Stadträte kritisieren den Aufsichtsrat: „Nichts dazugelernt“ Klinikum: Bericht unter Verschluss

Von Frank Schmälzle
Bei einer Pressekonferenz stellten die beiden Aufsichtsratsvorsitzenden, Brigitte Merk-Erbe und Hermann Hübner, gemeinsam mit Kommissionsleiter Ulrich Megerle (von links) die Ergebnisse des Berichts zu Vorwürfen gegen die Abteilung für Geburtshilfe vor. Veröffentlicht wird der Bericht allerdings nicht. Foto: Harbach Foto: red

Wie ernst ist es dem Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH mit der versprochenen neuen Transparenz? Der Bericht der Kommission, die Vorwürfe gegen die Abteilung Geburtshilfe aufgearbeitet hatte, wird nicht vollständig und für jedermann nachlesbar im Internet veröffentlicht. Obwohl die Aufsichtsratsspitze etwas ganz anderes versprochen hatte.

 
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Grund dafür: „Der Bericht enthält Daten, die auf einzelne Personen herunterzubrechen sind“, sagt BG-Stadtrat und Aufsichtsratsmitglied Ingo Rausch. Der Datenschutz gehe vor. Rausch weiter: „Die grundsätzlichen Ergebnisse der Kommission sind voll umfänglich veröffentlicht. Irgendwo endet eben die Transparenz.“ Zudem sollen Autorenrechte gegen eine Veröffentlichung sprechen.

Ärzte unterschiedlicher Auffassung über Veröffentlichung

Ob Rausch damit richtig liegt? Ja, sagte Prof. Werner Grüninger, CSU-Stadtrat und ehemaliger Chefarzt am Klinikum, jetzt in einer Stadtratsdebatte. „Man kann einen solchen Fachbericht nicht unkommentiert ins Netz stellen. Das ist unmöglich und bringt gar nichts.“ Nein, sagten Ulrike Lex und Wolfgang Gruber, beide sind ebenfalls Ärzte. Die organisatorischen und inhaltlichen Probleme, die es am Klinikum gab oder gibt, könne man sehr wohl veröffentlichen.

Und: Zumindest diejenigen, die von den Fehlern am Klinikum betroffen sind, müssten die Chance haben, den Bericht vollständig zu lesen, sagte Lex. „Damit sie mit der Vergangenheit abschließen können.“ In den sozialen Netzwerken im Internet würden bereits wieder Mutmaßungen die Runde machen. „Das schadet dem Klinikum nur.“

Stefan Schlags: Aufsichtsrat hat nichts dazu gelernt

Auch Stefan Schlags (Die Grünen und Unabhängigen) sprach sich für eine Veröffentlichung des Kommissionsberichtes aus: „Es war klarer politischer Wille, für Transparenz zu sorgen. Wenn das jetzt nicht geschieht, dann hat man am Klinikum nichts dazugelernt.“ Der Bericht müsse jedem Interessenten zugänglich sein. „Alles andere ist blanker Unsinn.“

Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe hielt sich aus der Debatte weitgehend heraus. Einziger Kommentar der stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden des Klinikums: „Wir haben bei einer Pressekonferenz umfassend berichtet. Und die Aufsichtsräte hatten Einblick in den vollständigen Bericht.“ Das ist präzise formuliert, denn: Die Aufsichtsräte, so wurde bei der Stadtratssitzung deutlich, durften den Bericht lesen. Einen Abdruck erhielten sie nicht, damit der Bericht nicht an die Öffentlichkeit dringt.

In einem Politikergespräch vor gut drei Wochen, das hinter verschlossenen Türen im Klinikum stattgefunden hatte, sollen Merk-Erbe und Aufsichtsratschef und Landrat Hermann Hübner noch eine Veröffentlichung des Berichtes in Aussicht gestellt haben. Auch unmittelbar nach der Freistellung des ehemaligen Klinikum-Geschäftsführers Roland Ranftl im August hatte Hübner eine Veröffentlichung aller Kommissionsberichte angekündigt.

Nachdem die erste Expertengruppe, die Kompetenzgerangel zwischen Ärzten der Geburtshilfe und der Kinderklinik als wichtigstes Manko ausgemacht hat, in der vergangenen Woche ihren Bericht vorlegte, stehen jetzt noch die Gutachten zweier weiterer Kommissionen aus. Eine befasst sich mit dem Vorwurf, auf einer der beiden Intensivstationen des Klinikums seien Patienten länger als medizinisch notwendig künstlich beatmet worden. Der Ärztliche Direktor des Klinikums, Prof. Klaus Henneking, geht davon aus, dass diese Kommission in drei Wochen ihren Bericht vorlegt.

Bei der dritten Expertengruppe wird das Verfahren länger dauern. Sie überprüft, ob Patienten künstliche Herzklappen unnötigerweise per Schlüssellochoperation eingesetzt worden waren. Nach Kurier-Informationen streiten sich die Experten derzeit.

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