Zufällig krankgeschrieben
Zu der Zeit, als es ihrer Nachbarin so schlecht gegangen ist, war Romy zufällig krankgeschrieben. Am 12. Oktober waren ihr sechs Milchzähne gezogen worden. Am 13. fühlte sie sich schon wieder fit. „Sie wollte wieder rüber zu Tante Gerda“, sagt Anett Schröder, die in der mobilen Pflege arbeitet.
Romy kann sich noch genau an den Tag erinnern, als es ihrer Freundin so schlecht gegangen ist. Sie hat gleich gemerkt, dass etwas mit ihr nicht stimmt. „Dann bin ich rübergesaust“, erzählt das Mädchen. Als der Krankenwagen Gerda abgeholt hat, hat Romy geweint. „Aber Mama hat gesagt: ,Die kommt schon wieder‘“, sagt das Mädchen. Omas hat die Achtjährige nicht mehr. Ihre Mutter sagt, dass ihre beiden Töchter mit Pflegefällen groß geworden sind. So pflegte die Familie 14 Jahre lang Anett Schröders Schwiegermutter. Ihre eigene Mutter lebte sechs Jahre mit den Schröders unter einem Dach. Romy habe vielleicht deshalb so gut reagiert.
Schlimmer Anfall
Acht Tage vor der üblen Attacke ging es Gerda Kraus auch schon schlecht. Sie bekam eine Infusion, die Schmerzen wurden weniger. So einen schlimmen Anfall wie Mitte Oktober habe sie aber vorher noch nie gehabt, erzählt sie. Als sie daraufhin im Krankenhaus untersucht wurde, stellten die Ärzte erstmals fest, dass sie an einer Trigeminus-Neuralgie leidet. Bis zu dem Zeitpunkt seien die Ärzte davon ausgegangen, dass Gerda Kraus Schmerzen vom Kiefer und den Zähnen ausgehen, erzählt Anett Schröder. Sie sei deshalb immer zum Haus- und Zahnarzt gegangen. Sie wurde mit Infusionen und Schmerztabletten behandelt.
Damit ist es nun vorbei. Denn nach dem Vorfall im Oktober wurde sie in Bayreuth operiert. Dabei wurde ihr Hinterkopf geöffnet. Eine Silikonplatte verhindert nun, dass sich die Nerven berühren. Seit der Operation hat Gerda Kraus keine Schmerzen mehr, keine Schmerztablette hat sie seitdem mehr genommen. Vorbei sind die Zeiten, als sie ihre Nudelsuppe aus einer Schnabeltasse trinken musste. Vorbei die Zeiten, als sie wegen der Schmerzen nur eine Seite ihres Gesichts waschen konnte. Eines hat sich allerdings nicht verändert: Romy kommt immer noch mehrmals die Woche bei Gerda Kraus vorbei.
Ein Geschenk für Romy
So auch an diesem Abend. Kraus hat ein Geschenk für Romy. Als Dankeschön, weil sie so toll reagiert hat. Das Mädchen zerreißt das Geschenkpapier mit Pferdemotiven: „Au ja, das ist richtig!“, ruft Romy und bewundert ihr neues lilafarbenes Spielzeugpferd.