„Knast-König“ in Guatemala getötet

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Byron Lima galt als der uneingeschränkte Herrscher über die Haftanstalten des mittelamerikanischen Landes. Wegen des Mordes an einem Bischof verbüßte der Ex-Soldat eine lange Freiheitsstrafe. Nun haben Konkurrenten den mächtigen Strippenzieher erschossen.

 
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Bei schweren Kämpfen in einem guatemaltekischen Gefängnis ist der sogenannte Knast-König Byron Lima erschossen worden. Weitere zwölf Menschen seien bei den Unruhen in der Haftanstalt Pavón nahe der Hauptstadt ums Leben gekommen, sagte Innenminister Francisco Rivas am Montag. Zehn Menschen wurden verletzt. Nach Stunden brachten die Sicherheitskräfte das Gefängnis wieder unter Kontrolle.

Lima war wegen der Ermordung des Bischofs Juan Gerardi zu einer 20-jährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Der Priester hatte sich für die Aufarbeitung der während des Bürgerkriegs verübten Verbrechen eingesetzt. Der frühere Hauptmann Lima galt als enger Vertrauter des ebenfalls inhaftierten Ex-Präsidenten Otto Pérez. 2011 unterstützte er den Wahlkampf des früheren Generals aus dem Gefängnis heraus.

In der Haft hatte Lima ein mächtiges kriminelles Netzwerk aufgebaut. Er war in Schutzgelderpressung und Geldwäsche verwickelt. Immer wieder verließ er die Haftanstalt, um seinen Geschäften nachzugehen. Bei den Kämpfen am Montag ging es offenbar um die Kontrolle über die Gefängnisse in dem mittelamerikanischen Land, wie aus Sicherheitskreisen verlautete.

Wahrscheinlich habe Marvin Montiel Marín die Attacke auf Lima angeordnet. Der Drogenhändler war wegen des Mordes an 15 Nicaraguanern und einem Holländer zu 820 Jahren Haft verurteilt worden. Im Gefängnis Pavón schleuderten die Angreifer zunächst eine Granate und eröffneten dann das Feuer. Vier der Opfer wurden enthauptet, ein weiteres verbrannt.

Unter den Opfern war auch eine ausländische Frau, möglicherweise eine Argentinierin. Innenminister Rivas sagte, es sei unklar, was sie in dem Gefängnis gemacht habe.

Ex-Präsident Pérez bedauerte den Tod von Lima. „Ich kannte ihn, seit er ein Kadett war. Es ist eine traurige Geschichte, die jedem Guatemalteken widerfahren kann. Byron Lima war nicht verantwortlich für den Tod von Monsignore Gerardi“, sagte der frühere Staatschef am Rande seiner Gerichtsverhandlung.

Lima galt als der mächtigste Häftling Guatemalas. Im vergangenen Jahr fanden die Sicherheitskräfte Tausende T-Shirts mit dem Logo von Pérez' Patriotischer Partei, die Lima in den Gefängniswerkstätten anfertigen ließ. Wegen seiner illegalen Geschäfte in der Haft wurde seine Freiheitsstrafe noch einmal erhöht.

„Er war der König der Gefängnisse und seine Macht kannte keine Grenzen“, hieß es 2013 in einem Bericht der Zeitung „El Periódico“. Der Leiter der Internationalen Kommission gegen Straffreiheit (Cicig), Iván Velásquez, sagte: „Für viele Häftlinge stellte Lima die wahre Autorität dar.“

dpa

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