Kein Freigang für bayerische Hühner

Von Annika Endres
Stallpflicht für Geflügel in Bayern. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Stallarrest für bayerisches Geflügel: Seit vergangenem November wurde die allgemeine Stallpflicht für Geflügel in Bayern ausgesprochen. Dies soll verhindern, dass sich die hochansteckende Form der Vogelgrippe unter den Zuchtvögeln noch weiter ausbreitet. Doch nicht nur für die Züchter ist die Stallpflicht ein großer Aufwand. Auch die Tiere haben mit Folgen zu kämpfen. Wie gehen die regionalen Züchter mit diesem Problem um?

 
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In der vergangenen Woche hatte Landtagsabgeordneter Reinhold Strobl (SPD), in einer Pressemitteilung weitere Sorgen über die Stallpflicht geäußert. Auch Gerhard Heindl, der Vorsitzende des Geflügelzuchtvereins Schnaittenbach-Hirschau, hatte mit schrecklichen Folgen gedroht. Federpicken und Kannibalismus seien eine realistische Prognose, sollte die Stallpflicht noch länger anhalten.

Stress für die Tiere

Alfred Bauer, Vorsitzende des Kleintierzuchtvereins Creußen, sagt auf Nachfrage des Kuriers an, dass er die Situation ebenfalls sorgenvoll betrachtet. "Man liest immer wieder, dass Züchter ihre Zucht aufgeben mussten", sagt Bauer. Denn nicht nur für die Tiere bedeutet dies Stress, sondern die Züchter haben mit finanziellen Problemen zu kämpfen. "Wie lange die Stallpflicht noch anhält, weiß niemand so genau. Im Gespräch war der 15. Mai, sollten bis dahin keine weiteren Fälle bekannt werden", so Bauer. "Das Problem ist, dass man nicht weiß, woher der Virus kam und wie er sich verbreitet", sagt Bauer. In einer Versammlung der gesamten Kleintierzuchtvereine Oberfranken Ende März will man dem Problem weiter auf den Grund gehen. Neben dem Bund für deutsche Rassengeflügel sollen auch Veterinäre an der Versammlung teilnehmen.

Auch Günter Rupprecht vom Geflügelzuchtverband Auerbach, teilt die Sorge. "Die Tiere wissen nicht, was sie machen sollen. Sie stehen unter Stress und langweilen sich", antwortet Rupprecht auf die Frage, welche Folgen die Stallpflicht habe. Zudem erklärt er, dass vor allem das Futter ein Problem darstelle. "Draußen haben sie viele verschiedene Gräser und frisches Futter, was im Stall stark begrenzt ist."

Viele Verluste durch Wärme

Die größte Schwierigkeit tritt aber erst im Sommer auf. Rupprecht sagt, dass durch die Wärme viele Verluste zu beklagen sein werden, wenn die Tiere bis dahin nicht raus dürfen. "Eine Möglichkeit wäre der Bau einer Voliere, unter dieser dürfen die Tiere an die Luft", sagt Rupprecht. Er selbst hat noch von keinem Züchter gehört, die ihre Zucht aufgeben mussten. "Jedoch ist oft die Rede davon, dass die Tiere keine Eier mehr legen. Das liegt daran, dass die Jungtiere nicht richtig wachsen, wenn sie im Stall leben", so Rupprecht. Wie lange die Tiere noch im Stall bleiben müssen, weiß auch er nicht genau. "Es werden in nächster Zeit auf jeden Fall wieder Ausstellungen ausfallen müssen", sagt Rupprecht. Doch auch er hat Hoffnung, dass die Stallpflicht bald wieder aufghoben wird. "Leider sind in Regensburg und Tschechien weitere Fälle aufgetreten", so Rupprecht. Dies könnte die Aufhebung der Stallpflicht noch weiter hinauszögern.

Dr. Matthias Streicher, Amtstierarzt beim Veterinäramt Bayreuth, teilt auf Kurier-Nachfrage mit, dass das Ministerium den Status der allgemeinen Stallpflicht auf unbefristet stellte. "Man kann nur spekulieren, wann die Stallpflicht aufgehoben werden kann", so Streicher. Auf die Frage, nach den Folgen für die Tiere, betont er, dass die Tierseuchenbekämpfung den Tierschutz nicht außer Kraft setzt. "Züchter sollen die Volieren vergrößern, um mehr Platz für die Tiere zu schaffen. Wichtig dafür ist vor allem das feste Dach", sagt Streicher. "Erst im Mai könne die Stallpflicht vielleicht aufgehoben werden. Da der Virus H5N8 die Sonne nicht vertägt, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Stallpflicht bald aufgehoben werden kann", erklärt Streicher. "Aus diesem Grund, verbreitet sich die Grippe vor allem bei nasskaltem Wetter um die Null Grad besonders schnell", sagt er.

Neue Version der Vogelgrippe

Zudem sagt er, dass die neue Version der Vogelgrippe aggressiver ist, als das Virus von 2006. Das H5N8 Virus führt bei den Tieren innerhalb von zwei Tagen zum Tod. "Daher ist es sehr wichtig, die Infektionskette zu unterbrechen und die Biosicherheitsmaßnahmen einzuhalten", so Streicher. Woher der Virus kommt, ist bisher nicht hundertprozentig klar. "Jedoch ist es relativ gut bewiesen, dass die Vogelgrippe wahrscheinlich mit den Zugvögeln von Sibirien nach Deutschland kam. Die Influenza trat meist parallel mit dem Zugvogelgeschehen auf" sagt Streicher. Dass der Virus sich aufgrund des importierten Futters in den großen Mastbetrieben und Legebatterien verbreitet hat, sei eine weitere Theorie über die Verbreitung der Grippe. Insgesamt seien aber zunehmende Geflügelbestände zu verzeichnen. "Vor allem immer mehr Privatleute halten sich ein paar Hühner im Garten. Wahrscheinlich landen die wenigsten von ihnen im Suppentopf, da es den meisten um die Eier geht. Dennoch sollte jeder, der Geflügel zu Hause hat, dies im Veterinäramt angeben um sich besser über die Stallpflicht zu informieren", sagt Streicher. "Uns ist es ein wichtiges Anliegen, ein gutes Verhältnis zu den Züchtern und den Vereine zu haben. Daher stehen wir mit den Geflügelzuchtvereinen der Region in regem Kontakt", so Streicher.

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