Katzen: Diskussion über Kastrationspflicht

Von Miriam Goldschmitt und Christina Holzinge
Eine Katze in einer Lebendfalle. Foto: Andreas Harbach Foto: red

In Emtmannsberg wird darüber nachgedacht, einer Kastrationspflicht für freilaufende Katzen einzuführen. Die Diskussion schlägt hohe Wellen. Es wäre das erste Mal, dass eine Gemeinde in Bayern dies tut. Grund für die Überlegungen sind 69 verwilderte Katzen, die die Tierhilfe Weidenberg in den vergangenen zwei Jahren auf einem unbewohnten Bauernhof in Birk gefunden hat. Bürgermeister Thomas Kreil bremst die Diskussion. Aber die Gemeinde will die rechtlichen Voraussetzungen für eine Kastrationspflicht prüfen.

 
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Bürgermeister: "Wir müssen handeln"

Der Emtmannsberger Bürgermeister Thomas Kreil (CSU) hat auf den Artikel im Kurier vom Mittwoch viele Mails und Anrufe bekommen. Kreil will deshalb nochmals betonen: "Die Diskussion um die Katzenkastrationspflicht findet im luftleeren Raum statt.“ Es sei noch nichts beschlossen und das für lange Zeit. „Ich habe nur laut darüber nachgedacht“, sagt er. Die Diskussion über eine eventuelle Kastrationspflicht wurde noch nicht im Gemeinderat thematisiert, es sei noch nicht einmal sicher, ob sie jemals im Gemeinderat thematisiert werden wird. Kreil räumt allerdings ein, dass „manche Katzen ein Problem sind, die greifen sich Bodenbrüter“, sagt er. Zu seiner Aussage aber steht Kreil: Eine solche Kastrationspflicht wäre ein unglaublich hoher Eingriff in das Persönlichkeitsrecht der Tierbesitzer.

Angestoßen hat die Debatte um die Kastrationspflicht bei Katzen die Tierhilfe Weidenberg. In den vergangenen zwei Jahren hat die Tierschutzorganisation 69 verwilderte Katzen auf einem unbewohnten Bauernhof mit Lebendfallen gefangen. Die Katzen wurden von einem Tierarzt medizinisch versorgt, kastriert und an Futterstellen ausgesetzt.

(Quelle: Tierschutzbund - Grafik anklicken für größere Darstellung)

Obwohl Bürgermeister Kreil erst im Nachhinein von der Kastrationsaktion erfahren hat, sichert er der Tierhilfe seine Unterstützung zu: „Die Probleme werden immer mehr, wir müssen handeln.“ Es müsse jedoch geklärt werden, ob es die Kastration der Katzen „eine kommunale Aufgabe ist oder ob die Privatpersonen das selbst machen müssen“.  Dafür müsse sich der Bürgermeister erst mit den rechtlichen Grundlagen einer Kastrationspflicht auseinandersetzen: Kann man Katzenbesitzer dazu zwingen, ihre Tiere zu kastrieren? Wer trägt die Kosten? Wie lässt sich das überprüfen?

Tierschützer: "Nur schwer überprüfbar"

Das „wäre  nur schwer überprüfbar“, sagt Lea Schmitz, Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes. Aber sie „befürwortet und fordert“ eine solche Kastrationspflicht. In Deutschland gebe es zwei Millionen freilebende Katzen ohne Besitzer, die „meist auf Hinterhöfen und Industriebrachen“ leben und von „unkastrierten Freigängern abstammen“. Durch eine Kastrationspflicht  könne diese Zahl deutlich reduziert werden. 

Bauern: Pflicht wäre "unverhältnismäßig"

Davon ist Markus Peters, Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes, nicht überzeugt: Er hält eine gesetzliche Pflicht zur Kastration oder zur Kennzeichnung von Katzen „für unverhältnismäßig“. Dennoch könne eine Kastration von Katzen „eine unkontrollierte Fortpflanzung und eventuellen gesundheitlichen Problemen vorbeugen“.

Jagdverband: "Ohne Moos nichts los"

Laut Thomas Schreder, Sprecher des Bayerischen Jagdverbands (BJV), sei „der BJV nicht der richtige Ansprechpartner, um eine Kastrationspflicht für Katzen zu fordern“. Der Landesjagdverband spreche sich jedoch dafür aus, dass „Katzen wiesenbrütende Vogelarten oder auch Junghasen nicht gefährden dürften“. Auf die Frage, wie der stetige Anstieg freilaufender Katzen in Revieren eingedämmt werden soll, weiß der BJV keine konkrete Antwort.

Eine Ausweitung des bestehenden bayerischen Jagdrechts stehe nicht zur Diskussion, sagt Schreder. Jäger seien bereits gesetzlich dazu verpflichtet, das Wild vor streunenden Katzen zu schützen, ein Abschuss sei nur die „Ultima Ratio“, die letztmögliche Lösung. Eine Kastrations- und Registrierungspflicht sei eine halterfreundlichere Lösung. Der BJV wisse allerdings nicht, wie diese konkret umgesetzt werden solle, sagt Schreder. Wer fängt die Katzen ein, wer zahlt die Kastration? Schreder sagt: „Ohne Moos nichts los!“.

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