Das Kintopp Hollfeld ermöglicht, dass ALS-Patient Martin Hofweller den neuen Star-Wars-Teil anschauen kann Kintopp macht ALS-Patienten glücklich

Von Sarah Bernhard
Dank Ruth Dormann vom Kintopp Hollfeld (links), konnten sich ALS-Patient Martin Hofweller, seine Frau Antonia und Tochter Ronja den siebten Teil der Star-Wars-Saga im Kino anschauen. Die Star Wars Fans Nürnberg sorgten für die richtige Atmosphäre. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Seit seiner Kindheit ist Martin Hofweller Star-Wars-Fan. Zu gerne hätte er sich auch den neuen Teil im Kino angeschaut.  Doch das ging nicht mehr: Hofweller kann nur noch seine Augen bewegen. Jetzt war er doch noch im Kino. Denn das Kintopp Hollfeld machte das Undenkbare möglich. Und bereitete Hofweller noch eine ganz besondere Freude.

 
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Der Stormtrooper geht schon mal vor. Denn bis Martin Hofweller im Kinosaal des Kintopp ankommt, wird es noch etwas dauern. Die Trage, auf der der 44-Jährige liegt, muss erst sicher um ein paar Ecken gebracht werden, zusammen mit sieben Taschen und Körben, in denen Absauggerät, Ersatzschläuche und Flüssignahrung verstaut sind.

Martin Hofweller hat ALS, eine Krankheit, bei der nach und nach die Nervenzellen absterben, die für die Muskelbewegungen zuständig sind. Er kann nicht mehr alleine aufstehen, schlucken oder atmen. Nur noch seine Augen kann er bewegen.

Verständigung nur über Blinzeln möglich

Zu Hause in Bischofsgrün steuert er so einen Sprachcomputer. „Aber das Gestänge ist viel zu groß und schwer zum Transportieren“, sagt seine Frau Antonia Hofweller. Also springt Pflegerin Maria ein. „1, 2, 3, j, s, c, h“, sagt sie, immer wieder. Diese Zahlen und Buchstaben stehen stellvertretend für Reihen von anderen Buchstaben. Wenn die richtige Reihe erreicht ist, blinzelt Hofweller. Dann rattert Maria bestimmte Buchstaben herunter, bis Hofweller wieder blinzelt.

„Am liebsten mag er Harrison Ford als Han Solo, der ist eine coole Socke“, sagt Maria einige 123jschs später. „Aber er sagt, langsam werde der auch ganz schön alt.“ Schon in ihrer Jugend hätten sie Krieg der Sterne gemocht, ergänzt Antonia Hofweller, „wir waren jedes Mal mit Freunden im Kino und zwischendrin haben wir wieder die alten Teile geschaut“. „Ich habe meinen ersten Star Wars mit acht gesehen“, blinzelt ihr Mann.

Wenn Martin Hofweller etwas braucht, erhöht er seinen Herzschlag

Auch den neuen Teil hätte er gerne angeschaut, schrieb er auf Facebook. Doch Hofweller ins Kino zu transportieren, ist schwierig. Schon allein, weil es dazu jedes Mal einen Krankenwagen braucht. „Und vermutlich würde es die Leute stören, wenn die Geräte Alarm schlagen“, sagt Antonia Hofweller. Wenn ihr Mann etwas braucht, erhöht er seinen Herzschlag, bis sein Messgerät Alarm schlägt. Anders kann er sich nicht bemerkbar machen, wenn niemand hinschaut. Viele Probleme also.

Jemand, der vor Problemen keine Angst hat ist Ruth Dormann. „Ich war mir sicher, wir kriegen das hin“, sagt die Geschäftsführerin des Kintopp Hollfeld. „Und es ist doch schön, wenn man einen Wunsch erfüllen kann.“ Also lud sie die Hofwellers zu einer Sondervorstellung ein, die BRK-Bereitschaft Bad Berneck übernahm spontan den Fahrdienst. Und Dormann organisierte auch gleich eine Benefizvorstellung für die Familie. „Gerade wir wissen doch, wie wichtig Spenden sind“, sagt sie. 720 Euro kamen so im März zusammen, „das sparen wir vielleicht für einen Urlaub“, sagt Antonia Hofweller.

Darth Vader ist auch da

Doch die Kintopp-Geschäftsführerin tat noch mehr: Sie rief Obi Wan Kenobi, Darth Vader und den Stormtrooper an. Der heißt eigentlich Markus Hauenstein und gehört zu den Star Wars Fans Nürnberg. „Wenn solche Benefizaktionen sind, machen wir in der Regel immer mit“, sagt er. 75 Euro bringt die Versteigerung eines Filmposters dem Verein, noch einmal so viel legt er aus eigener Tasche drauf. Fürs Foto machen alle ihr Lichtschwert an.

„Vielen Dank, vor allem an Frau Dormann“, blinzelt dazwischen Martin Hofweller. „Ich freue mich sehr, dass ich hier sein kann und dass so viel gespendet wurde.“ Dann rollt seine Trage in Richtung Kino, dem Stormtrooper hinterher. Nun noch die Geräte an den Strom anschließen, die Trage nach vorne kippen, Hofwellers Kopf zur Leinwand drehen.

Und dann tauchen er und seine Familie, die BRK-Bereitschaft und der Fanclub ein in die Welt von Han Solo, Luke Skywalker und Prinzessin Leia. „Es war so schön“, wird Maria später übersetzen. „Der Film ist wirklich ein würdiger Nachfolger für die alten Teile.“