Von Kristina Puck, dpa Kerber in Wimbledon

 Die besondere Aufmerksamkeit für die Stars der Tennis-Branche hat Australian-Open-Champion Angelique Kerber so noch nie erlebt. Vor dem Start von Wimbledon war für die Norddeutsche zum ersten Mal ein Medientermin an der Church Road reserviert.

 
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Stets stehen am Wochenende vor dem Turnier-Auftakt Topspieler Rede und Antwort und erzählen, wie sich vorbereitet haben und was sie von sich selbst beim Rasen-Klassiker in London erwarten. So wie nun auch Kerber. «Es ist ein bisschen anders. Aber es ist auch schön, diese Erfahrung mitzunehmen», sagte die 28-Jährige.

Knapp fünf Monate ist es nun her, dass Kerber als erste deutsche Tennisspielerin seit Steffi Graf 1999 ein Grand-Slam-Turnier gewann. Mit ihrem überraschenden Triumph von Melbourne stieg sie zum neuen Tennis-Liebling auf. Der Trubel um ihre Person war es aber auch, der ihr anschließend zu schaffen machte. Ihre Leistungen schwankten. In Paris bei den French Open scheiterte sie in der ersten Runde und kehrte endgültig in den grauen Tennis-Alltag zurück. «In Paris war ihr noch alles zu viel», sagte Bundestrainerin Barbara Rittner.

In Wimbledon soll es nun wieder besser laufen. Kerber soll es beim bedeutendsten Tennis-Turnier der Welt für die deutschen Damen richten. «Mal gucken, wie es jetzt hier laufen wird», sagte Kerber vorsichtig. «In Paris war es zu viel mit den Erwartungen. Am Ende mache ich mir den Druck aber selbst. Ich werde mir jetzt hier keine großen Erwartungen selbst auferlegen.»

Nach den French Open hat die Kielerin erst einmal abgeschaltet, sich an der Schulter behandeln lassen und ihre Probleme auskuriert. «Ich habe keine Schmerzen mehr beim Aufschlag», bestätigte sie. «Ich bin wirklich mental und körperlich vorbereitet.»

Noch eine Stunde vor ihrem Auftritt im größten Medienraum trainierte die Linkshänderin auf Platz 15 unweit des Centre Courts mit der spanischen Top-15-Spieler Carla Suarez Navarro. Es war noch nicht entscheidend, ob ihr Passierschlag knapp im Aus landete oder sie einen Ball nur mit dem Rahmen erwischte. Völlig gelöst wirkte die deutsche Nummer eins aber nicht.

Zum Wimbledon-Auftakt ist die Weltranglisten-Vierte gegen die Britin Laura Robson gefordert. Die Wildcard-Inhaberin stand vor drei Jahren mal unter den besten 30, war aber lange verletzt und ist auf Weltranglisten-Rang 294 abgerutscht. 2011 verlor Kerber das zweite von bisher drei Duellen mit der heute 22-Jährigen - in Wimbledon, in der ersten Runde.

Allerdings hat die Kerber von damals mit der Kerber von 2016 nicht mehr viel gemein. Damals stellte sie nach etlichen Erstrunden-Pleiten ihre Karriere in Zweifel, jetzt ist sie Grand-Slam-Siegerin. «Ich bin jetzt natürlich eine ganz andere Spielerin als vor ein paar Jahren», sagte Kerber. «Es ist so viel passiert. Es ist ein ganz anderes Match.» Auch mit einem Musical-Besuch am Samstagabend wollte sie sich darauf einstimmen.

 

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