Nach 20 Minuten war die angesetzte Güteverhandlung vorbei – ohne Einigung. Es wird zu einer Beweisverhandlung kommen. Geklagt hatte die Tierhilfe Franken aus Betzenstein. Sie will gegen Renate Holmes aus Troschenreuth vorgehen. Seit knapp einem Jahr lebt die Mischlingshündin Juni bei ihr.
Der Hund war im April 2013 aus Spanien ins Tierhilfehaus nach Betzenstein gekommen. Er hat zu dieser Zeit schon viel Schlimmes erlebt und verhielt sich von Anfang an auffällig, war apathisch, ließ sich nicht anfassen. Holmes, die ehrenamtlich bei der Tierhilfe arbeitet, bot an, den Hund zur Pflege zu sich zu nehmen. Eigentümer bleibt die Tierhilfe, auch Kosten für Futter und Tierarzt trägt sie weiter.
Ende Mai dieses Jahres beginnen die Schwierigkeiten. Die Tierhilfe fordert Holmes zur Herausgabe des Hundes auf. Als Grund werden die Fortschritte, die der Hund macht, genannt. Sie sind nach Aussage der Vorsitzenden Carmen und Jochen Baur zu langsam und es müsse sich etwas ändern. Die Tierhilfe habe deshalb einen Therapieplatz für den Mischling in München gebucht. Holmes widerspricht dem. Sie sieht Fortschritte bei Juni und befürchtet Schäden für den Hund, sollte man ihn aus der inzwischen vertrauten Umgebung wieder herausnehmen. Als die Vorsitzenden bei ihr zu Hause vorbeikommen, um den Hund zu holen, verweigert sie die Herausgabe und lässt das Ehepaar nicht aufs Grundstück.
Die Tierhilfe Franken erstattet daraufhin Anzeige gegen die Tierhalterin. Bei der nun gestern stattgefundenen Verhandlung teilt der Anwalt von Holmes mit, dass seine Mandantin zu einer Gütevereinbarung nur bereit sei, wenn der Hund bei ihr bleibe. Diesen Vorschlag lehnte die Gegenseite ab. Daraufhin kündigte der Richter eine Beweisverhandlung an. Dazu soll von Gerichtsseite auch ein Gutachten zum Zustand des Hundes erstellt werden.
Der Streit zwischen den beiden Parteien hatte in den vergangenen Monaten für Aufsehen in der Öffentlichkeit, vor allem in sozialen Netzwerken, gesorgt. Auch Geschäftsleute reagierten. Sie entfernten Spendendosen der Tierhilfe Franken aus ihren Läden mit der Begründung, man wolle die Einrichtung nicht weiter unterstützen.
Bei der gestrigen Verhandlung waren zahlreiche Unterstützer der Tierhalterin ins Gericht gekommen. Außerdem war ein Justizbeamter vom Gericht zur Verhandlung abgestellt. Dass es im Vorfeld auf Facebook einen Protestaufruf gegeben haben soll, wollte der Pressesprecher des Gerichts, Richter Jochen Götz, auf Kurier-Nachfrage nicht bestätigen.
