„Stinksauer – und traurig, dass man jetzt diesen Schritt gegangen ist“, ist Christine Kelpin, die für das Fachgebiet Gesundheit und Soziales zuständige Gewerkschaftssekretärin von Verdi Oberfranken-Ost. Nicht nur „der Zeitpunkt kurz vor Ostern“ sei unglücklich gewählt. Kelpin sieht in der Fremdvergabe von Teilen der Küche und des Hol- und Bringdienstes den erneuten Versuch, den Tarifvertrag zu unterlaufen. „Ich bezweifle auch, dass der Aufsichtsrat von der Geschäftsführung ordentliches Zahlenmaterial vorgelegt bekommen hat, um sich ein Bild machen zu können, was es kostet, wenn man das alles mit eigenem Personal machen würde“, sagt Kelpin im Gespräch mit unserer Zeitung. Und: „Ich vermute, dass der Aufsichtsrat da auch nicht weiter nachgehakt hat.“
Gewerkschaft fürchtet Zwei-Klassen-Gesellschaft
Gerade die Küche gehört für die Gewerkschaftssekretärin zum Kernbereich der Medizin und Pflege – wie auch die Reinigung des Hauses. „Das sollte alles in einer Hand bleiben. Und von Menschen gemacht werden, die sich mit dem Haus identifizieren“ Wenn das Essen nicht passe, wirke sich das auch auf den Genesungsprozess der Patienten aus. Und es liege auf der Hand: „Wenn ich gutes Essen haben will, wo spare ich dann? Beim Personal.“ Der Einsatz von Mitarbeitern von Fremdfirmen führe zudem wieder zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft am Klinikum mit unterschiedliche langen Arbeitszeiten und unterschiedlicher Bezahlung. Zudem lasse sie das Argument nicht gelten, dass „das nur ein paar Mann sind. Das ist der Anfang der Zerstückelung“. Kritik übt Kelpin in diesem Zusammenhang an den beiden Aufsichtsratsvorsitzenden, Landrat Hermann Hübner und Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe: „Die sollten sich für die Menschen einsetzen, die hier leben und arbeiten.“
Auch Mitarbeiter im Klinikum fühlen sich mit Ranftls Umstrukturierung an die Zeiten der Servicegesellschaft erinnert. Über Jahre hinweg waren sie bei unterschiedlichen Arbeitgebern beschäftigt. Die am Klinikum angestellten Beschäftigten verdienten mehr als jene, die einen Vertrag mit der Servicegesellschaft unterschrieben hatten. Obwohl sie die gleiche Arbeit leisteten. Nachdem diese Ungleichbehandlung endlich ad acta gelegt worden sei, lebe sie jetzt in anderen Unternehmensbereichen des Klinikums wieder auf.
Zweifel an Ranftls Rechnung
Im Aufsichtsrat hatte Ranftl nach Kurier-Informationen vorgerechnet, dass die Kosten für die beiden umstrittenen Bereiche nach der von ihm angestrebten Teilausgliederung bei 3,65 Millionen Euro im Jahr liegen sollen. Das sind etwa 50 000 Euro mehr als derzeit. Im Klinikum fragt man sich, wie Ranftl zu diesem Ergebnis kommt und ob die von ihm forcierte Teilausgliederung grundsätzlich Sinn macht. Die Stundensätze, die für Leiharbeiter fällig werden, lägen über dem, was fest angestellte Mitarbeiter in Küche und Hol- und Bringdienst verdienen.
Über Küche und Hol- und Bringdienst hinaus arbeitet Ranftl offenbar an weiteren organisatorischen Veränderungen. Im Internet findet man eine europaweite Ausschreibung des Klinikums Bayreuth für die Lager- und Logistikdienstleistung. Dort sind bislang 14 Mitarbeiter beschäftigt. Einen Aufsichtsratsbeschluss für diese Ausgliederung hatte Ranftl nicht.