Oberfranken will erste europäische Modellregion „Digitalisierung“ werden/500 W-Lan-Spots bis 2018 Söder: Keine Zukunft ohne Breitband

Von Uwe Renners
04.02.2016, Bayreuth, IHK, Markus Söder, Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wenn er nicht redet, hat er sein Smartphone in den Händen. Der Netzempfang in der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken in Bayreuth macht Landesentwicklungsminister Markus Söder keine Probleme. Und einen schnellen Breitbandanschluss gibt es auch in der dritten Etage des Präsidenten Heribert Trunk. So hätte es Söder gerne überall im Freistaat und startet am Donnerstag die W-Lan Offensive für Oberfranken.

 
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500 freie W-Lan-Spots in 30 Kommunen sollen den Oberfranken bis 2018 zur Verfügung stehen. Kostenlos, anonym zu nutzen, ohne Anmeldung, mit einem Jugendschutzfilter versehen und schnell. Und nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land. Bezahlt und eingerichtet werden die Hot-Spots vom Land, die Kommunen benennen die Standorte und sind für die Pflege verantwortlich. Insgesamt will die bayerische Staatsregierung bis zum Jahr 2020 10000 Hotspots in ganz Bayern schaffen und dafür rund 10 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

Gleiche Bedingungen

Söder: „Strukturschwache Räume brauchen die gleichen Bedingungen, wie Ballungsräume. Breitband, das ist wie Wasser und Strom. Demografische Entwicklung, die Ansiedlung von neuen Firmen, medizinische Versorgung, digitale Verwaltung in den Rathäusern - alles hängt heute damit zusammen.“

Oberfranken, berichtet Söder, ist bei der Umsetzung des schnellen Internets mittlerweile führend. Während bayernweit 94 Prozent der Kommunen beim Breitbandausbau dabei sein, sind es in Oberfranken 100 Prozent. 9000 Kilometer Glasfaserkabel würden zurzeit in Bayern verlegt, innerhalb von zwei Jahren seien 800000 Haushalte neu angeschlossen worden, lobt er seine eigene Politik und auch den IHK-Präsidenten Heribert Trunk. Der habe einige Bürgermeister in den Kommunen persönlich angerufen, um sie von der Wichtigkeit zu überzeugen. Mit Erfolg.

Modellregion

„In den nächsten zehn Jahren wird sich so viel verändern, wie in den vergangenen 125 Jahren“, sagt der IHK-Präsident. Und kündigt an, dass Oberfranken die erste europäische Modellregion „Digitalisierung“ werden soll. EU-Kommissar Günther Oettinger hat den Bayreuthern im vergangenen Oktober in Brüssel zugesagt, sie im Mai zu besuchen, um Konkretes zu besprechen. Wie so eine Modellregion gestaltet werden kann, will Trunk noch nicht sagen. Nur, und das recht schwammig, dass der Digitalisierungsprozess auf allen Handlungsfeldern vorangetrieben werden soll. Die politische Zielsetzung, bis 2018 flächendeckend Breitbandverbindungen von mindestens 50 Mbit/s verfügbar zu machen, greife mit Blick auf die Anforderungen von Unternehmen zu kurz. Deshalb könne das jetzige Programm nur ein erster Meilenstein sein. Den lässt sich der Freistaat einiges kosten. 714 Kommunen haben ihren Förderbescheid bereits erhalten, mit einer Fördersumme von etwa 260 Millionen Euro. Bis 2018 will der Freistaat 1,5 Milliarden Euro an Fördergeldern bereitstellen, um den Ausbau des schnellen Netzes zu fördern. Söder: „Wir legen noch einmal 165 Millionen Euro drauf, um das Förderprogramm des Bundes aufzustocken.“ Dies sei notwendig, um die Schwächen des Bundesprogramms aufzufangen. „In Bayern bekommt man am Anfang gesagt, ob man gefördert wird oder nicht.“

Handwerk

Wie wichtig der Ausbau ist, unterstreicht auch der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, Thomas Zimmer: „Das ist so ein existenzieller Standortfaktor wie eine Wasserleitung oder eine Zugverbindung.“ Junge Familien und Fachkräfte würden nicht mehr in Gegenden ziehen, in denen es kein schnelles Netz gebe. Und Handwerksbetriebe seien davon abhängig. Von der digitalen Ausschreibung bis hin zu IT-gestützten Geschäftsmodellen und Produktionssystemen.

Von Bayreuth aus ging es für Staatsminister Markus Söder direkt weiter nach Thurnau. Die Gemeinde hat sich ebenfalls als Pilotkommune für das freie W-Lan-Netz beworben. Die Unterstützung des Ministers haben sie.

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