In Mitteleuropa unsichtbar
Wegen der flach zum Horizont verlaufenden morgendlichen Sonnenbahn kann der flinke Planet sich nicht in der Morgendämmerung durchsetzen und bleibt in Mitteleuropa unsichtbar. Aber in südlichen Ländern kann man Merkur in der letzten Aprilwoche am Morgenhimmel zu Dämmerungsbeginn knapp über dem Osthorizont erspähen.
Vom 16. bis 25. April sind die Sternschnuppen der Lyriden zu erwarten. Ihr Ausstrahlungspunkt liegt im Sternbild Leier. Das Maximum tritt in der Nacht vom 22. auf 23. ein. Dabei flammen bis zu zwanzig Meteore pro Stunde auf. Bei den Lyriden handelt es sich um schnelle Sternschnuppen, die mit Geschwindigkeiten um 50 Kilometer pro Sekunde - das sind 180 000 Kilometer pro Stunde - in die Erdatmosphäre eindringen und verglühen. Eine Reise von der Erde zum Mond würde bei dieser Geschwindigkeit nur zwei Stunden dauern.
Sternenregen im Frühjahr
Als Quelle der Lyriden wurde der Komet Thatcher (C/1861 G1) ausgemacht. Er umrundet die Sonne auf einer langgestreckten Ellipsenbahn in 415 Jahren. Entdeckt wurde der Komet am 4. April 1861 von Albert E. Thatcher von Manhattan (New York) aus. Thatcher war Amateurastronom und hatte sich von einem Freund ein Fernrohr ausgeliehen.
In manchen Jahren gab es deutlich höhere Fallraten. So wurden 1982 in Nordamerika 250 Lyriden pro Stunde gezählt. Einen regelrechten Ausbruch gab es 1922, als in Polen bis zu 600 Meteore in einer Stunde registriert wurden. Die Aktivitäten der Lyriden lassen sich weit in die Vergangenheit verfolgen. So berichtete der chinesische Provinzfürst Zhuang im Jahre 687 vor Chr., dass es im Frühjahr „Sterne regnete“.
Der Komet ist inzwischen teilweise zerfallen. Manche Trümmerwolken sind durch die Schwerkraft der großen Planeten in neue Bahnen gezwungen worden. Mit Überraschungen kann gerechnet werden, was die Häufigkeit der Sternschnuppen betrifft. Die beste Beobachtungszeit sind die Stunden nach Mitternacht, wenn Wega in der Leier im Nordosten steht. Diesmal stört auch kein Mondlicht die Beobachtung der Lyriden: Am 22. und 23. ist der zunehmende Halbmond schon untergegangen, wenn man in den frühen Morgenstunden nach den Lyriden Ausschau hält.
Wagen über den Köpfen
Am 16. tritt um 3.57 Uhr die Neumondphase ein. Vollmond wird am 30. um 2.58 Uhr erreicht. Der helle, glänzende Vollmond steht dabei im Sternbild der Waage. Südlich vom Mond sieht man den Riesenplaneten Jupiter, der trotz blendendem Mondschein deutlich zu erkennen ist.
Am abendlichen Fixsternhimmel sieht man die sieben Sterne des Großen Wagens direkt über unseren Köpfen. Der Große Wagen ist kein offizielles Sternbild, sondern nur Teil des Großen Bären. Bei klarem Himmel und ohne störende irdische Lichter kann man dieses Bild voll erfassen. Denn der Kopf und die Tatzen der Bärin - es ist die Kallisto, Gespielin des Göttervater Zeus - werden nur von lichtschwachen Sternen angedeutet, die am aufgehellten Stadthimmel kaum auszumachen sind. Der deutlich sichtbare Wagenkasten markiert den Schinken der Bärin, die drei Deichselsterne bilden den Bärenschwanz.
Im Westen versinken die Wintersternbilder. Sirius im Großen Hund ist bereits untergegangen. Orion geht eben unter, ebenso der Stier mit seinem rötlichen Augenstern Aldebaran. Im Südwesten fällt Prokyon, Hauptstern des Kleinen Hundes, auf. Noch hoch im Westen sind die beiden Sternenketten der Zwillinge auszumachen.
Der kleine König
Durch den Meridian marschiert gerade der Löwe, Leitsternbild des abendlichen Frühlingshimmels. Er ist leicht zu erkennen: Ein großes Sternentrapez markiert den Rumpf, ein kleines an der Nordwestecke aufgesetztes Trapez stellt den Kopf des Löwen dar. Der Löwe ist Mitglied im ausgewählten Zirkel der Tierkreisbilder, durch die Sonne, Mond und Planeten wandern.
Der Hauptstern des Löwen heißt Regulus, was „Kleiner König“ bedeutet. Regulus ist eine heiße, bläulich-weiß strahlende Sonne in 77 Lichtjahren Entfernung. In der Nacht vom 24. auf 25. April wandert der zunehmende Mond knapp nördlich am Regulus vorbei. Die engste Begegnung findet in der letzten Stunde vor Mitternacht statt. In dieser Nacht kann man gut verfolgen, wie schnell der Mond durch die Sternbilder wandert. Nur 27 Tage und knapp acht Stunden benötigt unser Nachbar im All, um einmal die Erde zu umrunden. Am 22. Mai kommt er wieder am Regulus vorbei.
Der mit dem Bären
Halbhoch im Nordwesten blinkt die gelbe Kapella im Sternenfünfeck des Fuhrmanns. Das Auge erblickt jedoch ein Sechseck. Der südlichste Stern dieses Sechsecks gehört aber zum Sternbild Stier und deutet das nördliche Stierhorn an. Dieser Stern heißt Al Nath und ist in Sternkarten unter der Bezeichnung Beta Tauri zu finden.
Ein intensiv orangerot strahlender Stern fällt hoch im Südosten auf. Es ist Arktur, der Bärenhüter, Hauptstern im Bild des Bootes, dem Rinderhirten. Arktur gehört zu den fünf hellsten Sternen am irdischen Firmament. Im täglichen Himmelsumschwung folgt Arktur stets dem Großen Bären, den er gewissermaßen antreibt.
Den Platz im Südosten nimmt das Sternbild Jungfrau ein. Im Gegensatz zu Arktur leuchtet ihr Hauptstern Spica bläulich, ein Hinweis aus die hohe Temperatur dieser Sonne in 270 Lichtjahren Entfernung. Die drei Sterne Regulus, Arktur und Spica bilden das leicht einprägbare Frühlingsdreieck.
Die Sonne wandert entlang dem aufsteigenden Ast ihrer Jahresbahn. In den frühen Morgenstunden am 19. wechselt sie aus dem Sternbild Fische in das Sternbild Widder. Einen Tag später tritt sie in das Tierkreiszeichen Stier. Die Mittagshöhe der Sonne nimmt um zehn Grad zu, die Tageslänge wächst um eindreiviertel Stunden.