Trotz sinkender Schülerzahlen können laut Schulamt alle Mittelschulstandorte erhalten werden Keine Schulschließungen im Landkreis

Von Sarah Bernhard
An der Mittelschule in Bad Berneck hat man noch keine Probleme mit fehlenden Schülern. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Sieben Mittelschulen im Landkreis droht laut Bayerischem Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) bis 2015 das Aus. Das Schulamt hingegen betont: Kurz- bis mittelfristig wird es keine Schulschließungen geben.  Wie es langfristig weitergeht, bleibt aber offen.

 
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386 Schüler gehen auf die Christian-Sammet-Mittelschule in Pegnitz. Und damit zwanzig mehr als noch vor drei Jahren. „Ich gehe davon aus, dass die Zahlen auch in Zukunft stabil bleiben", sagt Rektor Bernd Zimmermann. „Eine Schulschließung ist für uns kein Thema, auch auf längere Sicht nicht."

Und das, obwohl die Zahl der Sechs- bis 18-Jährigen im gesamten Landkreis zwischen 2010 und 2020 um mehr als zwanzig Prozent sinkenden wird. So steht es im Bildungsbericht Bayern, der vom Kultusministerium in Auftrag gegeben wurde. Und auch eine Studie des BLLV hat ergeben, dass aufgrund der abnehmenden Schülerzahl sieben Mittelschulen im Landkreis noch vor 2015 die Schließung droht.

Doch laut Schulamt hat dieser Trend auf die Schulstandorte keinen Einfluss: Der demografische Wandel habe sich in der Schule bereits vollzogen, „wir sind an der prognostizierten Talsohle angekommen", sagt Schulrat Werner Lutz. Während der Freistaat zwischen 2000 und 2010 rund ein Drittel seiner Schüler verloren habe, komme man nun auf eine moderate Abnahme von zwei Prozent pro Jahr. „Und die sind zu bewältigen." Heißt: Eine Schulschließung droht „kurz- bis mittelfristig" an keinem einzigen Standort.

Möglich werde dies vor allem durch die vier Verbünde im Landkreis, zu denen sich die Mittelschulen zusammengeschlossen haben. Innerhalb dieser Verbünde hat jede Schule ein eigenes Profil: Die Pottensteiner Mittelschüler etwa, die über einen M-Zug ihre Mittlere Reife machen wollen, gehen in Gößweinstein zur Schule. Dafür kommen die Gößweinsteiner Mittelschüler, die eine Regelklasse besuchen, nach Pottenstein. „So ist es möglich, Standorte auch dann zu halten, wenn ein Jahrgang ausfällt", sagt Werner Lutz.

„Das ist eine riesige Chance für Hauptschulen, sich ein Profil zu schaffen und das wird auch zunehmend von der Wirtschaft nachgefragt", sagt auch Katharina John, Leiterin der Grund- und Mittelschule Bad Berneck.  Die Schülerzahlen seien stabil, auch im M-Zug, auf den sich die Schule schon vor 13 Jahren spezialisiert hat. Und auch die Schulleiter in Weidenberg, Pegnitz und Bindlach machen sich wenig Sorgen um das kommende Schuljahr.

Man dürfe sich nicht in falscher Sicherheit wiegen, selbst wenn es momentan noch gut aussehe, sagt hingegen Norbert Tkotz, Leiter der Grund- und Mittelschule Pottenstein. „Wir rechnen immer die Durchschnittszahl einiger Jahre aus und prognostizieren dann. Aber ob es so bleibt, weiß kein Mensch." Momentan besuche rund ein Drittel der Schüler nach der Grundschule die Mittelschule. „Aber in ein paar Jahren können es genauso gut 80 Prozent sein, dann ist es aus." Er selbst wisse das aus bitterer Erfahrung: Bevor er nach Pottenstein kam, war Tkotz Schulleiter der Hauptschule Waischenfeld. Dann wurde die Gesamtschule Hollfeld eröffnet – „und dann war die Hauptschule weg".

Horst Lowag aus Speichersdorf sieht ein ähnliches Problem auf die Mittelschulen rund um Bayreuth zukommen: „Wenn die städtische Wirtschaftsschule so einen schönen Anbau bekommt, wird es für unsere Schulen noch härter werden." Eine unnötige Sorge, sagt Robert Hirschmann, Schulleiter der Wirtschaftsschule. „Wir nehmen auch in Zukunft nicht mehr Schüler auf. Stattdessen bieten wir denen, die da sind, eine angemessene Ausstattung."

Daran, dass die Wirtschaftsschule mehr Bewerber als Plätze hat, wird sich also auch in Zukunft nichts ändern: Für Bayreuth sagt Schulrat Werner Lutz „tendenziell einen leichten Anstieg" der Schülerzahlen voraus. Sicherheit für die Schulen auf dem Land hingegen könne es erst geben, wenn sich der Trend in Richtung Ballungsgebiete umkehre. „Die moderate Abnahme in den kommenden Jahren lässt uns noch etwas Zeit. Ich hoffe, dass die Politik nun gegensteuert."

Situation im Landkreis Kulmbach

„Wir haben im Landkreis Kulmbach kein Schulhaus, das wir als gefährdet ansehen müssten." Das sagt stellvertretender Schulamtsleiter Mario Schmidt. Im Landkreis Kulmbach sind 19 Grundschulen und sieben Mittelschulen vorhanden. Nach den Vorgaben des Kultusministeriums sollen Grundschulen so lange als möglich am Wohnort der Kinder angeboten werden. „Derzeit wird nirgendwo im Landkreis die Mindestschülerzahl unterschritten." Trotz sinkender Schülerzahlen steige der Raumbedarf – wegen Angeboten zur Ganztagesbetreuung und neuen Unterrichtsformen wie Lernwerkstätten. Die Schule in Wonsees, die seit diesem Schuljahr nach dem Auszug der letzten Grundschulklasse leersteht, sei eine Außenstelle gewesen und habe zum Schulverbund Hollfeld-Plankenfels gehört. Jetzt gehört das Gebäude wieder der Gemeinde, die noch nach einer neuen Nutzung sucht.

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