Kommt Crystal Meth jetzt per Post?

Von Jürgen Umlauft und Elmar Schatz
Sichergestellte Kristalle der Droge Crystal. Foto: Daniel Karmann dpa Foto: red

Der Rückgang der registrierten Crystal-Fälle könnte lediglich die Folge neuer Vertriebswege der Schmuggler sein. Das hat Innenstaatssekretär Gerhard Eck am Mittwoch im Innenausschuss des Landtages indirekt eingeräumt.

 
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Nach Erkenntnissen der Polizei gewinnt die Drogenbestellung über das Darknet - einem verschlüsselten Bereich des Internet - mit anschließendem Postversand immer größere Bedeutung.

Die Ermittler seien bei dieser Vertriebsform "momentan noch ziemlich machtlos", erklärt Eck. Man arbeite aber an Lösungen.

Crystal-Todesopfer in Oberfranken

In Oberfranken sterben Jahr für Jahr Menschen auch an der gefährlichen Droge Crystal Meth. Das hat Pressesprecher Peter Müller vom Polizeipräsidium in Bayreuth dem Kurier am Mittwoch auf Anfrage bestätigt.

Genaue Zahlen ließen sich nicht nennen; "denn häufig haben die Verstorbenen mehrere verschiedene Betäubungsmittel konsumiert".

In einem Fall aus diesem Jahr gehe die Polizei aber davon aus, dass Crystal Meth die Todesursache war: Im September ist ein Mann gestorben, der 80 Gramm Crystal Meth in seinem Körper geschmuggelt hatte. Die Verpackung der geschmuggelten Betäubungsmittel hatte sich im Körperinneren geöffnet, der 37-Jährige starb.

Oberfranken: Kiloweise Crystal Meth sichergestellt

In der Grenzregion Tschechien-Oberfranken wird nach wie vor viel Cystal Meth geschmuggelt.

In Oberfranken stellte die Polizei in den vergangenen vier Jahren laut Polizeipräsidium folgende Mengen des Rauschgiftes sicher:

Circa 3,4 Kilogramm im Jahr 2013,

fünf Kilo im Jahr 2014 (darunter ein großer Drogenfund),

3,8 Kilo im Jahr 2015 und

1,6 Kilo bisher in diesem Jahr.

Der zuletzt festzustellende Rückgang mache deutlich, dass der "Kontrolldruck in Oberfranken sehr hoch ist und die Fahnder erfolgreich arbeiten", erklärt Müller.

Bayernweit gab es 2014 genau 3098 polizeilich registrierte Aufgriffe mit der stark gesundheitsschädlichen Droge; 2015 waren es 2851. In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres verzeichnete die Polizei 1843 Crystal-Delikte. Auf das Jahr hochgerechnet würde dies einen Rückgang um rund 20 Prozent bedeuten.

Im Gegensatz dazu nimmt die Rauschgiftkriminalität in Bayern insgesamt seit 2011 kontinuierlich zu. "Wenigstens bei Crystal können wir einen kleinen Erfolg verzeichnen", so Staatssekretär Eck.

Im Kleinhandel über die tschechische Grenze

Nach wie vor wird die Droge überwiegend im Kleinhandel über die tschechische Grenze nach Bayern gebracht. Nach Erkenntnissen des Landeskriminalamtes (LKA) erfolgt der Schmuggel nicht im Zuge organisierter Kriminalität.

Die meisten Aufgriffe im Landkreis Wunsiedel

Wie schon in Vorjahren gab es die meisten Aufgriffe im Landkreis Wunsiedel sowie in der Stadt Nürnberg. Überdurchschnittlich viele Fälle werden zudem in den Regionen Hof, Bayreuth und Coburg, aber auch in der nördlichen Oberpfalz registriert.

20 Crystal-Tote pro Jahr in Bayern

Auf die Grenzregion zu Tschechien entfallen rund ein Drittel aller bayerischen Fälle. Unverändert blieb in den vergangenen Jahren mit jeweils rund 20 die Zahl der Crystal-Toten. Diese Zahl ist heuer schon nach zehn Monaten erreicht worden.

Der SPD-Innenpolitiker Peter Paul Gantzer fordert, harte Drogen wie Crystal weiterhin hart zu bekämpfen. Zudem müsse der Blick verstärkt auf Designerdrogen und so genannte "Legal Highs" gerichtet werden.

Diese legal erhältlichen Stoffe ("Kräutermischungen") seien die neuen Einstiegsdrogen, warnt Gantzer. Um sich darauf konzentrieren zu können, sollte die der Cannabis-Konsum entkriminalisiert werden. Es habe weltweit noch keinen bestätigten Cannabis-Toten gegeben. "Ich sage: Lieber hasch-high als Legal High", erklärt Gantzer.

Gesundheitsministerin Huml warnt vor allem junge Frauen

Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU/Bamberg) erklärt hingegen: "Crystal Meth ist sehr gefährlich und hat fatale Auswirkungen auf die Gesundheit. Diese Droge macht schnell süchtig, schädigt Nervenzellen im Gehirn und lässt den Körper verfallen. Deshalb verstärkt das bayerische Gesundheitsministerium derzeit den Kampf gegen Crystal Meth."

Huml will vor allem junge Frauen warnen, dass eine Schwangerschaft unter Crystal-Einfluss gravierende gesundheitliche Folgen für die Kinder haben kann. Dazu gehören Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen.

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