mungen unterstützt von dreieinhalb wissenschaftlichen Hilfskräften.

Nachdem er nun schon auf Personal verzichten muss, fürchtet Mungen auch, dass die Uni am Geldhahn dreht. Die Mittel würden allgemein nach einer gewissen Frist „leistungsbezogen“ verteilt, bestätigt Leible. „Bei dieser Verteilung werden neben Drittmitteleinnahmen auch Studierenden- und Absolventenzahlen gewichtet. Daraus erklärt sich im Fall des Fimt auch ein geringfügiger Rückgang der Sachmittel für das Jahr 2014.“

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