Kinder als Ziegen auf der Bühne

Von Ulrike Sommerer
Saskia, Olin und Kiana (von links) sind als Statisten auf der Luisenburg zu sehen. Im Familienstück Heidi sind sie Dorfkinder und Ziegen. Foto: Ulrike Sommerer Foto: red

Saskia hat ein Problem mit ihren Tattoos. Sie steht am Waschbecken und schrubbt und zupft und schrubbt. Aber die Tattoos, die noch vom Bürgerfest auf ihren Armen glitzern, wollen einfach nicht so recht abgehen. Aber eine Ziege mit Tattoo? Geht nicht. Ohrringe müssen raus oder mit hautfarbenem Pflaster abgeklebt werden, Halsketten müssen abgenommen werden – und die Tattoos müssen weg. Irgendwann schafft Saskia es dann auch. Saskia ist Ziege und freches Fischfrau-Kind mit nervigem Bruder. So beschreibt die Siebenjährige aus Warmensteinach ihre Rollen, die sie in diesem Sommer im Familienstück „Heidi“ auf der Freilichtbühne Luisenburg spielt.

 
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„Hüpfen und mähen“, sagt sie, muss sie, wenn sie als Ziege auf der Bühne steht. Und als Fischfrau-Kind „muss ich einfach ’rumstehen und ein bisschen staunen“.

Wer mitmachen wollte, musste zunächst ein Casting bestehen. Bei so einem Casting werden aus vielen Leuten die ausgesucht, die am besten zu einer Rolle passen. Rund 50 Kinder waren beim Casting – mitmachen durften nicht einmal die Hälfte.

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Heute Vormittag ist es ziemlich kalt. Wer Dorfkind ist, darf deshalb Strumpfhosen unters Kostüm ziehen. Die Ziegen nicht. Warme Jacken, die erst kurz vor dem Auftritt ausgezogen werden, oder möglichst lange in der warmen Garderobe bleiben – das sind die einzigen Tricks gegen die Kälte. Aus dem Lautsprecher hört man eine Stimme, die die Kinder auffordert, auf die Bühne zu kommen. Dort wartet schon die Regisseurin Eva-Maria Lerchenberg-Thöny. Vor jedem Auftritt probt sie mit den Ziegenkindern noch einmal kurz deren Tanz. Damit auch alles klappt. Da es in der Nacht geregnet hatte, ist die Bühne nass. „Macht nichts“, sagt die Regisseurin. „den Schauspielern macht das auch nichts und ihr seid ja jetzt auch kleine Schauspieler“.

Hilfe kommt vom Alm-Öhi

Dabei ist es gar nicht so einfach, auf nasser Bühne zu spielen. Saskia erzählt, dass sie einmal bei einem Auftritt ausgerutscht ist. „Vor den Zuschauern!“ Und dann? „Dann hat mir der Alm-Öhi wieder aufgeholfen.“

Vor allem die Proben waren „total stressig“, erzählt Kiana, elf Jahre alt, aus Bayreuth. Zusammen mit ihrem achtjährigen Bruder Olin stehen auch sie bei Heidi auf der Bühne. Vor der Premiere mussten die Kinder ganz oft auf die Luisenburg kommen und üben, was im Stück zu tun ist. Für Kiana fiel deshalb ganz oft der Nachmittagsunterricht aus und in die Mittagsbetreuung konnte sie dann auch nicht gehen. Dass so viel geprobt werden muss, das habe sie nicht gedacht, erzählt sie.

Und was ist mit der Schule?

Die Kinder, die als Statisten auf der Luisenburgbühne stehen, bekommen eine Befreiung für den Unterricht, wenn Aufführungen sind. Denn die meisten Aufführungen sind schließlich am Vormittag.

Inzwischen hört man, dass die Zuschauer in den Zuschauerraum kommen. Die Statistenkinder sind fertig angezogen, die Haare der Mädchen zu Zöpfen geflochten. Warten auf den Auftritt.

Die Kinder sind gut gelaunt, aufgeregt sind sie nicht mehr. Das war nur bei den allerersten Aufführungen so. Saskia ist jedes Mal gerne auf der Bühne. „Es macht mir hier einfach so viel Spaß“, schwärmt sie. Saskia will sogar einmal Schauspielerin werden, wenn sie groß ist. „Auf der Bühne stehen, das ist toll.“

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