Klinik untersucht Luxusbett-Affäre

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26.08.2016, Bayreuth, Klinikum, Station 11, Luxusstation, Foto: Andreas Harbach Foto: red

In der Luxus-Bett-Affäre läuft eine interne Untersuchung im Klinikum Bayreuth. Außerdem verdichten sich Hinweise, dass es sich nicht um einen Notfall gehandelt habe, weswegen ein Stadt- und Aufsichtsrat des Klinikums ausgerechnet an einem Samstag operiert wurde.

 
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Samstag geht im Klinikum nicht die ganze Mannschaft an den Start. In der Regel werden zwei OP-Säle für Notfälle freigehalten, Unfälle zum Beispiel. Am Samstag, 30. Juli, soll das anders gewesen sein. Morgens wurde Ingo Rausch, BG-Stadtrat und Aufsichtsrat des Klinikums, operiert. Notfall? Der operierende Arzt, der designierte Chefarzt Oliver Ponsel, sagte dem Kurier: Was ein Notfall sei, bestimme der diensthabende Arzt.

Jetzt hat sich ein weiterer Insider zu Wort gemeldet und an der Notfall-Indikation bei dem Stadtrat starken Zweifel geäußert. Die Operation sei bereits Tage vorher ausgemacht worden. Und noch etwas: Wegen der Operation soll eine andere, wesentlich dringendere, um mehrere Stunden verschoben worden sein. Der Sprecher des Klinikums Bayreuth, Frank Schmälze, sagt: „Die Überprüfung des Operationsplans für den 30. Juli 2016 gehört zu den Aspekten, die derzeit aufgearbeitet werden.“ Dies zielt darauf ab, ob der Notfall auch tatsächlich einer war. Ob eine andere, dringendere Operation verschoben werden musste, kann er nicht beantworten: „Dazu können wir keine Aussage treffen. Dies fällt unter die ärztliche Schweigepflicht.“

Untersuchungen sind angelaufen

Die Untersuchungen am Klinikum sind angelaufen. „Und sie sind ergebnisoffen; Ärzte und Mitarbeiter der Pflege, die den Patienten behandelt haben, werden gebeten, zur Aufklärung des Vorgangs beizutragen“, sagt der Sprecher des Klinikums Bayreuth.

Sich Fragen stellen lassen dürfte auch Oberarzt Oliver Ponsel. Er hat den Patienten operiert. Chefarzt Klaus Henneking war im Urlaub. Auch in den Nachbar-Kliniken in Bamberg stehen am Wochenende die OP-Säle nur für Notfälle bereit. „Nicht für geplante OPs“, heißt es in Erlangen. Allerdings habe sich das, was als Notfall gilt, in den vergangenen Jahren geändert, sagt Brigitte Dippold, Sprecherin des Bamberger Klinikums.

Das Klinikum Bayreuth hatte bereits am Freitag vergangener Woche Unregelmäßigkeiten bei dem Fall eingeräumt. Zurzeit werde hausintern geklärt, wer die Unterbringung des prominenten Patienten auf der Luxus-Station angeordnet habe. Und „wieso die Buchung im Datenverarbeitungssystem von der tatsächlichen Belegung abweicht“, so der Kliniksprecher. Denn statt auf der Luxus-Station 11 war Rausch auf der Station 12 eingebucht, eine Station für Kassenpatienten.

Ohne Vertrag auf die Luxus-Station geht normal nicht

Außerdem prüfe die Klinik, warum dem Patienten kein Wahlleistungsvertrag für die Unterbringung auf der Luxus-Station 11 zur Unterschrift vorgelegt worden war. Der prominente Patient durfte dort rein, ohne vorher beim Stationspersonal die dafür nötigen Unterlagen auszufüllen, die es braucht, damit der Patient später die Rechnung über 127,50 Euro pro Tag erhalte. Rausch war nach Recherchen des Kuriers bereits vor seiner Operation auf dieser Station. Er selbst sagte, er sei als „Notfall“ in die Klinik gekommen und habe, obwohl er Aufsichtsrat sei, von den „Verwaltungsvorgängen keine Ahnung“ gehabt.

Wie gelangten die Daten an die Presse?

Aber noch einen dritten Punkt will das Klinikum klären. Nämlich wie die Patientendaten an die Presse und somit an die Öffentlichkeit gelangt sind. Das wird unter anderem Thema der nächsten Aufsichtsrats-Sitzung am 27. September sein. Der Geschäftsführer der Klinikum Bayreuth GmbH, Joachim Haun, wird dem Aufsichtsrat dann über die Untersuchungen berichten.

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