Dass der eine Landesteil, der zwei Generationen Diktatur erlebt hat, anders tickt als der andere, der 41 Jahre lang Demokratie aufbauen konnte, ist doch nach erst 25 Jahren Miteinander selbstverständlich. Haben wir also Geduld und geben uns Zeit (auch in Anbetracht von Pegida und anderen undemokratischen Auswüchsen, gegen die wir gemeinsam ankämpfen müssen).
Die Lehren aus der Geschichte sollten wir aber trotzdem ziehen, gerade in der jetzigen Zeit, da nicht allein die CSU den Eindruck vermittelt, der Untergang unserer Gesellschaft stehe knapp bevor. Falsch. Unsere Gemeinschaft hat schon ganz andere Herausforderungen bewältigt. Damals, vor 25 Jahren, als die Politik (in Person von Helmut Kohl) die anstehenden Probleme wagemutig anging.
Das größte Problem – derzeit – ist darum nicht die Zahl der Flüchtlinge. Es ist die Ungerechtigkeit, dass sich in der Krise ein Teil Europas mehr engagiert als der andere. Dass die viel beschworene Wertegemeinschaft offenbar an Egoismen einer Zahl von EU-Staaten zerschellt ist. Das offenbart die Grenzen eines Staatenbundes.
Der Bundesstaat Deutschland kannte diese Probleme vor 25 Jahren nicht. Die Wiedervereinigung war ein Gemeinschaftsprojekt, an dem kein Zweifel möglich war. Und seien wir ehrlich: Die deutsche Einheit hat unser Land nicht nur größer gemacht, sondern auch (wirtschaftlich) stärker und kulturell vielfältiger. Trotz aller Opfer, die gebracht wurden, hat sich der Einsatz längst gelohnt. Dies sollten wir nicht vergessen, wenn wir über „Asylmissbrauch“ (welch dummer Begriff über ein grundgesetzlich definiertes Recht) oder eine angeblich drohende „Überfremdung“ diskutieren. Was wir vor 25 Jahren geschafft haben, wird uns auch heute gelingen.