"Ich sehe den Sonntagsschutz für alle Branchen in Gefahr."
In Pegnitz will er den offenen Sonntag am 11. Februar aufs Korn nehmen, im März schaut er sich den Verkaufssonntag in Kulmbach ganz genau an, wie er sagt. In drei Minuten seien die drei offenen Sonntage im Kulmbacher Stadtrat „durchgepeitscht“ worden.
Das Argument, man tue das für die Händler, zähle nicht. Er setze sich nicht nur für die Beschäftigten im Einzelhandel ein, sagt Lehmann. „Ich sehe den Sonntagsschutz für alle Branchen in Gefahr. Wenn der Sonntagsschutz im Handel fällt, fällt er irgendwann auch für die anderen.“
Sehenden Auges in die Klage?
Wenn eine Stadt einen offenen Sonntag plant, muss sie Stellungnahmen einholen. Auch der evangelische Dekan Thomas Kretschmar wurde aufgefordert, seine Meinung zu sagen. „Der Schutz der Sonntage ist für uns Christen ein hohes gesellschaftliches Gut, das nicht schrittweise ausgehöhlt werden sollte“, sagt er. „Zugleich gilt unsere Sorge den Familien der Mitarbeitenden im Handel, die ein Recht auf gemeinsam verbrachte Zeit am Wochenende haben.“
Kretschmar weiß um die juristisch problematische Genehmigung: „Es ist uns unverständlich, warum der Verein ,Unser Kulmbach‘ und die Stadt Kulmbach sehenden Auges eine Klage vor dem Verwaltungsgericht provozieren, deren Ergebnis eigentlich schon klar ist.“
Tourismus-Chef: Händler auf die Umsätze angewiesen
Helmut Völkl, Chef des Kulmbacher Tourismus- und Veranstaltungsbetriebs (TuV), sagt, die Kulmbacher Einzelhändler wollten die drei offenen Sonntage in diesem Jahr (am 4. März zum Frühjahrsmarkt, am 23. September zum Innenstadt-Flohmarkt und am 28. Oktober zum Herbstmarkt). Offene Sonntage im Dezember sind aus dem Rennen. Statt möglicher vier Sonntagsverkäufe haben die Kulmbacher Händler ihre Wünsche auf drei reduziert.
Die Händler seien auf die Umsätze angewiesen, sagt Völkl. Sie wüssten, dass Verdi Klage erheben und die Veranstaltung möglicherweise zu Fall bringen könnte. „Wenn die Händler das beantragen, wird das Anliegen im Stadtrat behandelt. Dort wurde jetzt eine Entscheidung getroffen. Nun muss man abwarten, was weiter passiert“, erklärt Helmut Völkl.