AUSWÄRTSPECH Kolumne: Der Bus ist schuld

Von Amelie Wollny

Auswärtsspiele sind ein Problem. Und das vor allem aus einem einzigen Grund: Sie finden nicht zu Hause statt. Und in der Ferne haben die Bayreuther Basketballer in den letzten Jahren jeweils 13 Mal verloren, erfolgreich waren sie nur vier Mal. Heuer sieht es auch nicht besser aus.

 
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Fünf Auswärtsspiele, fünf Niederlagen. Und woran liegt's genau? Am Bus. Behauptet zumindest der Eishockey-Spieler Denis Hermann vom EHC Bayreuth, der bei uns im Verlag arbeitet. Der EHC nutzt denselben Bus. Und auswärts, erklärt Hermann, läuft's ja weder bei den Tigers noch bei Medi. Es kann also nur am Bus liegen, weil, ohne den gäbe es ja auch keine Auswärtsfahrten.

Auch die Medi-Spieler stimmen dem voll zu. Der Bus sei zwar super bequem, jeder habe im Doppeldecker massig Platz, es sei top sauber, sagt Peter Zeis. „Aber was soll's denn sonst sein?" Die gegnerischen Fans, die fremde Halle, die ungewohnten Körbe? Alles eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlich ist die Aura oder das Karma im Bus schuld, mutmaßt Zeis weiter. Oder das mangelnden Feng-Shui (Beckham Wyrick sitzt vorne, Brian Qvale als größter hinten, alle Spieler oben, die Betreuer unten – ein Statiker würde das nicht absegnen. Ein Wunder, dass der Bus noch nicht umgekippt ist).

Hinzu kommt die Fahrweise des Fahrers. Eigentlich ist die schuld. Behauptet der Fahrer: „Wenn du fährst, schläft man gleich ein, sagen die Leute immer zu mir", sagt Harald Buchholz, Rentner und Medi Bayreuth-Busfahrer. „Die sind dann so entspannt, wenn wir ankommen. Wahrscheinlich zu entspannt. Und dann treffen sie nicht mehr." Kollektiver muskulärer Ausfall aufgrund Hyperentspannung, ein weit verbreitetes Phänomen im Profi-Sport. Früher war alles besser: In der Saison 1984/85 kutschierte Buchholz das erste Mal Bayreuther Basketballer in die Ferne. „Wenn du fährst, dann gewinnen wir", sagte der damalige Trainer Tom Schneeman immer, und hatte meist recht damit. Erschwerend kommt bei den Basketballern hinzu: Es gibt meistens nur eine (Pinkel-)Pause – und die Bustoiletten sind winzig. Ein 2,10-Meter-Mann wie Brian Qvale passt da nicht rein (höchstens mit offener Tür. Aber so nah stehen sich die Spieler dann doch nicht). Und wenn's nicht läuft, dann läuft es eben einfach nicht.

Und dann hatten die Spieler im vergangenen Monat auch noch alle Bärte. Dass die keinen Erfolg bringen sieht man eigentlich jedes Jahr an den Playoffs. Alle Teams tragen Bart, aber nur eins wird Meister. Deswegen sind die Gesichter der Medi-Spieler jetzt wieder glatt. DIE meistdiskutierte Frage unter den Journalisten beim Heimspiel gegen Alba Berlin war übrigens: Hat sich Sead Sehovic rasiert oder nicht? Er hat, bestätigt No-Shave-November-Initiator Peter Zeis. Aber da wächst wohl auch nicht so viel. Den einen oder anderen Streitfall muss das Mannschaftsgericht noch verhandeln. Schwere Rasiervorwürfe werden gegen Nicolai Simon erhoben.


In dieser Kolumne wirft Amelie Wollny jede Woche einen Blick auf die Ereignisse rund um Medi Bayreuth.

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