Kinderoper Prag: Brillanz vor leerem Haus

Heike Schwandt
 Foto: red

Es gibt den Begriff des Fremdschämens. Da kommen 30 Kinder und Jugendliche aus Prag, präsentieren ein Gesangsprogramm mit Frühlingsliedern tschechischer Komponisten von höchster Qualität in einer liebevollen und professionellen Inszenierung – und keiner geht hin. Nicht einmal zwei Handvoll Besucher verteilten sich am Samstagnachmittag auf die Stuhlreihen des Zentrums.

 
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Bayreuth bezeichnet sich selbst als Kulturstadt, was zahlreiche Veranstaltungen wie einzelne Konzerte bis hin zu den Festspielen, aber auch die heimische Musikszene von der Musikschule über Chöre und Musikvereine bis zu den Freundes- und Förderkreisen bestätigen. Umso unverständlicher, dass ein solches Angebot auf keinerlei Interesse stößt.

Nicht nur Folklore

Organisatorin Kristina Jurosz, die Vorsitzende der Deutsch-Tschechischen Gesellschaft, zeigte sich in ihrer kurzen Begrüßung maßlos enttäuscht: „Viele Leute fahren nach Mähren, um dort die typische Folklore zu erleben. Aber hierher kommen sie nicht.“ Dabei ging es in dem knapp zweistündigen Programm gar nicht allein um Folklore. Die Besucher konnten bei diesem Konzert gleich mehrfach den Hut vor den jungen Sängern und Sängerinnen ziehen: zum einen, weil sie mit ihrer gesanglichen Leistung so manchen erwachsenen Opernchor glatt an die Wand gesungen hätten, zum anderen, weil sie mit einer ungeheuren Disziplin und Professionalität ihr Programm darboten, als wäre der Saal mit begeisterten Gästen gefüllt gewesen.

Zwischen vier und 17 Jahre sind sie alt, die Künstler, die dreimal die Woche Gesangsunterricht nehmen und dafür teils weite Anfahrtswege in Kauf nehmen. Einige von ihnen schlagen den Weg zu einer Gesangskarriere ein, mehrere der Solisten an diesem Nachmittag besuchen bereits das Prager Konservatorium. Es ist erstaunlich, wie sicher und reif die Stimmen dieser jungen Sänger bereits sind. Emotional bewegend – selbst für die nicht tschechisch sprechenden Zuhörer – wurden die letzten Minuten vor der Pause, als Jirina Marková-Krystlíková zusammen mit dem Chor und den Musikern ein Lied des im KZ Mauthausen gestorbenen Künstlers Karel Hašler sang, das er drei Tage vor seinem Tod geschrieben hat und das er selbst nicht mehr hörte.

Foto: Kolb