Katzenkastration: Pflicht ist überfällig

28.07.2017, Bayreuth, Tierheim, Katze, Kastration, Foto: Andreas Harbach Foto: red

Allein auf einem unbewohnten Bauernhof in Birk wurden in den vergangenen zwei Jahren 72 Katzen eingefangen – sieben von ihnen starben nach kurzer Zeit, 13 durften nach ihrer Kastration zurück auf den Hof und 52 wurden vermittelt. Nun wurde von einer Tierschutzorganisation eine

 
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Von Christina Holzinger

Doch herrenlose Katzen sind nicht nur in Emtmannsberg ein Problem: Bayernweit soll es 300 000 Streuner geben. Die meisten von ihnen sind krank – sie leiden unter Flöhen, Katzenschnupfen und Bandwürmern. Um das Katzenleid einzudämmen, wurde in 340 Gemeinden in zwölf Bundesländern eine Kastrationspflicht eingeführt. Nur Bayern hinkt wieder einmal hinterher. Dabei sind die Zahlen deutlich: Derzeit warten in Erfurt – einer Stadt mit über 200 000 Einwohnern – nur 17 Katzen auf neue Besitzer. In Bayreuth sind es hingegen weit über 40. Eigentlich eindeutig, oder?

Deshalb rät auch der Tierärzteverband zu einer flächendeckenden Kastrationspflicht. Denn ab einem Alter von sieben Monaten sind die Katzen geschlechtsreif – und können bis zu zwei Mal im Jahr Nachwuchs bekommen. Der deutsche Tierschutzbund rechnet vor: Wenn ein Katzenpaar zweimal im Jahr einen Wurf mit drei Katzenwelpen bekommt, von denen alle überleben und sich vermehren, haben sie in drei Jahren 500 Nachkommen, in fünf Jahren 200.000 Nachkommen und nach zehn Jahren 200 Millionen Nachkommen. Eine rein theoretische Größe natürlich – aber trotzdem erschreckend. Woran es aber bisher scheitert, ist das Geld: Die Kastration kostet zwischen 70 und 120 Euro – je nach Tierarzt und Geschlecht der Katze. Doch wer soll diese Kosten tragen? Wer Zuhause ein oder zwei Katzen hält, kann den Betrag sicher selbst tragen. Aber wie sieht es mit den herrenlosen Katzen aus? Sollte sich da nicht die Kommune einsetzen? Kann man Katzenbesitzer überhaupt dazu zwingen, ihr Tier zu kastrieren? Wie kann man Ausnahmen genehmigen für Zuchttiere?

Was man bei der Debatte nicht vergessen sollte: Am meisten profitieren die Tiere selbst von einer solchen Pflicht. Denn kastrierte Katzen können sich nicht vermehren, leben länger, stecken sich seltener mit Infektionskrankheiten wie Katzenaids (FIV) oder Leukose (FelV) an. Sie markieren seltener, werden nicht rollig und sind weniger aggressiv.Wer Tierschutz (bezahlen) will, muss manchmal ungewöhnliche Wege gehen: Lieber die Katzen frühzeitig kastrieren und Katzenleid verhindern.

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