Assistenz-Trainer Tim Nees Kolumne: Der, der sie alle überlebt

Von Amelie Wollny
In dieser Kolumne wirft Amelie Wollny jede Woche einen Blick auf die Ereignisse rund um Medi Bayreuth. Foto: Wittek Foto: red

Es ist ja schon Routine im Bayreuther Basketball: Erst läuft es nicht. Dann hadern alle und prophezeien den Abstieg. Nach ein paar Wochen wird der Trainer beurlaubt. Und kurz darauf ein Neuer geholt.

 
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Manchmal übernimmt auch ein Aushilfstrainer für ein Spiel. Meistens explodiert die Mannschaft, wie nach Andreas Wagner, als der Bayreuther Georg Kämpf übernahm. Wäre vielleicht auch einmal ein interessantes Modell für Bayreuth: Pro Spiel ein neuer Trainer. Treiben sich ja noch genügend in Bayreuth rum.

Assistenz-Coach Tim Nees kennt das Trainer-Wechsel-Spiel sehr gut. Derrick Taylor, Andreas Wagner, Marco van den Berg, Predrag Krunic, mit denen arbeitete er bisher. Alle weg. Nees ist immer noch da. Und bleibt es, auch unter Michael Koch. Seit 2008 ist Nees wieder in Bayreuth, erst als Spieler, dann wurde er Trainer. „So ist das im Sport", sagt er. „Wenn eine Mannschaft nicht gut spielt, dann sitzt der Trainer auf dem Schleudersitz."

Klar, durch die Presse und das Internet wusste Nees schon am Sonntag, was abgeht. Abends kam der Anruf vom Geschäftsführer. Am Montagmorgen kam Krunic ins Training und verabschiedete sich von der Mannschaft. „So ist das Geschäft leider. Schnelllebig. Trainer werden eingestellt und gefeuert", sagt Nees.

Der Wechsel hat natürlich auch berufliche Auswirkungen für die Assistenztrainer: Er bedeutet mehr Arbeit für Nees und Dragan Andrejevic. Bis zum 1. Januar haben sie das Training geleitet, mussten Videos vorbereiten, den nächsten Gegner analysieren, sich auf die Philosophie des Neuen einstellen. Außerdem mussten sie den neuen Coach informieren: Was so abläuft im Team, wen sie wie einschätzen. Vielleicht auch, was der Grund der Erfolglosigkeit sein könnte. „Alle verstehen sich gut. Vielleicht zu gut. Es müssen ja nicht gerade die Ellenbogen fliegen..." Aber das weiß Nees aus seiner Zeit als Spieler: Ausgefahren werden müssen sie im Training eben schon, die Ellenbogen. Gerade, wenn die Leistung ausbleibt. Wenn es im Training nicht weh tut, dann tut es im Spiel gleich doppelt weh. Und Niederlagen tun Nees richtig weh. „Aber in der Rückrunde ist ja noch alles möglich." Er will ein gutes Vorbild für die Mannschaft sein, optimistisch. Vielleicht sollte Nees mal ein paar alte Videos aus der Steiner Bayreuth Saison 1995/96 rauskramen. Da machte er in den sieben Viertelfinalspielen gegen Hagen über 90 Punkte, reboundete meist zweistellig, verteidigte bissig und hatte großen Anteil daran, dass es Bayreuth ins Halbfinale schaffte. Das sollte er den Spielern mal zeigen.


Info: In dieser Kolumne wirft Amelie Wollny jede Woche einen Blick auf die Ereignisse rund um Medi Bayreuth.

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