Kein Streit um angebliche Monstermasten

Ina-Isabelle Haffke, Bürgerreferentin bei Tennet für den Ostbayernring. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Beim Bayreuther Übertragungsnetzbetreiber laufen die Planungen für den Ostbayernring auf Hochtouren. Zwischen Redwitz im Landkreis Lichtenfels und Schwandorf wird ab 2020 eine bestehende Stromleitung neu gebaut und dann die alte abgerissen. Und obwohl die Maste genauso hoch werden, wie ursprünglich für die umstrittene Südostlink-Leitung geplant, gibt es hier keine Diskussion um vermeintliche Monstermasten, sagt die Tennet-Bürgerreferentin Ina-Isabelle Haffke im Kurier-Interview und erklärt warum das so ist.

 
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Frau Haffke, Sie waren in den vergangenen Wochen entlang des Ostbayernringes unterwegs, haben mit Bürgern und Grundstücksbesitzern gesprochen. Wir waren die Reaktionen?

Ina-Isabelle Haffke: Insgesamt sehr positiv, sachlich und konstruktiv. Wir sind zuerst an die Öffentlichkeit herangetreten und haben über den Ablauf des Planungsverfahrens informiert. Dann haben wir mit dem betroffenen Grundstückseigentümern gesprochen. Und die sind sehr sachlich auf uns zugegangen. Bei diesen Gesprächen konnten wir viele Hinweise aufnehmen, die wir derzeit prüfen.

Das heißt, es gab keine Proteste, keine Plakate, keinen Widerstand gegen vermeintliche Monstermasten?

Haffke: Plakate und Demonstrationen gab es nicht. Wir haben die eine oder andere Engstelle auf der geplanten Leitung. Dort gibt es Menschen, die neu betroffen sind, weil wir von der bestehenden Leitung abrücken. Da sind die Menschen anfangs etwas emotionsgeladener. Aber wir können das in den Gesprächen sehr gut abfangen, wenn wir erläutern, wie es zu der Entscheidung gekommen ist und was im Vorfeld alles stattgefunden hat. So kommen wir ins Gespräch, und es wird Schritt für Schritt sachlicher und konstruktiver.

Was wollen die Betroffenen wissen? Was wird am häufigsten angesprochen?

Haffke: Oft geht es um die Höhe der Entschädigungen. Das ist allerdings noch eine offene Frage, die wir derzeit nicht beantworten können. Normalerweise gibt es im Vorfeld eine Vereinbarung mit dem Bayerischen Bauernverband. Die Verhandlungen finden erst statt, wenn wir im offiziellen Planfeststellungsverfahren sind. Außerdem gibt es viele Fragen zur Leitung an sich: Wie hoch werden die Masten, wie groß werden die Fundamente, wie breit ist der Schutzstreifen entlang der Leitung? Werden Bäume gerodet oder können sie stehen bleiben und werden überspannt.

Wie hoch werden die Strommaste für den neuen Ostbayernring?

Haffke: Die Maste werden in der Regel fünf bis zehn Meter höher als beim bestehenden Ostbayernring. Also zwischen 60 und 70 Metern.

Gab es auch Fragen nach einer möglichen Erdverkabelung?

Haffke: Das ist eine Forderung, die immer wieder kommt. Da muss man aber unterscheiden zwischen Öffentlichkeit und betroffenen Grundstückseigentümern. Die Landwirte stehen Erdkabeln lange nicht so positiv gegenüber wie die Anwohner. Aber beim Ostbayernring gibt es keine gesetzliche Grundlage für eine Erdverkabelung, er gehört nicht zu den gesetzlich festgeschrieben Pilotprojekten, also kommt das auch nicht in Frage.

Selbst wenn Tennet wollte, könnte es beim Ostbayernring keine Erdkabel geben?

Haffke: Unsere oberste Priorität ist die Rechtssicherheit. Wenn wir am Ende des Planfeststellungsverfahrens beklagt werden, muss die Leitung rechtssicher sein. Wenn wir jetzt einen Erdkabelabschnitt planen und nur ein Betroffener klagt – und davon wäre auszugehen, weil eben nicht alle mit Erdkabeln einverstanden sind – dann würde unsere Entscheidung wahrscheinlich keinen Bestand haben. Und deshalb planen wir von Anfang an eine Freileitung.

Beim Gleichstromprojekt Südostlink – vormals Gleichstrompassage Südost – war die Zusammenarbeit mit der Politik nicht immer leicht. Wie flankiert die Politik den Ersatzneubau des Ostbayernrings?

Haffke: Die Politik steht dahinter. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu allen politischen Ebenen. Und die Notwendigkeit des Projektes wird nicht in Frage gestellt.

Was sind die nächsten Schritte?

Haffke: Das laufende Jahr werden wir für die Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens nutzen. Wir werden jeden Mast detailliert planen, umweltfachliche Untersuchungen durchführen. Jetzt im März starten Kartierungsarbeiten. Anfang 2018 werden wir in das offizielle Planfeststellungsverfahren gehen, das zwei Jahre dauern soll. 2020 ist Baubeginn und 2023 Inbetriebnahme der neuen Leitung. Anschließend wird der alte Ostbayernring zurückgebaut.

Das Gespräch führte Moritz Kircher.

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