Kämmerer Dörfler: "Es hat weh getan"

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Kämmerer Roland Dörfler sitzt zwischen den Stühlen. SPD und Freie Wähler wollen eine Erhöhung seiner Bezüge nicht mittragen. Sogar die Verabschiedung des Haushalts drohte daran zu scheitern. Foto: Andreas Harbach Foto: red

CSU-Bürgermeisterin Simone Kirschner möchte ihre Mitarbeiter nach Leistung bezahlen und obendrein sparen, indem Stellen gestrichen werden. In der oberen Verwaltungsebene. Zweimal ist sie in den letzten Jahren mit einem derartig leistungsbezogenen Stellenplan im Haushalt gescheitert. Ihre Vorstellung, aus Amtsschimmeln Rennpferde zu machen, ließen SPD und Freie Wähler platzen. Zweimal. Dazwischen einer, um den sich am Schluss alles dreht, über den alle reden. Die Geschichte eines vermeintlichen Bauernopfers, des Kämmerers Roland Dörfler.

 
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Sie sind seit 1974 Beamter, kamen aus dem Landesamt für Finanzen, waren 18 Jahre lang Wegbegleiter des früheren Bürgermeisters Hans Dötsch. Wie geht es Ihnen jetzt?

Roland Dörfler: „Ich bin schon frustriert. Es hat weh getan. Vor allem auch weil Dötsch mir öffentlich rechtliche Schritte wegen Rufschädigung angedroht hatte. Das war letztes Jahr.“

 

Kam die Anzeige?

Dörfler: Nein. Ich nehme es dennoch ernst, wenn ich persönlich angegriffen werde.

 

Können Sie sich erklären, weshalb Hans Dötsch sich so verhält?

Dörfler: Nein. Ich weiß nicht, ob das Futterneid ist oder ein Denkzettel sein soll. Richtig erschrocken bin ich aber, als sich bei der Abstimmung über den Haushalt 2018 herausstellte, dass SPD und Freie Wähler gewillt sind, den Krippenanbau in Altenplos (der eng verknüpft war mit der Genehmigung des Haushalts, Anmerk. d. Red.) zu kippen. Da war ich schon sprachlos.

 

Sie werden nach A11 bezahlt und sollten auf A12 hochgestuft werden. Das ist ungewöhnlich. Die meisten Kämmerer erhalten A11. Wie kam es überhaupt dazu? Ist ihr Aufgabenfeld so üppig?

Dörfler: Ja. Man hat mir immer mehr draufgeknallt. Im Mai 2014 habe ich die komplette konstituierende Sitzung von Bürgermeisterin Simone Kirschner vorbereitet, das macht normalerweise das Hauptamt. Die Beitrags- und Gebührensatzung habe ich nach neun Änderungssatzungen ausgearbeitet, habe fünf EDV-Umstellungen von Hard- und Software begleitet, komplett mit Ausschreibung und teils Einrichtung, habe 2016 die Straßenausbaubeitragssatzung (SABS) komplett ausgearbeitet, das macht normalerweise das Hauptamt, betreue 85 Versicherungen der Gemeinde, einschließlich der Schadensfälle,  mache die Mittelschulabrechnung mit Eckersdorf, Schulbusabrechnungsplan, die Online-Abrechnung mit der Kindertagesstätte, die Personalverwaltung mit Urlaub, Arbeitsverträgen, Rufbereitschaft, Bruttolohnabrechnung, Vereinsförderung für 30 Vereine und so weiter.

 

Wie viel Stunden arbeiten sie in der Woche?

Dörfler: Ganz normal. 40 Stunden. Das hat auch mit der Erfahrung zu tun, die man inzwischen hat. Früher habe ich für eine Steuererklärung vier Stunden gebraucht, heute geht das in einer halben Stunde.

 

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Sie sagen: „Das macht normalerweise das Hauptamt.“ Wer wäre also eigentlich dafür zuständig gewesen?

Dörfler: Der Verwaltungsleiter, den ich oft vertreten musste. Vielleicht hat er auch gerade eine Kur gemacht. Ich habe nicht nein gesagt. Es hieß, das ist deine Aufgabe. Oder auch: das ist EDV. Im Rathaus hieß es, was mit Geld und EDV zu tun hat, das macht der Dörfler.“ In einem kleinen Rathaus ist das halt so. In der Zwischenzeit hat sich das geändert, da es einen klaren Geschäftsverteilungsplan seit 1. März 2017 gibt."

 

Fühlen Sie sich ausgebeutet?

Dörfler: Nein.

 

Wie ist die Zusammenarbeit mit Frau Kirschner?

Dörfler: Sehr gut. Ich kann nichts Negatives finden. Sie steht richtig hinter mir. Das heißt, sie kommt ihrer Fürsorgepflicht nach und steht hinter dem Mitarbeiter Dörfler, aber nicht, um mir in den Hintern zu treten.

 

Heißt das, die Arbeit wird auf viele Schultern verteilt?

Dörfler: Ja. Wir haben nach dem Ausscheiden des Verwaltungsleiters im Oktober 2016 niemanden neu eingestellt. Und unser Kassenverwalter beispielsweise ist ja auch nebenbei Standesbeamter. Es werden schon alle mehr belastet. Deshalb habe ich mich auch zunächst gegen eine Beförderung gewehrt. Habe gesagt, der Dörfler soll erst zeigen, dass er den Laden schmeißen kann. Und auch als Kämmerer war ich zuerst gegen eine Beförderung. Ein Kämmerer muss mit gutem Vorbild vorangehen. Ein Beamter hat grundsätzlich keinen Anspruch auf Beförderung. Es ist gängige Praxis, einen Beamten eine höhere Stelle besetzen zu lassen, ihm aber zunächst sein bisheriges Gehalt weiter zu zahlen.

 

Und dann haben Sie sich umentschieden?

Dörfler: Zunächst reicht mir die pure Ausweisung im Stellenplan. Es war zwar 2017 auf dem Papier ein Titel ohne Mittel, aber eine Anerkennung durch den Arbeitgeber. Eine eventuelle Beförderung Ende 2018 oder 2019 hätte ausgereicht, weil ich dann weniger als zwei Jahre in Stufe A 12 bezahlt worden wäre.

 

Weshalb?

Dörfler: Ich bin Jahrgang 1956. Am 1. August 2020 kann ich in Pension gehen. Und nach Beamtenrecht errechnet sich die Pension nach dem, was in den letzten zwei Jahren bezahlt wurde. Und das wollte ich nicht. Dann hätte ich nämlich von der Erhöhung bis zu meinem Tod profitiert. Verglichen mit der Vorgehensweise in der freien Wirtschaft ist das für mich nicht richtig. Dort errechnet sich die Rente aus dem durchschnittlichen Verdienst über die ganze Arbeitszeit hinweg.

 

Wieviel mehr hätten Sie denn erhalten, wenn es zur Höherstufung gekommen wäre?

Dörfler: Nach der jüngsten Erhöhung (am 7. März) beträgt der Unterschied in 2018 zwischen A 11 und A12 genau 428 Euro brutto.

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