Kleiner Kompromiss im Ringen um Schüler

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Es geht um den Fortbestand der Robert-Kragler-Schule in Creußen. Mit der schnellen Änderung sieht die Stadt den Schulstandort in Gefahr. Foto: Archiv/Ralf Münch Foto: red

Sie fühlen sich von der Regierung vor vollendete Tatsachen gestellt. Nicht nur die Schreezer, auch die Haager Kinder sollen künftig Bayreuther Schulen besuchen. Das Bürgerbegehren vom April letzten Jahres macht es möglich. Doch wie die bevorstehenden Neuregelungen von der Regierung umgesetzt werden, stößt vielen Creußener Stadträten sauer auf. Da ist die Rede von der Schwächung des ländlichen Raumes, vom Ausbluten der Schule. Nur einer, Fritz Büttner, CSU, hat vor allem die im Blick, um die es letztlich allein geht: die Kinder. Und setzt sich durch mit seinem Kompromiss.

 
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Die Entscheidung im April letzten Jahren fiel denkbar knapp. Zwar sei die Wahlbeteiligung mit 84 Prozent enorm hoch gewesen, doch "letztlich haben das einige wenige Stimmen entschieden", sagt Bürgermeister Martin Dannhäußer. Aus dem Schreiben der Regierung von Oberfranken wird deutlich, dass die Änderung bereits zum Beginn des Schuljahres 1917/18 greifen soll. Die Zielsetzung: die Gemeindeteile Bockmühle, Bocksrück, Haag, Huth, Leismühle und Sahrmühle der Gemeinde Haag aus dem Sprengel der Robert-Kragler-Grundschule Creußen auszugliedern und der Lerchenbühlschule Bayreuth einzuverleiben. Der Mittelschulbereich wird der Mittelschule Bayreuth-Altstadt, der Albert-Schweitzer-Mittelschule und Bayreuth St. Georgen (Mittelschulverbund der Stadt Bayreuth) zugeschlagen, statt bisher Pegnitz. Damit umfasst der Sprengel dann das gesamte Gebiet der Gemeinde Haag.

Für die Klassenbildung an den betroffenen Schulen seien nur geringe Auswirkungen zu erwarten, heißt es in dem Schreiben. Im Stadtrat Creußen sieht man es ganz anders. Man fürchtet nicht nur um den Fortbestand der Mittelschule, sondern auch um den Schulstandort überhaupt.

Schwächung des ländlichen Raumes:

1. Die Kosten für den Schulbetrieb bleiben trotz sinkender Schülerzahlen erhalten. Hohe Investitionen stehen bevor, wie die Sanierung der Dreifachturnhalle und die energetische Sanierung des Schulgebäudes.

2. Die Gemeinde Haag ist Miteigentümer der Robert-Kragler-Schule, somit stehe eine Auseinandersetzung um das Vermögen bevor. Auszahlungen beim Austritt aus dem Schulverband würden gravierende finanzielle Folgen nach sich ziehen, fürchtet Dannhäußer. Ein großes Problem für die Konsolidierungsgemeinde.

3. In den letzten Jahren wurde die Förderinitiative für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Philosophie und Kunst (MINT) aufgebaut um das Bildungsangebot für die Schüler zu erweitern. Aufgrund zu geringer Schülerzahlen sei damit zu rechnen, dass Lehr- und Fachpersonal eingespart werde.

4. Durch eine Umsprengelung der Schüler aus Haag entstehe ein beachtlich hoher Verwaltungsaufwand. Buslinien müssten neu eingerichtet, Beförderungsverträge ausgehandelt werden. Der Hort, den momentan 75 Kinder besuchen, sowie die Mittagsbetreuung mit drei Gruppen könnten in der Form nicht mehr aufrecht erhalten bleiben.

5. Die Raumsituation in der Lerchenbühlschule sei prekär. Klassen würden sogar in Containern untergebracht, während in Creußen dann Räume leerstehen.

"Es ist wichtig, dass wir uns hier positionieren", sagt Dannhäußer. Noch deutlicher wird Harald Busch, Creußener Liste: "Bei jedem Absatz des Schreibens der Regierung ist mir der Kamm geschwollen." Erwin Morba, ÜWG/FW, ärgert, dass die Interessen der Kinder nicht berücksichtigt werden. "In der Schule lernt man auch das soziale Miteinander. Gehen sie nach Bayreuth, haben sie früh schon keine Verbindung mehr zu Creußen." Andere Landkreise hätten die Verpflichtung, dass Schüler auch in die Schulen der Verwaltungsgemeinschaft gehen müssen. Der ländliche Raum dürfe auf keinen Fall weiter geschwächt werden, betont Renate van de Gabel-Rüppel, Grüne/Unabhängige und Willibald König-Zeußel, Grüne/Unabhängige, spricht von der besseren Atmosphäre in den Landschulen. Diese Erfahrung habe er gemacht. Bernhard Ohlraun, ÜWG/FW, fürchtet nach der Umstellung größere Klassen. "Es geht hier doch nur darum, Geld zu sparen." Als Gewerbetreibender klagt Toni Schmidt, Creußener Liste, dass es immer schwieriger werde, Auszubildende zu finden.

Den Kompromiss sucht Fritz Büttner. Man müsse auch an das Kindeswohl denken. Für viele Eltern, die in Bayreuth arbeiten, sei es einfacher, ihr Kind in Bayreuth statt in Pegnitz in die Schule zu schicken. "Pegnitz ist von Haag und Schreez schon sehr weit entfernt." Auch Dannhäußer sieht es realistisch: "Die siebte, achte und neunte Klasse in Creußen zu halten, wird schwer sein, weil wir auch die entsprechende Zweigwahl nicht anbieten können, aber die fünfte und sechste schon. Wir weisen ja auch Neubaugebiete aus."

Einstimmig lehnen die Räte die Neuorganisation der Schule, wie von der Regierung vorgeschlagen, ab. Mit sechs Gegenstimmen wird aber ab der 7. Klasse eine Wahlmöglichkeit für die Schüler zwischen Pegnitz und Bayreuth befürwortet.

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