Bayreuth contra Bischofsgrün: Nur eine Klinik wird überleben Klinikstreit: Stadt bietet Grundstück an

Von Frank Schmälzle
Dieses Bad hätte der Stadt einen Schub geben sollen. Doch über zehn Jahre nach der Eröffnung der Lohengrin-Therme liegt das Umfeld des Thermalbades immer noch weitgehend brach. Das soll sich jetzt mit einer Reha-Klinik ändern. Foto. Ronald Wittek Foto: red

Bayreuth kämpft um die Rehaklinik der Deutschen Rentenversicherung (DRV). Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe wird der DRV ein Kooperationspaket und ein etwa 35.000 Quadratmeter großes Grundstück an der Lohengrin-Therme anbieten. Dort könnte die DRV-Nordbayern eine neue Klinik bauen. In Bischofsgrün sieht man das kritisch. Und will das Bayreuther Angebot genau prüfen.

 
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Entsprechende Kurier-Informationen bestätigt der Direktor der DRV Nordbayern, Werner Krempl. Die Stadt wird der DRV, die sowohl die Rehaklinik an der Herzoghöhe als auch die Höhenklinik in Bischofsgrün betreibt, das Grundstück an der Therme zum Kauf anbieten. Oder ihr eine günstigere Erbpachtlösung einräumen. Kostenlos, wie der Bischofsgrüner Bürgermeister Stephan Unglaub sagte, würde die DRV das Grundstück allerdings nicht bekommen.

Enger mit Klinikum und Stadtwerken zusammenarbeiten

Zu dem Angebotspaket der Stadt gehört neben dem Grundstück eine intensivere Zusammenarbeit der Rehaklinik mit dem Klinikum Bayreuth, der Lohengrin-Therme und den Stadtwerken. Dabei geht es um eine möglichst optimale Energieversorgung einer neuen Klinik und um engere medizinische Kooperation. Bislang arbeiten das kommunale Klinikum und Rehaklinik vor allem in der Krebsbehandlung zusammen.Weitere Bereiche könnten hinzu kommen. Eine ähnliche Zusammenarbeit zwischen DRV und Kommune gibt es bereits an der Rehaklinik in Bad Windsheim. Der Bischofsgrüner Bürgermeister Stephan Unglaub kündigt an, das Angebot der Stadt Bayreuth überprüfen zu wollen. Im Zusammenhang mit der Grundstücksofferte sei von äußerst günstigen Konditionen die Rede.

Die Entscheidung verschiebt sich

Mit dem jetzigen Angebot der Stadt eines Neubaus an neuem Standort tut sich für die DRV eine dritte Alternative auf. Neben der ursprünglichen Planung, eine neue Klinik neben der bisherigen an der Herzoghöhe zu bauen und die alte anschließend abzureißen. Oder die Höhenklinik in Bischofsgrün zu sanieren und um ein Bettenhaus zu ergänzen. "Ursprünglich wollten wir noch in diesem Jahr entscheiden", sagt DRV-Direktor Krempl. Jetzt aber prüfe man das Angebot der Stadt, die Entscheidung verschiebe sich deshalb ins erste Quartal 2016. Eine Tendenz pro Bayreuth oder pro Bischofsgrün sei nicht erkennbar, sagt Krempl weiter. Welcher der beiden Standorte übrig bleiben und ausgebaut wird, wird der zwölfköpfige Vorstand der DRV Nordbayern entscheiden. Danach muss das Bayerische Arbeitsministerium das Vorstandsvotum genehmigen. In der Bayreuther Klinik sind etwa 181 Mitarbeiter beschäftigt.

Bundesrechnungshof funkt dazwischen

Die DRV steht vor einer „schwierigen, aber wegweisenden Entscheidung“, sagt Michael Bischof, Vorstandsvorsitzender der DRV Nordbayern. Eines der Häuser muss schließen. Grund dafür sind die Berechnungen des Bundesrechnungshofes.  Deutschlands oberste Rechnungsprüfer hatten festgestellt, es gebe keinen Bedarf für einen 55-Millionen-Neubau in Bayreuth. Der sei zu teuer. Und unterm Strich stünden zu viele Kliniken und zu viele Betten im Verhältnis zu den Versicherten.

Vorstandsvorsitzender Bischof spricht indes von einer „gute Auslastung“ der acht DRV-Kliniken in Nordbayern. Die Betten seien bis zu 98 Prozent belegt. Dies zeige, dass die DRV durchaus in der Lage sei, ihre Häuser wirtschaftlich zu betreiben. Trotzdem betont auch Bischof, dass es immer schwieriger werde, die Kliniken voll auszulasten. Dazu kommt, dass sich die DRV keine neuen Geschäftsfelder erschließen kann. Laut Gesetz darf sie nur ihre  eigenen Versicherten betreuen. Somit bleibt ihr der Weg die Reha für andere Patienten verschlossen.

Die Lösung für das Bayreuther Therme-Problem?

Sollte sich die DRV Nordbayern für einen Neubau an der Lohengrin-Therme entscheiden, würde dies nicht nur 181 Arbeitsplätze und eine Klinik für Bayreuth sichern. Seit Monaten bemühen sich die Stadtwerke darum, das etwa sechs Hektar große Gelände rund um die Lohengrin-Therme zu beleben. Das Areal ist voll erschlossen, liegt aber immer noch brach. Bislang belastet das Thermalbad die Bilanz der Stadtwerke alljährlich mit etwa zwei Millionen Euro. Mit etwa zehn potenziellen Investoren stehen die Stadtwerke in Kontakt. Einige sind an Ansiedlungen rund um die Therme interessiert. Andere erwägen, die Therme zu übernehmen. Eine Rehaklinik würde der Therme und ihrem Umfeld gut tun.

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