Klappt der Start jetzt?

Von Udo Fürst
Infozentrum Rauher Kulm Foto: red

Ein Schmuckstück soll es werden, das Infozentrum am Fuß des Rauhen Kulm. Behutsam eingefügt in die Natur am Hang, gebaut ganz modern auf Betonstelzen und mit viel Holz drum herum und drinnen. Und es soll es Wanderer, Ausflügler und Einheimische einladen, einzukehren, sich zu stärken und zu informieren. Allein, das Schmuckstück wird nicht fertig. Der Bau hat noch nicht mal begonnen, obwohl das Gebäude längst stehen sollte.

 
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Bereits vor mehr als vier Jahren stellte Bürgermeister Wolfgang Haberberger das Projekt erstmals der Öffentlichkeit vor. Der mit Lärchenholz verkleidete Bau soll auf Betonpfählen stehen und ein Flachdach bekommen. Von der Terrasse hat man direkten Blick zum Kleinen Kulm und ins Fichtelgebirge. Im Inneren gibt es Toiletten, eine kleine Küche und einen Aufenthaltsraum. Mittelpunkt wird ein großer Ausstellungsraum, in dem über den Naturpark, den Geopark Bayern-Böhmen und die archäologischen Arbeiten am Rauhen Kulm informiert werden soll.

Zuwendungsbescheid aus Mitteln der Tourismusförderung

Nach mehreren Verzögerungen – 2013 verhinderte eine Ratsmehrheit den Projektstart und dadurch verlor man zumindest vorübergehend die öffentlichen Geldgeber – verabschiedete der Stadtrat im Januar dieses Jahres den Bauantrag für das mittlerweile 760 000 Euro teure Gebäude. Anfänglich war man von 300 000 Euro und dann von 460 000 Euro Baukosten ausgegangen. Schmackhaft gemacht wurde dem Gremium ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk des Bezirks Ende vergangenen Jahres: Man bekam einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 536 055 Euro aus Mitteln der Tourismusförderung des bayerischen Wirtschaftsministeriums.

Probleme mit der Statik und wegen des sandigen Untergrunds am vorgesehenen Bauplatz verzögerten den Baubeginn immer wieder. Darüber, warum immer noch nichts passiert ist, sollte in der Stadtratssitzung am Dienstag der mit der Planung beauftragte Architekt Bernd Scheidig vom Büro „bauART team architekten + planer“ aus Kolitzheim bei Schweinfurt berichten. Der Planer sprach von Verzögerungen wegen Missverständnissen, Statikproblemen, immer neuer Bodengutachten und diverser Auflagen der Landesgewerbeanstalt Bayern (LGA) in Bayreuth. Zuletzt habe das die Betonpfähle fertigende Unternehmen festgestellt, dass die zwei Meter breiten Fundamente nicht transportiert werden könnten. So mussten die Teile auf 1,50 Meter reduziert, neu bewehrt und wieder von der LGA abgenommen werden. „Das hat den ganzen Zeitplan durcheinander gebracht“, sagte Scheidig. „Mit der Planung selbst sind wir eigentlich schon bei den Serviertellern.“

Wer ist für die Verzögerung verantwortlich?

Indes zweifelten Bürgermeister Wolfgang Haberberger und die Stadträte den vom Architekten angekündigten „endgültigen Baubeginn“ am 13. November. „Das glauben sie wirklich?“, fragte Haberberger und Walter Schindler (CSU) meinte: „Welches Jahr?“ Renate Fraunholz (CWML) sagte: „Das ist doch kein Riesenbau, das hätte doch viel schneller gehen müssen.“ Ein Zuhörer raunte: „Jetzt weiß ich auch, warum der Flughafen Berlin nicht vorankommt.“ Der Bürgermeister fragte den Planer nach der Verantwortlichkeit der Verzögerung. „Irgendjemand muss doch daran schuld sein.“ Bernd Scheidig konnte diese Frage nicht abschließend beantworten, versprach aber, dass die Betonfertigteile noch heuer aufgestellt werden. Bis März soll dann auch der Holzbau abgeschlossen sein. „Das erledigen Finnen, die sind es gewohnt, bei Kälte zu arbeiten“, entgegnete der Architekt auf eine Frage nach Problemen bei einer Winterbaustelle. „Sie werden geteert und gefedert, wenn das nicht klappt“, drohte Haberberger dem Planer scherzhaft.

Nicht so recht glauben mochten einige Stadträte dem neuartigen Heizsystem mit Infrarotstrahlern an der Decke. „Und das bringt wirklich ausreichend Wärme?“, zweifelte Renate Fraunholz. Bernd Scheidig versicherte dem Gremium, dass diese Lampen eine angenehme Wärme garantierten und außerdem deutlich günstiger seien als eine herkömmliche Heizung. „Und wo hätten wir eine Heizung aufstellen sollen?“, sprach der Planer das beschränkte Platzangebot im Gebäude an.

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